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Horror Factory 10 - Rachegeist

Horror Factory 10 - Rachegeist

Titel: Horror Factory 10 - Rachegeist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Endres
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River Oaks.
    Haus.
    Wintergarten.
    Garagen.
    Garten.
    Pool.
    Beeindruckend, bedenkt man, dass das alles mit ein paar Geschichten bezahlt wurde.
    Hilft mir gerade jedoch nicht viel.
    Unversehens fällt mir ein, dass ich schon als Kind immer aufs Dach geklettert bin, wenn ich etwas ausgefressen hatte oder meine Eltern sich gestritten haben.
    War früher immer eine Art Rückzugsort für mich.
    Schon seltsam.
    Manche Dinge ändern sich wohl nie.
*
    Die letzten Monate meines Lebens gehörten der Angst.
    Wenn ich nicht gearbeitet habe, fürchtete ich mich.
    Davor, dass das Ende zu früh kommen könnte.
    Ehe ich mit dem Roman fertig wäre.
    Und nun sucht mich als Geist ein familiäres Schreckensgespenst ohne viel Brüderlichkeit heim.
    Wieder fürchte ich mich davor, dass es zu schnell vorbei ist.
    Bevor ich mich an Elizabeth und Marc gerächt habe.
    Dass ich wohin auch immer weiterziehe oder mich im Nichts auflöse und meine Rache ausbleibt.
    Diese Furcht ist größer als die Angst vor den Schmerzen.
    Der Pein.
    Dem Mitleid.
    Den Qualen.
    Dem Tod.
    Allerdings ist Selbstmitleid jetzt auch fruchtlos.
    Ich muss handeln.
    Das Beste aus meiner verbleibenden Zeit machen.
    Außerdem habe ich es satt, mit der Katze zu streiten.
    Mindestens so satt, wie Marc und Elizabeth hinterherzuspannen, die ihre neu gewonnene Freiheit in vollen Zügen genießen.
    Im ganzen Haus.
    Im Liegen.
    Im Stehen.
    Im Sitzen.
    Ich muss hier weg.
    Also zische ich aus dem Haus, die Einfahrt runter und durch die Straßen zum Haus meiner ältesten Tochter Denise.
    Wie schreibt Paul Auster?
    Wer sich der Bewegung der Straßen überlässt, ist imstande, der Verpflichtung zu denken zu entgehen, was im Inneren mehr Frieden und Leere bringt als sonst etwas.
    Recht hat er.
    Aus Gewohnheit und der Notwendigkeit heraus, meine Gedanken zum Schweigen zu bringen, folge ich dem vertrauten Straßenverlauf.
    Dem Weg, den ich so oft gefahren bin, seit Denise und ihr Mann Mike das Haus gekauft haben.
    Ich erreiche es dennoch schneller, als es mir früher selbst dann möglich gewesen wäre, wenn ich den Mercedes mit Höchstgeschwindigkeit durch die Straßen gejagt hätte.
    Im Haus ist es still.
    Schlafen wohl noch alle.
    Es fällt mir schwer, mit Sicherheit zu sagen, was für ein Tag heute ist.
    Kann mich einfach nicht mehr konkret erinnern, wenn es um Uhrzeiten und Daten geht.
    Was für ein Tag war gestern?
    Der Tag, an dem ich gestorben bin.
    Es fällt mir nicht ein.
    Fängt es so an?
    Das Auflösen, meine ich?
    Ich versuche, mich zusammenzureißen.
    Die leeren Straßen.
    Die Stille im Haus.
    Bestimmt Wochenende.
    Samstag oder Sonntag.
    Um meine Theorie zu überprüfen, entschließe ich mich, einen Blick ins Schlafzimmer von Denise und Mike zu werfen.
    Ich verwerfe den Gedanken auf halbem Weg durch die Zwischendecke und sinke wieder zurück in die Küche.
    Ins Schlafzimmer meiner ältesten Tochter und ihres Ehemannes reinzuplatzen, ist vielleicht keine gute Idee.
    Ich glaube, ich habe gerade herausgefunden, dass auch Geister schaudern können.
    Hat sich jedenfalls so angefühlt.
    Sicherheitshalber warte ich unten, bis Denise, Mike und die Kinder zum Frühstück runterkommen.
    Da höre ich das Tapsen breiter Pfoten.
    Georgie kommt aus dem Wohnzimmer in die Küche, und ich fürchte schon, dass mir die nächste Unterredung mit einer tierischen Randfigur meines alten Lebens bevorsteht.
    Allerdings läuft der große Golden Retriever an mir vorbei zu seinem Napf und schlabbert geräuschvoll Wasser.
    »Du siehst mich nicht, oder?«, frage ich dennoch.
    Nur zur Sicherheit.
    Georgie reagiert nicht.
    Meine Dankbarkeit kennt keine Grenzen.
    Die Herd-Uhr hilft mir dabei, diesmal die Zeit im Blick zu behalten, sodass ich weiß, wie lange ich hier unten warte.
    Eine Stunde.
    Eine todlangweilige Stunde, sozusagen.
    Als Erster kommt Mike in die Küche.
    Er trägt nur Shorts und ein ausgewaschenes T-Shirt.
    Kratzt sich im Schritt.
    Setzt Kaffee auf.
    Deckt eher lieblos den Tisch.
    Schüsseln.
    Löffel.
    Gläser.
    Orangensaft.
    Milch.
    Die große Packung Froot Loops.
    Als Nächstes kommen Jess und Danny runter.
    »Wo ist Mommy?«, fragt Danny mit dem für Dreijährige typischen Anspruch auf die ritualartige Konstanz des Lebens.
    »Mommy bleibt noch ein bisschen im Bett, sie ist noch müde«, sagt Mike, während Jess sich mit der wortkargen Selbstständigkeit einer Fünfjährigen Milch und bunte Ringe in die Schüssel schüttet.
    »Wegen Grandpa«, erklärt sie ihrem Bruder von oben

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