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Horror Factory 13 - Epitaph

Horror Factory 13 - Epitaph

Titel: Horror Factory 13 - Epitaph Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marrak
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sie.«
    Offenbar redete er von der Sekundenfrau, deren Namen ich noch immer nicht kannte, obwohl wir Minute für Minute intime Berührungen austauschten.
    »Ich erinnere mich wieder«, verkündete sie, als sie mich erneut überrundete.
    »Woran?«
    Ihr warmer Körper strich über meinen. »An meine Herkunft«, sagte sie und neigte den Kopf zur Seite, als wolle sie mir einen Kuss auf die Lippen hauchen, bevor die Berührung endete.
    »Und woher stammen Sie?«
    »Aus Selekeon.«
    Der Name sagte mir nichts. »Wo liegt das?«
     »Auf Azium, im Süden von Habriet, am Kopf des Fharal …« Sie stockte und riss die Augen auf, als würde sie etwas Schreckliches sehen. »Dem … » Sie keuchte, als bekäme sie keine Luft, dann begann sie zu weinen und wurde eins mit den Schatten. Ihr Schluchzen geisterte durch die Dunkelheit herab.
    »Die wilden Galaxien sind Dämonen aus brennenden Wolken«, begann Lodewejk wieder zu faseln. »Der Tod erduldet alle denkbaren Stimmen im Nebel …«
    Ich zog die Stirn kraus. »Was ist der Fharal?«, fragte ich, bemüht, trotz seines absurden Gefasels taktvoll zu bleiben. »Ein Fluss? Ein Berg?«
    »Ein Wurm, der knurrt!« Der Stundenzeiger stieß ein Meckern aus.
    Ich ließ meinen Blick in die Ferne schweifen. Das Rhodeta des nächstgelegenen Knochenturms befand sich in für irdische Verhältnisse beachtlicher Entfernung, doch hier gab es kaum Geräusche, die den Schall schluckten.
    »Hey!«, rief ich so laut, dass die Sekundenfrau neben mir erschrocken zusammenzuckte. »Hallo, dort drüben!« Was meine Stimmbänder erzeugten, klang nicht unbedingt menschlich. Ein armlanger Kehlkopf und ein zehn Meter hoher Brustkorb erzeugten Töne, die an ein brüllendes Rhinozeros erinnerten.
    Die Sekundenfrau blickte mich an, als hätte ich den Verstand verloren, ein Ausdruck, der in einem drei Meter langen Gesicht äußerst dramatisch wirkte. »Hören Sie auf damit!«, rief sie von der anderen Seite des Zifferblattes herüber.
    »Wieso?«
    »Es ist verboten!«
    Ich verdrehte die Augen. »Können Sie mich verstehen?«, schrie ich hinüber zur gegenüberliegenden Turmuhr.
    » Silencio!« , antwortete einer ihrer Zeiger schließlich.
    »Woher kommen Sie?«, rief ich, während der Stundenzeiger über mir zusammenhanglosen Kokolores von sich zu geben begann. »Spanien? Lateinamerika?«
    »Cállate, chiflado!« 1 , brüllte ein zweiter Zeiger von einem anderen Turm. »Acaben a este imbécil!« 2 Seine Stimme überschlug sich fast.
    »Damare, baka!« 3 , vernahm ich einen Ruf aus noch größerer Entfernung.
    Ich kiff die Augen zusammen. »Können Sie mich verstehen?«
    »Kurutta Adema ni damare to ie!« 4 , kam es zurück.
    »Sprechen Sie meine Sprache?«
    »Díganle a su minutero que debería cerrar el pico!« 5 , rief der Zeiger, der als Erster geantwortet hatte. Augenblicke später geisterten aus allen erdenklichen Richtungen wütende Stimmen herbei: »Shut up, bugger!« – »Ta gueule!« – »Bìzuǐ!« – »Rot Sakroj!« …
    »Bitte seien Sie still!«, flehte die Sekundenfrau, als sie wieder einmal über mich hinwegstrich. »Sie stören den Einklang der gesamten Kolonie!«
    »Ich hänge nicht freiwillig hier«, gab ich zurück. »Und ich glaube, die meisten anderen teilen dieses Schicksal.«
    »Sie verstehen das nicht …«
    »Darum suche ich nach Antworten. Wie kommt es, dass wir drei dieselbe Sprache sprechen, die Zeiger der anderen Uhren aber Spanisch, Englisch, Koreanisch oder weiß der Teufel was?«
    »Japanisch«, nuschelte der Stundenzeiger.
    »Weil wir im Zentrum vereint sind.«
    Mein Blick wanderte in die Schwärze jenseits meiner Hüfte.
    »Der Wahnsinn zerfrisst Fragmente«, fuhr Lodewejk mit seinem dadaistischen Monolog fort. »Stürme zerfallen, ein Lachen tötet den gewaltigen Quasar.«
    »Haben Sie« – einen Dachschaden, hätte ich ihn am liebsten gefragt – »eine Ahnung, wer oder was für diese Jenseitsburleske verantwortlich ist?«
    »Vielleicht Zervan? Vielleicht Aion? Vielleicht Tai-sui-xing?«
    »Dann richten Sie ihm aus, dass ich mit ihm sprechen will.«
    Lodewejk zwinkerte mir zu. Falls ich sein Grinsen richtig deutete, schien ihm meine körperliche Nähe keineswegs unangenehm zu sein. Tröstend war einzig die Gewissheit, dass ich ihm den Rücken zukehrte.
    »Angst, mir auf der Pelle zu liegen?«, fragte er, als ich schließlich über ihn geschoben wurde. »Keine Sorge, dort unten wohnt kein kleiner Buddha …« Ich starrte kommentarlos geradeaus. Auch die Sekundenfrau schien

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