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Horror Factory 13 - Epitaph

Horror Factory 13 - Epitaph

Titel: Horror Factory 13 - Epitaph Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marrak
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Blick verschreckt, was ihre in die Länge gestreckte Physiognomie ein noch fratzenhafteres Aussehen verlieh. »Was haben Sie getan?«, fragte sie. Ihre Stimme zitterte. »Wo waren Sie?«
    »Wann?«
    »Vorhin. Ihr Adema war fast eine halbe Stunde lang verschwunden, bis gerade eben.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Sie waren fort«, rief sie. »Alles von Ihnen. Wir befürchteten bereits, Sie seien abgebrochen.«
    »Soll das heißen, mein Platz war leer?«, rief ich ihr nach.
    »Alles ging seinen gewohnten Lauf – nur ohne Sie. So etwas ist noch nie passiert. Ich wusste gar nicht, dass es überhaupt möglich ist …«
    »Was ist mit meinem Vorgänger geschehen?« Die Sekundenfrau wirkte irritiert, als sie sich wieder näherte. »Oder mit meiner Vorgängerin?«, fügte ich hinzu. Ratlose Blicke. »Ich meine, wer oder was sorgte für die Balance, als ich noch nicht hier war? Irgendjemand oder irgendetwas muss doch die Minuten gezählt haben. Und falls ja, was ist mit ihm geschehen?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Wie können Sie es nicht mehr wissen, nachdem Sie Minute für Minute über ihn hinweggeglitten waren; Tag für Tag, Jahr für Jahr? So etwas vergisst man doch nicht …«
    »Ich – erinnere mich nicht mehr.« Sie wandte den Blick ab. »Tut mir leid.«
    »Haben Sie den Namen Angkor schon einmal gehört?«, fragte ich sie bei der nächsten Umrundung. »Oder Khmer?«
    »Nein.«
    »Und Kambodscha?« Ich sah ihr erwartungsvoll nach. »Vielleicht Australien, China, Asien oder Europa?«, versuchte ich es mit weltbekannten Namen. »Stockholm, New York, Rom, London. Das muss Ihnen doch irgendetwas sagen …«
    »Ich kann mich wirklich nicht erinnern«, wich sie aus. Ihre Stimme zitterte, Tränen schimmerten in ihren Augen. »Hören Sie auf, mir solche Fragen zu stellen!«
    Grübelnd sah ich ihr nach und fühlte mich zunehmend unwohl. Irgendetwas stimmte nicht. Mein Puls raste, Schweiß stand mir im Gesicht, aber es waren keine libidinösen Symptome. Ich fühlte ein Pochen unter der rechten Schläfe, die Kopfhaut brannte und juckte.
    Der Stundenzeiger summte unbeteiligt vor sich hin. Ich hatte ihn fast überrundet, hing kurz vor der Zwei, während er die Vier passiert hatte. Also war hier tatsächlich eine knappe halbe Stunde vergangen. Einige Minuten mehr hätten mir allerdings die unangenehme Erfahrung eines minutenlangen Körperkontaktes mit ihm erspart. Sollte es sich bei diesem Wirrkopf tatsächlich um einen der von Naumann gesuchten Ākāsa handeln, so hatte dieser wohl den Verstand verloren.
    »Seien Sie still!«, rief ich, als sein Gesang zu einem hysterischen Lachen mutierte. Er verstummte und sah mich mit herausgestreckter Zunge an.
    »Wer sind Sie?«, fragte ich. »Können Sie sich an Ihren Namen erinnern, oder wie Sie an diesen Ort gelangt sind?«
    Der Greis zeigte zuerst keine Regung, dann ließ er seine klobige Zunge wieder im Mund verschwinden und zwinkerte mir zu. »Seit die Drogen schlafen, glänzen die Wände und die Mädchen. Wölfe, Gänge, Sterne, alles erwacht«, faselte er und wirkte erfreut darüber, dass ich mit ihm redete. Ich gab es auf und suchte den Sekundenzeiger.
    »In meiner augenblicklichen Position ist alles sehr unübersichtlich«, erklärte er unerwartet rational.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Nun, ich hänge über dem Haus des Astar , Sie über dem Palast des Mahrem . Das ist eine sehr ungünstige Konstellation, um Fragen zu beantworten. Die Schwerkraft zerrt von innen, das tut den Salamandern nicht gut. Aber glauben Sie mir, sie braucht Sie …«
    »Wer?«
    »Erwacht die Freude, schwanken die Monolithen. Entflammen die Schwerter, ist der Krieg ein göttlicher Zyklus. Die Kette schreit, das Messer erfriert.« Er lächelte.
    »Danke.« Ich machte mir ernsthaft Gedanken, ob sein Schwachsinn ansteckend sein könnte. Es folgte ein Ruck, und ich hatte mich wieder eine Minute näher an den Verrückten herangeschoben.
    »Für einen Bruchteil meines Daseins war ich Lodewejk«, sagte der Stundenzeiger und betrachtete interessiert meine Nase. Hin und wieder schien der Kauz bei klarem Verstand zu sein. Wie um mich Lügen zu strafen, riss er den Mund auf und formte ihn zu etwas, das einem Staubsaugerstutzen ähnelte, dann stieß er ein lang gezogenes Wolfsheulen aus. Schließlich leckte er sich den Speichel von den Lippen und sah mich erwartungsvoll an. »Verstehen Sie?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, tut mir leid.« Das Brennen an meiner Schläfe wurde intensiver.
    »Erlösen Sie

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