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Horror Factory - Das Grab: Bedenke, dass du sterben musst! (German Edition)

Horror Factory - Das Grab: Bedenke, dass du sterben musst! (German Edition)

Titel: Horror Factory - Das Grab: Bedenke, dass du sterben musst! (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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mitunter hört. Menschen, die der Hexerei verdächtig sind und die in früheren Zeiten auf dem Scheiterhaufen brannten. Nein, von alledem habe ich nie auch nur das Geringste mitbekommen, und ich glaube nicht, dass man es vor mir hätte verbergen können. Als Kind hatte ich meine Augen und Ohren überall; verschlossene Türen zogen mich an wie Licht die Motten, und ich gab nicht eher Ruhe, bis ich wusste, was hinter einer solchen Tür lag.
    Mit zunehmendem Alter verkümmert auch die Neugierde, doch ist sie bei mir neu und stärker noch als jemals zuvor entflammt, seit … seit ich einem Geheimnis von wahrhaft weltbewegender Dimension auf die Spur gekommen bin. Ein makabres Geheimnis, wie ich wohl zugeben mag, aber gerade aus der damit verbundenen Morbidität zieht es einen ganz eigenen Reiz, eine Faszination, der sich auch ein abgeklärter Mann meines Alters nicht entziehen kann; es auch nicht will.
    Mir ist, als würde gerade dieses Rätsel mir über den erlittenen Verlust – Liz! – auf ganz eigene Weise hinweghelfen. Zum einen, indem es mir mein geliebtes Weib mit seinem Zauber erhält, sodass der Zahn der Zeit (die Fäulnis!) nicht an ihr nagt; zum anderen aber auch, indem es mich ablenkt und nach Möglichkeiten forschen lässt, ihm auf die Schliche zu kommen.
    Wobei mich aber auch die leise Sorge umtreibt, der Zauber könne in dem Moment, da ich ihn denn durchschaute, seine Kraft verlieren …
    Doch die Neugier ist größer als vage Sorge. Und so begebe ich mich eines Vormittags hinüber nach Stratford, um notwendig gewordene Besorgungen zu erledigen, die, seit ich allein lebe, nun auf meinen Schultern lasten.
    Meine ersten Schritte durch die Gassen sind noch befangen; ich war lange nicht mehr hier. Hinzu kommt, dass es mir unangenehm wäre, Martha oder Edmond über den Weg zu laufen. Und so blicke ich stets, so weit ich kann, die Straße hinab, die ich gehe, um noch rechtzeitig abbiegen oder umkehren zu können, sollte ich ihrer wirklich ansichtig werden.
    Ich grüße die Menschen, die mir begegnen, ernte meinerseits aber nur selten eine Erwiderung; in manchen Augen steht blankes Entsetzen, in anderen zumindest Verunsicherung.
    Man kennt sich in Stratford. Ich bin besser gekleidet als die meisten, die mich selbst dann begaffen, wenn sie den Anschein zu erwecken versuchen, dass sie mich gar nicht bemerken.
    Ich glaube zu begreifen, welcher Grund dahintersteckt. Gewiss hat der gute Burnett jedem, der seit seinem Besuch bei mir in seine Praxis kam oder zu dem er ins Haus musste, erzählt, was für ein eigenartiger Vorfall sich auf Crowley House zugetragen hat. Es kommt gewiss nicht jeden Tag vor, dass ein von ihm schon für tot Erklärter aus eigener Kraft noch einmal vom Totenbett aufspringt.
    Das erklärt die Scheu, mit der mir die Leute begegnen. Aber erklärt es auch die Furcht, die ich einigen einzuflößen scheine?
    Ich nicke zu mir selbst, als ich den Krämerladen erreiche. Was könnte in schlichten Gemütern mehr Angst schüren als das Jenseitige und alles, was damit verbunden ist?
    Der Krämer lächelt freundlich, als ich eintrete. Es ist das Lächeln einer Maske, die er bei jedem aufsetzt, von dem er sich bare Münze erhofft. Dass er als Einziger nicht wissen sollte, welches unsichtbare Stigma ich mit mir herumtrage, ist kaum vorstellbar; im Gegenteil: sein Laden ist in Stratford einer der Umschlagplätze für Neuigkeiten schlechthin, daran gibt es gar keinen Zweifel.
    Aber ich wahre den Schein ebenso wie er, gebe meine Bestellung auf und bitte darum, dass mir die Sachen noch im Laufe des Mittags geliefert werden. Als ich das Bündel Geldscheine zücke, mit denen ich bezahle, hellt sich seine Miene fast schon zur Normalität hin auf. Ich bezahle mehr, als die Waren kosten. Damit habe ich ihn endgültig an der Angel.
    Bevor ich gehe, frage ich wie beiläufig, ob er auch Tiere verkaufe. Er missversteht zuerst und bietet mir Hühner, Hasen und anderes mehr frisch aus der Schlachtung an, bis ich ihm erkläre, dass ich lebendige Tiere meine, vorzugsweise einen jungen Hund, einen Welpen am besten noch.
    Der Krämer bedauert. Aber er wäre nicht die Krämerseele, die er ist, würde er nicht sofort hinzufügen, dass er zufällig wisse, wo vor zwei, drei Monaten ein frischer Wurf zur Welt gekommen sei. Aber ich wolle bestimmt einen Bluthund, der mir das Gesindel vom Haus fernhält, und die Welpen, von denen er spreche, seien eher zutrauliche Beagle.
    Ich versichere ihm, dass ein Beagle genau das wäre, was ich

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