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Horror Factory 10 - Rachegeist

Horror Factory 10 - Rachegeist

Titel: Horror Factory 10 - Rachegeist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Endres
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herab.
    Danny nickt pflichtschuldig und schweigt verwirrt.
    »Ja, wegen Grandpa«, seufzt Mike indes und holt zwei große Tassen und die Zuckerdose aus einem der Hängeschränke.
    Ich bedaure es, nie mehr den Geruch von Kaffee am Morgen genießen zu können.
    Noch viel mehr bedaure ich jedoch den Kummer, den ich Denise und meinen Enkeln bereite.
    Endlich betritt meine Tochter die Küche.
    Sie trägt einen dunkelblauen Bademantel und tiefe Augenringe in derselben Farbe.
    Sie sieht aus, als könne sie sich nur gerade so mit letzter Kraft auf den Beinen halten.
    Ich schwebe sofort zu ihr hin.
    Umschwärme sie wie ein Kolibri.
    Umarmen kann ich sie ja nicht.
    »Es tut mir so leid, Schätzchen«, sage ich aufrichtig.
    Niemand hört es.
    Denise schlurft durch mich hindurch.
    »Hey«, macht Mike und küsst Denise sanft.
    »Hey«, macht Denise müde und saftlos.
    »Mommy!«, jubelt Danny, den Mund voller Froot Loops.
    »Morgen, mein Schatz«, sagt Denise, ringt sich ein kurzes Lächeln ab und küsst Danny auf den wirren Haarschopf.
    »Morgen Große«, fügt sie hinzu und wiederholt das Ganze bei Jess, die sich stoisch ihrem Frühstück widmet.
    Ich beobachte Denise dabei, wie sie Mike die Kaffeetasse abnimmt und vorsichtig schlürfend an die Lippen setzt.
    Ihre Niedergeschlagenheit macht mich fertig.
    Bisher habe ich mir meistens gewünscht, jemanden Gewalt anzutun.
    Marc.
    Elizabeth.
    Der Katze.
    Gerade wünsche ich mir mehr als alles andere, meine Tochter in den Arm nehmen zu können.
    »Wollt ihr mit Georgie kurz in den Garten gehen?«, fragt Mike die Kinder, deren Schüsseln bereits leer geputzt sind.
    Sie nicken – Danny enthusiastischer als Jess.
    Als die Kleinen mit dem Hund im Garten verschwunden sind, tut Mike, was ich tun möchte, und nimmt Denise in den Arm.
    »Wie geht es dir?«, fragt er leise und riecht an ihrem Haar, worum ich ihn ehrlich beneide.
    »Nicht gut«, antwortet Denise und schließt für einen Moment die Augen.
    »Deine Mutter?«
    »Ja.«
    Gebannt verfolge ich den Wortwechsel.
    Müsste ich noch atmen, würde ich die Luft anhalten.
    »Sie hat Marc bereits bei sich einziehen lassen«, sagt Denise bekümmert. »Dad war ein schwieriger Mensch, der sich nur für seine Bücher interessiert hat, aber … das hat er nicht verdient. Das ist taktlos.«
    »Es ist ihr Leben«, sagt Mike diplomatisch.
    »Ja«, erwidert Denise. »Aber er war auch mein Vater.«
    »Kein guter.«
    »Trotzdem.«
    Ich bin fassungslos.
    Sprachlos bin ich ja eh, mehr oder minder.
    Nicht nur, dass Denise nun dieselben Anschuldigungen hervorbringt wie ihre Mutter.
    Anscheinend hat sie auch von Elizabeth und Marc gewusst.
    Aus Gewohnheit schwebe ich zum Frühstückstisch und lasse mich kraftlos auf Dannys Stuhl nieder.
    Natürlich gleite ich einfach durch das Holz und muss mich zusammenreißen, da ich mich sonst im Keller wiederfinde.
    Die Kinder kommen zurück und nehmen lärmend die Couch im Wohnzimmer in Beschlag, um sich den Cartoons zu widmen.
    Da es mir vor dem graut, was Denise noch sagen könnte, schwebe ich durch die offen stehende Zwischentür zum Sofa, wo ich einzig und allein daran denken kann, was ich sagen würde, wenn ich die Gelegenheit hätte, mich zu rechtfertigen.
    Für meinen Selbstmord.
    Und für alles andere.
    Im Fernsehen läuft eine Serie über ein paar Schildkröten, die mit Schwertern und anderem Kram gegen einen Roboter kämpfen.
    Mir kommt eine Idee.
    Ich bewege mich auf den breiten Flachbildschirm zu.
    Schwebe ganz dicht davor.
    Es prickelt nicht mal.
    Dann gebe ich mir einen Ruck und gleite in den Fernseher.
    Wieder spüre ich ein starkes Schwindelgefühl, als ich mich wohl intuitiv dem beengten Inneren des Geräts anpasse.
    Ich schüttle das Gefühl ab und orientiere mich.
    Konzentriere mich.
    Auf den Bildschirm.
    Auf die Erinnerung meines eigenen Gesichts im Spiegel.
    Meine hohe Stirn.
    Meine griechische Nase.
    Meinen schmalen Mund.
    Als würde ich mit meinen Erinnerungen töpfern.
    »Mommy! Komm schnell!«, höre ich aus weiter Ferne Dannys helle Stimme.
    »Mommy ist wieder ins Bett«, sagt Mike einen Augenblick später. »Was ist denn, Champ?«
    »Da!«, antwortet Danny, und ich habe allmählich den Eindruck, als würde ich wie durch ein Aquarium sehen.
    Wie sie alle auf dem Sofa sitzen und auf den TV starren.
    Habe ich es geschafft?
    Sehen sie mein Gesicht auf dem Bildschirm?
    Ich strenge mich noch etwas mehr an, auch wenn ich nicht einmal genau in Worte fassen kann, was ich eigentlich mache.
    Purer

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