Horror-Hochzeit
lachte schallend.
Sheila neigte den Kopf. »Sie sind ein netter Kerl, Harold, aber manchmal auch anstrengend.«
»Dafür nie langweilig.«
Sheila hörte den versteckten Vorwurf aus der Stimme. »Das ist Bill auch nicht«, konterte sie.
»So meinte ich das nicht.«
Sie waren während des Gesprächs nicht stehengeblieben sondern in die Richtung gegangen, wo die Tische standen. Man hatte mehrere von ihnen zu einer langen Tafel zusammengestellt. Auf ihr lagen die Geschenke.
Der Bräutigam packte einige aus, während sich seine Frau mit einigen Adeligen unterhielt.
Harold Lester, der Modezar, hatte sich einer anderen Dame zugewandt. Sie war blutjung trug ein langes rotes Kleid mit einem gewagten Ausschnitt für tiefe Einblicke.
Sheila war froh, Lester beschäftigt zu sehen, so konnte sie für einen Moment mit ihren Gedanken allein sein Sie merkte es kaum, daß sie bald neben dem jungen Ehemann stand und sogar seine Stimme hörte. Er murmelte etwas vor sich hin, aber was war es nur für ein Murmeln? Sheila wurde aufmerksamer, denn sie glaubte, auch ein leises Knurren zu vernehmen.
Wie bei einem Tier…
Plötzlich rann es ihr kalt den Rücken hinab. Die Haut zog sich zusammen, und der Blick ihrer Augen wurde nachdenklich. Sie drehte den Kopf nach links, denn dort stand der Earl.
Der hatte Sheilas Ankunft ebenfalls bemerkt und in derselben Sekunde seinen Kopf in die entgegengesetzte Richtung gewandt. Ihre Blicke trafen sich.
Sheila tat nichts. Sie stand da und schaute. In ihrem Innern brodelte ein Vulkan. Die Augen des Mannes gefielen ihr nicht! Sie hatte den Earl oft genug an diesem Abend aus der Nähe gesehen und auch in seine Augen schauen können. Doch so wie diese hier hatten sie nicht ausgesehen. Der Ausdruck war ein anderer geworden!
Kalt, grausam und erbarmungslos. Ohne jegliches Gefühl. Ein gewisser Wille stand darin zu lesen.
Der Wille und die Sucht zum Töten!
Sheila hob den Arm. Gleichzeitig öffnete sie den Mund, während die Gedanken hinter ihrer Stirn wirbelten. Sie sah dieses Rätsel, das Bill und John den ganzen Abend über beschäftigt hatte, dicht vor sich und kam dennoch nicht auf die Lösung.
Etwas hakte noch aus, obwohl sie darüber nachdachte, ob das tatsächlich noch derselbe Mann war, der vor einigen Stunden frisch vermählt aus der Kirche gekommen war.
»Ist etwas mit Ihnen?« wurde sie angesprochen.
»Nein, nein«, antwortete sie hastig. »Tut mir leid, aber…«
Der Earl krauste die Stirn. »Nun, da scheint mir eine Lüge über Ihre Lippen gedrungen zu sein Habe ich vielleicht etwas an mir, das Sie stört? Sagen Sie es!«
Sheila lachte leise. »Wie sollte ich?«
»Ich meine auch nur.« Er hob die Augenbrauen.
Sheila fiel auf, daß sie sehr buschig waren. »Wissen Sie, ich habe Sie erst jetzt gesehen, Madam, und ich kenne Sie auch nicht. Darf ich Ihren Namen erfahren?«
»Sheila Conolly.«
»Der Name paßt zu Ihnen. Ich meine der Vorname. Was machen Sie beruflich? Wissen Sie, es gibt hier so viele Gäste, daß ich die Tätigkeiten der einzelnen nicht nachhalten kann!«
»Ich bin Hausfrau, aber Sie sollten mich kennen Earl.«
Der Mann rückte ein noch eingepacktes Geschenk zurecht und fragte:
»Sollte ich das?«
»Ja.«
Er hob wieder den Blick, und Sheila fühlte seine kalten Blicke auf sich gerichtet. »Dann helfen Sie mir bitte auf die Sprünge, Sheila. Ich weiß es nicht…«
»Mein Mann kennt Sie. Bill Conolly. Wir haben uns schon öfter gesehen. Erinnern Sie sich nicht mehr an die Party im Londoner Palladium, als der Hochadel…«
»Ja, natürlich, jetzt erinnere ich mich. Das war doch im vorigen Jahr!?«
Sheila nickte automatisch, obwohl sie nun endgültig wußte, daß vor ihr nicht der Earl stand. Es hatte nie eine Party im Palladium gegeben, auf der sie sich hätten kennenlernen können. Das alles war ein Bluff ihrerseits gewesen, ein Test.
Leider war Sheila keine sehr gute Schauspielerin. Ihr Gegenüber merkte genau, daß etwas nicht stimmte, und sein Blick wurde lauernder.
»Sheila, ich glaube, wir sollten uns einmal genauer und allein über das Thema unterhalten.«
Sie schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, Earl, aber mein Mann wartet auf mich.«
»Wo denn?«
»Er ist im anderen Raum. Ich habe versprochen…«
»Sie haben gar nichts versprochen, Sheila. Sie wollen mich hier anlügen Ihr Mann wartet nicht im anderen Raum. Er steckt ganz woanders. Ich bekam über ihn Bescheid.«
»Und wo?« Sheila vergaß ihre Vorsicht. Schließlich ging es um
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