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Horror Factory - Das Grab: Bedenke, dass du sterben musst! (German Edition)

Horror Factory - Das Grab: Bedenke, dass du sterben musst! (German Edition)

Titel: Horror Factory - Das Grab: Bedenke, dass du sterben musst! (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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anderes hinterlässt als staubfeine Überreste, winzige Kegel, die ich ohne große Mühe mit dem Mund in alle Richtungen blasen könnte!
    Aber nicht das Schicksal des kindlichen Leichnams ist es, was mich bis ins Mark schockt, sondern die Vorstellung, ich hätte in der Gruft so gewählt, wie es mein tiefstes Sehnen von mir verlangte – hätte statt nach meiner toten Schwester gleich nach Liz gegriffen und sie hierhergeschafft.
    Der Sherry benebelt meine Sinne und beeinträchtigt meinen Verstand. Wo liegt der Denkfehler? Was ist falsch an der von mir aufgestellten Theorie?
    Die Ratte in der Gruft: Sie war tot, als ich sie fand. Und sie erwachte wieder zum Leben, als ich sie aus der Gruft entfernte.
    Meine kleine Schwester war tot, als sie in ihr Grab gelegt wurde. Das war vor vielen Jahrzehnten schon. Und statt auch wiederzuerwachen, zerfiel sie einfach zu Staub!
    Ich selbst lebte, als ich in die Gruft ging. Und starb, nachdem ich dort bei Liz’ Sarg eingeschlafen war. Oder schlief ich gar nicht erst ein, sondern starb einfach? Jedenfalls fand ich wieder ins Leben zurück, nachdem auch ich aus der Gruft befördert worden war.
    Die Gruft ist der Schlüssel. Wie es scheint, konserviert sie darin Befindliches perfekt. Aber schafft sie das nur bei Totem, oder …
    … oder – tötet sie selbst?
    Was, wenn die Ratte keines natürlichen Todes starb und nicht schon seit Jahren hinter dem Sarkophag lag, ohne zu verwesen? Was, wenn sie hinter mir durch die offene Tür schlüpfte und sich versteckte und dann… und dann …
    … ebenso in Scheintotstarre verfiel, wie es mir widerfuhr?
    Dann wäre sie zu Lebzeiten dem seltsamen Todeszauber zum Opfer gefallen, dem auch ich anheimfiel. Und nur weil sie noch lebendig »konserviert« wurde, konnte sie nach Stunden außerhalb des Ortes, wo der Zauber wirkt, wieder ins Leben zurückfinden.
    Genau, wie es mir geschah!
    Mich überkommt das unbändige Verlangen, mich heute Nacht besinnungslos zu trinken. Anders lässt sich das, was ich glaube herausgefunden zu haben, wohl nicht ertragen. Und so begnüge ich mich nicht länger mit dem Glas in meinen Händen, sondern setze die Flasche an den Mund und trinke, trinke, trinke …
*
    Verkatert komme ich am nächsten Tag in ebenjenem Sessel zu mir, in dem ich mich ins Delirium soff. Mir ist speiübel, zumal mich die Erinnerung an meinen vergeblichen »Erweckungsversuch« überfällt.
    Auf dem anderen Sessel mir gegenüber liegt noch immer das Totengewand meiner Schwester, in dem sich der Staub sammelt, zu dem ihr kleiner Körper zerfallen ist, als hätte die betrogene Zeit sich doch noch dafür gerächt, dass sie ihm all die Jahre nichts hat anhaben können. In der Gruft war er sicher, konserviert für die Ewigkeit.
    Was habe ich ihr nur angetan?
    Ich richte mich auf, und der Schmerz pocht so heftig in meinem Schädel, als wollte er zerspringen. Die leere Sherryflasche, die noch auf meinem Schoß lag, rollt herunter und fällt zu Boden. Durch die Fenster des Kaminzimmers fällt typisch bleiernes Morgenlicht. Die Standuhr zeigt kurz vor sieben. Dass ich so früh wieder zu mir finde, überrascht mich nach allem, was ich mir in der Nacht zufügte.
    Auf wackligen Beinen begebe ich mich mit den sterblichen Überresten meiner Schwester zur Gruft. Ich habe sie in ein Holzkästchen getan, das ich in den Sarkophag stelle und danach wieder den schweren Steindeckel darüber schiebe.
    Auch die Särge meiner Eltern schließe ich auf diese Weise, nun, da mir sicher scheint, dass der Zauber der Gruft sie nicht gerettet haben kann – herübergerettet in meine Zeit.
    Gleiches gilt für Liz, und dennoch – bei ihr bringe ich es nicht übers Herz, sie meinen Blicken zu entziehen. Ich kann mich nicht sattsehen an ihrer Schönheit, und so bleibt ihr Sarkophag als einziger offen.

4
     
    Gegenwart
    Ich brauche nicht aus dem Fenster zu sehen, um zu wissen, dass der Wagen immer noch da steht. Es hat aufgehört zu regnen, aber von Sonne keine Spur. Ich brauche sie auch nicht. Meine Sonne ist schon vor hundert Jahren untergegangen und hat mir seither nie mehr geschienen.
    Ich gehe hinauf in den ersten Stock, wo mein Schlafzimmer liegt. So war es schon damals gewesen. In jenem anderen Haus, von dem nicht einmal mehr die Grundmauern stehen.
    Ich versuche, meine Ruhe zu bewahren. Ich war von Anfang an – trotz seiner Versprechungen, die sich jetzt als hohl erweisen – darauf vorbereitet gewesen, dass ich eines Tages untertauchen muss. Meine Tasche für diesen Fall

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