Horror-Hochzeit
diese Stelle für einen klassischen Knockout nutzen konnte. Rosa schüttelte den Kopf, ihre Augen bekamen einen glasigen Schein, dann wankte sie zurück und fiel ohnmächtig nach hinten. Bevor sie aufschlagen konnte, war ich bei ihr und fing sie auf. Das Hindernis war geschafft.
Dann merkte ich meine Verletzung. Die Hüfte brannte. Dort hatte mich die verfluchte Klinge ziemlich übel erwischt. Ich verdrehte den Kopf, schielte nach unten, sah dort den zerfetzten Stoff der Jacke und des Hemds, sowie das Blut, das aus der Wunde strömte.
Wie tief die Klinge in das Fleisch eingedrungen war, konnte ich nicht sehen, aber ich mußte die Wunde verbinden. Das Jackett zog ich aus, und riß mit viel Gewalt den rechten Hemdsärmel in Streifen. Es gelang mir, einen notdürftigen Verband anzulegen und die Wunde gewissermaßen zu verstopfen Für die nächste Zeit mußte er reichen Rosas Worte hatte ich nicht vergessen Klar und deutlich standen sie noch in meiner Erinnerung.
Ein Werwolf hatte sich unter die Gäste gemischt. Und nicht nur das, er war sogar neben der Braut der Hauptakteur des Abends. Zwar befanden sich die Conollys ebenfalls in den Ballräumen, doch ich wußte nicht, ob der gute Bill eine Silberkugel-Waffe eingesteckt hatte. Das war auch ein Risiko.
Den Weg hätte mir Rosa zeigen sollen Sie befand sich nicht mehr in der Lage.
Also ging ich allein…
***
Sheila Conolly blieb einsam, aber sie ließ sich ihre Sorgen nicht anmerken. Denn Sorgen machte sie sich um ihren Mann Bill hatte nur in den Wirtschaftsräumen nachschauen wollen. Aber dauerte so etwas wirklich länger als eine halbe Stunde?
So lange war der Reporter mittlerweile schon verschwunden Mit jeder Minute, die er wegblieb, wurde Sheilas Gedanken trüber. Sie hatte nicht mehr das strahlende Lächeln der Anfangszeit aufgesetzt, ihr Gesicht wirkte manchmal ernst und verschlossen.
Dies stellte auch Harold Lester fest, der Modemann. Er hatte Sheila lange gesucht und sie erst jetzt entdeckt. Gestikulierend schritt er auf sie zu.
»Meine Güte, hat Ihr Mann Sie schon wieder allein gelassen Sheila?«
»Ja.«
»Kann er das denn riskieren?« Sheila schaute zu Lester hoch. Der Modezar hatte getrunken Sein gerötetes Gesicht und die leicht glasig wirkenden Augen wiesen da rauf hin. Außerdem stand er nicht sehr sicher auf den Beinen, und das Lächeln auf seinen Lippen wirkte angespannt und unnatürlich.
»Er hat einen Bekannten getroffen und sich für einen Moment zurückgezogen.«
»Die Geschäfte, wie?« rief Lester laut.
»Leider.«
»Wo bleibt da die Gleichberechtigung?« Harold Lester nahm Sheilas Arm und zog sie zur Seite. »Ihr Mann redet über Geschäfte, und Sie wollen nicht mit mir ins Geschäft kommen. Das geht doch nicht, Sheila, dagegen muß man etwas tun.«
»Aber nicht heute.«
»Jede Sekunde ist kostbar. Wer weiß, wann wir wieder zusammenkommen. Ich fliege morgen abend nach Rom und von dort aus weiter nach Paris. Interne Messen neueste Mode, der Supertrend für das nächste Jahr. Das muß man gesehen haben Fliegen sie mit, Sheila! Sie kennen doch einige Leute aus der Branche.«
»Nein lassen Sie mal. Der kleine Ausflug in die Mode hat mir völlig gereicht.«
»Einmal ist keinmal. Starten Sie einen neuen Versuch. Ich habe bis heute noch nicht begriffen, weshalb Sie damals überhaupt aufgegeben haben.«
»Familiäre Schwierigkeiten«, log Sheila. »Es tut mir leid.«
Die Wahrheit sagte sie nicht, denn sie erinnerte sich noch zu genau an die schrecklichen Abenteuer, die sie in Paris erlebt hatte, als Lady X und die Mordliga eingriffen.
»Diese Episode ist wirklich vorbei, Harold. Vielleicht besuche ich als Privatperson mal eine Messe, aber nichts Geschäftliches. Glauben Sie mir.«
»Dann sind Sie es selbst schuld.«
»Möglich.«
»Wollen wir denn tanzen?« Lester erinnerte sich wieder an den eigentlichen Grund des Besuchs.
Sheila verdrehte die Augen und zauberte dennoch ein Lächeln auf ihre Lippen »Seien Sie mir sehr böse, wenn ich ablehne, Harold. Ich habe an diesem Abend so oft getanzt, daß ich meine Füße nicht mehr spüre.«
Lester nickte betrübt, wenn auch in seinen Augen der Schalk blitzte. »Ich sehe schon, bei Ihnen laufe ich gegen eine Wand.«
»Das dürfen sie nicht sagen Ich habe mich mit Ihnen am heutigen Abend am längsten unterhalten Sogar mehr als mit Bill.«
»Den haben Sie auch jeden Tag, aber mich nicht.«
»Das stimmt allerdings.«
»Darüber sind Sie froh, was?« Lester legte den Kopf zurück und
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