Horror-Hochzeit
aufhalten.
»Ist er hier?« fragte ich.
»Natürlich.«
»Und die anderen haben ihn nie gesehen, sind ihm nie begegnet? Das kann ich nicht glauben.«
»Ich hatte mir einen besonderen Platz ausgesucht. Er lag in der Familiengruft. Ich stellte dort einen Sarg auf, nachdem ich mir den Schlüssel zur Tür der Gruft besorgt hatte. Tagsüber ließ ich ihn in der Totenkiste schlafen aber nachts, vor allen Dingen bei Vollmond, kam er frei.«
»Hat der Werwolf auch einen Namen?«
»Sicher. Er heißt Durham. Humphrey Durham. Er ist also ein Mitglied dieser reizenden Familie.«
Ich blieb stehen, als wäre ich irgendwo gegengelaufen »Was?« hauchte ich. »Der Werwolf ist ein Durham?«
»Natürlich, sogar ein Erbe. Schließlich war er der Bruder des richtigen Earls!« Sie begann zu lachen und schrie mir die nächsten Worte so laut entgegen daß sie ein Echo bildeten »Sogar ein Zwillingsbruder, Bulle! Ein Zwillingsbruder. Vielleicht hast du ihn gesehen, ohne es zu wissen.«
Hätte ich keine Lanze in den Händen gehalten ich hätte mir vor den Kopf geschlagen.
Das war die Lösung des Rätsels!
Zwillinge!
Zwei Brüder. Einer ein Mensch, der andere eine Bestie. Mir ging ein ganzer Kronleuchter auf. Die Hochzeit hatte stattfinden können, weil der Mensch Durham in die Kirche gegangen war und der Werwolf zurückblieb.
Nun war der Mensch tot, der Werwolf hatte dessen Stelle eingenommen und würde sich wahrscheinlich auch verwandeln. Rosa brauchte mich nur anzusehen, um erkennen zu können, welche Gefühle mich durchtosten. Was hatte ich lange überlegt, auf diese Lösung wäre ich nie gekommen. Wahrscheinlich war die Gleichheit der beiden so perfekt, daß die Bestie damit auch die Frau des Earls und alle anderen Gäste täuschen konnte.
»Hat er seinen eigenen Bruder umgebracht?« wollte ich wissen.
»Das hat er.«
»Und wie geht es weiter?« Ich stellte die Frage und ging dabei zwei Schritte nach rechts, um die Distanz zu Rosa zu erhalten.
»Wir übernehmen die Herrschaft. Ich stehe an seiner Seite, denn er ist der wahre König von Durham Castle. Er wird schocken er wird euch das Fürchten lehren. Lange genug hat er darben und schmachten müssen. Diese Zeiten sind nun vorbei.«
»Wie konnte das geschehen? Wie war es möglich, dieses Phänomen geheimzuhalten?«
»Ich habe dafür gesorgt, denn die Eltern des Earls wollten von seinem Zwillingsbruder nichts wissen. Er war das schwarze Schaf und verließ das Schloß. Man legte ihm keine Steine in den Weg ließ ihn gehen, aber ich hatte ihn gemocht und verlor nie den Kontakt zu ihm. Wir schreiben uns oft. Er hatte die Welt kennengelernt und berichtete mir in einem Brief von dem Zusammentreffen zwischen ihm und einer Tierfrau, einer Werwölfin.«
»Lupina?« fragte ich direkt.
»Ja, du kennst dich gut aus. Er traf Lupina. Das liegt nun einige Zeit zurück. In Sibirien hatte er diese Wölfin getroffen Dort hatte es auch ein Lager geben sollen in dem Werwölfe…« [1]
Ich nickte und unterbrach die Rede der Frau. »Ich kenne das Lager, denn ich habe dort mitgeholfen den Schrecken zu dämmen.«
»Dann warst du der, den er so haßte!« sagte Rosa. »Möglich.«
»Zum Glück ist er entkommen und fand seinen Weg sofort wieder nach England, wo er sich an mich wandte.«
»Und Sie haben ihn aufgenommen und ihm den Sarg in die große Gruft gestellt«
»So war es. Er sah keine andere Chance mehr, denn er wollte nicht länger ein Gejagter sein, und er fand in mir die beste Verbündete. Wir klügelten einen Plan aus, der uns perfekt erschien, dabei kam uns die Hochzeit des Bruders Frederik gerade recht. Er ist schon tot und hat den Weg für Humphrey freigemacht.« Sie lachte wieder. »Wenn ich daran denke, daß er sich als Bräutigam ausgibt und der Bluff bereits gelungen ist, könnte ich mich schieflachen.«
»Wird er sich verwandeln?« fragte ich hart.
»Natürlich. Das soll der Höhepunkt dieser Hochzeit sein. Ich habe eine Horror-Hochzeit versprochen, und die wird es werden. Auch du, Polizist, änderst nichts daran.«
»Noch haben Sie nicht gewonnen, Rosa!«
»Meinst du, weil du mich noch nicht besiegt hast? Nein, Sinclair, das interessiert mich nicht. Ich habe nur für den großen Plan gelebt und alle Demütigungen ertragen müssen, die mir in diesem Hause widerfahren sind. Daran trugen die Eltern der Durhams die Schuld. Sie waren grausam und schlimm. Ich war für sie der letzte Dreck, aber ich wollte es ihnen zeigen. Der für sie mißratene Sohn hielt damals zu mir,
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