Horror-Horoskop
Auffinden des Horoskops habe ich meine Meinung geändert.«
»Und weshalb? Ist dieses Horoskop etwas Besonderes?« fragte die junge Frau.
»Ja.«
»Wieso?«
»Es ist kein Horoskop im eigentlichen Sinne, wie man es auch schon damals kannte. Nicht auf Papier gezeichnet, sondern auf ein bestimmtes Glas, das durchsichtig ist und trotzdem spiegelt.«
»Weshalb tat er das?«
»Die genaue Antwort kenne ich nicht«, erwiderte der Mann. »Ich kann nur Vermutungen darüber anstellen.«
»Dann bitte.«
»Meiner Ansicht nach hat dieses Glas eine bestimmte Bedeutung gehabt. Es muss ein Transportmittel gewesen sein, um Nostradamus in Welten Einblicke zu geben, die uns bisher verschlossen geblieben sind.«
»Meinst du damit andere Dimensionen?« Die Frage klang ein wenig spöttisch, als wollte Caroline nicht so recht daran glauben.
»Das meine ich. Du kennst dich aus.«
»Ich lese hin und wieder, aber ich glaube nicht daran.«
»Dazu will ich dich auch nicht zwingen, aber glaube mir. Es steckt mehr dahinter, als es im ersten Augenblick den Anschein hat. Mir ist es gelungen, einen Blick in das Horoskop hineinzuwerfen, und was ich gesehen habe…« Er winkte ab. »Lassen wir das.«
»Auf jeden Fall zu viel.«
»So ist es.«
»Und deine Mitarbeiter?«
»Wissen auch zum Teil davon.«
»Aber jetzt werden sie gejagt.«
Fernando Crion nickte schwer. »Leider. Da erfüllt sich ein Fluch. Das Horoskop durfte nicht in fremde Hände gelangen. Es sollte verschollen bleiben. Ich habe es nun, und ich lebe mit dem Wissen, dass meine Stunden gezählt sind. Die zwölf Grausamen werden es nicht zulassen, dass wir Menschen mehr erfahren…«
»Wer sind sie?«
Crion schüttelte den Kopf. »Ich behalte es für mich. Es ist besser so. Ich will nicht auch noch dich ins Unglück stürzen.«
Caroline hatte eine Erwiderung auf der Zunge, die sie zunächst verschluckte, da sich das Telefon meldete. Vater hob ab und meldete sich mit einem knappen »Ja.«
Dann hörte er zu. Über fünf Minuten lang, in denen er kaum ein Wort erwiderte. Erst als er auflegte und sich seiner gespannt wartenden Tochter zuwandte, sah diese, dass die Haut ihres Vaters schweißnass war.
»Was ist geschehen?« fragte sie ächzend.
Fernando Crion war nicht in der Lage, eine Antwort zu geben. Er starrte ins Leere und musste noch einmal angesprochen werden, bevor endlich die Worte stockend über seine Lippen drangen. »Sie sind tot!« hauchte er. »Alle drei sind tot…«
Caroline saß wie erstarrt. Ihre Hände umklammerten die Sessellehnen. Beim Anblick ihres Vaters, den das Entsetzen schüttelte, verschlug es ihr beinahe die Sprache. Nur zwei Worte hauchte sie. »Mein Gott…«
***
Wir saßen zusammen!
Und wir waren mit dem Leben davongekommen, aber der Schock saß bei uns dreien tief, denn auch ich wusste nicht genau, was überhaupt gespielt wurde.
Eines stand fest. Wir waren durch Professor Chandlers Tips auf einen Fall hingewiesen worden, dessen Ursprünge tief in der Vergangenheit begraben lagen, in dem die schillernde Figur des Nostradamus eine Hauptrolle spielen musste und auch die grauen Gestalten mit den mörderischen Flammenschwertern. Der Begriff der zwölf Grausamen oder der Grausamen Zwölf war gefallen.
Bisher konnte sich niemand von uns darunter etwas vorstellen, deshalb wollten wir unbedingt die Wahrheit erfahren.
Noch einmal telefonierte ich mit Professor Chandler und berichtete ihm vom Tod der drei Menschen. Dass es vier gewesen waren, erfuhr ich von ihm, denn auch im Hause Fernando Crions hatte das Grauen zugeschlagen. Weshalb, das konnte oder wollte Chandler mir nicht sagen. Er gab nur eine Andeutung.
»Die Zahl ZWÖLF ist wichtig. Denk daran, John Sinclair, dass es zwölf Tierkreiszeichen gibt, auch zwölf Apostel und zwölf Erzengel…«
Mit diesem Wissen hatte er mich mehr irritiert als informiert, und so hockten wir in Sukos Wohnung und berieten.
»Wir können das Geheimnis nicht hier in London lösen«, erklärte Bill Conolly.
»Sondern?« fragte ich.
»Bei dem Mann, der mehr weiß.«
»Fernando Crion also«, stellte Suko fest. Niemand von uns widersprach. Suko ergriff das Wort. »Chandler hat dich bei Crion praktisch avisiert. Wir sollten zu ihm fahren.«
»Aber nicht ohne Anmeldung«, widersprach ich und nahm abermals den Hörer ab. Die Nummer hatte ich mir aufgeschrieben. Nach Frankreich konnte man direkt wählen. Ich hatte Glück, der Mann war zu Hause. Wir redeten ziemlich lange miteinander. Die meiste Zeit über sprach
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