Horror-Horoskop
steht bereit.«
»Merci, Messieurs.«
»Keine Ursache.«
Durchsucht wurden wir in der kleinen Halle nicht, in der es nach Kaffee roch. Wir zeigten unsere Pässe vor, bekamen die Stempel und konnten endlich starten.
Einen Citroen hatte man uns geschickt. Er war geräumig, und Bill wollte fahren. Das war mir auch lieb, ich mochte diese für meinen Geschmack zu weich gefederten Wagen nicht. Aber Bill flog nicht nur gern, er setzte sich auch mit Vergnügen hinter ein Lenkrad, und so ließen wir ihm den Spaß.
Eine Karte lag im Handschuhfach. Es dauerte eine Weile, bis ich den kleinen Ort gefunden hatte, der ungefähr vier Kilometer von Crions Wohnsitz, einem Landhaus, entfernt lag.
»Wir müssen in Richtung Küste.« Das waren vielleicht zwanzig Kilometer Landstraße, die auch ihre Zeit in Anspruch nahmen. Längst hatten wir Nachmittag. Ich hoffte stark, dass sich Fernando Crion kooperativ zeigte und kein Eigenbrötler war, der nur darauf bestand, den eigenen Willen durchzusetzen.
Die Landschaft besaß ihren eigenen Reiz. Grüne Hügel und Senken, dazwischen hohe, graue Steine, die manchmal wie ein Bollwerk wirkten. Über allem wehte der Wind, und die kleinen Orte, die wir passierten, hatten sich der Landschaft angepasst, denn die Häuser waren zum Großteil aus grauen Bruchsteinen errichtet worden und hatten dunkelrote, manchmal violett schimmernde Dächer.
Die Menschen hier waren ebenfalls eigen. Sie erinnerten mich an die Bewohner von Cornwall oder Wales. Auch sie gingen stets ihren eigenen Weg. Viele Obstplantagen passierten wir, in denen vor allen Dingen Äpfel geerntet wurden. Da musste jeder aus der Familie mithelfen und in den großen Garten gehen.
Durch das Gebläse wurde der Geruch reifer Äpfel in unseren Wagen getragen. Bill leckte sich die Lippen.
»Bist du scharf auf Äpfel?« fragte ich.
»Nicht direkt. Ich nehme das Obst lieber in flüssiger Form zu mir. Calvados, verstehst du?«
»Und wie, aber…«
»Ja, ich weiß schon. Dienst ist Dienst.«
»Und Führerschein ist Führerschein«, ergänzte ich. Je mehr wir uns der Küste näherten, um so leerer wurde die Landschaft. Felder mit Strandhafer erschienen in unserem Blickfeld. Sie wurden vom Wind gekämmt.
Unser Weg schwenkte links ab. Er lief dabei in eine sehr weite Kurve. Wir überholten einen Trecker und schauten Pferden zu, die auf einer Koppel grasten.
Ein Bilderbuchland. Herrlich, ohne sichtbare Umweltschäden. Ich hoffte, dass so etwas noch lange erhalten blieb.
In bestimmten Abständen grenzten graue, viereckige Steine die Fahrbahn ab. Einen weißen Mittelstreifen gab es nicht, dafür stand neben einem Stein ein altes Holzschild, das sich zitternd im Wind bewegte. Suko identifizierte die verblichene Schrift. Halblaut las er den Namen vor. »Maison de la Crion…«
Bill ging sofort mit dem Tempo herunter. Das war auch gut so, sonst wäre er wahrscheinlich an dem schmalen, rechts abzweigenden Weg vorbeigefahren.
Das musste der Pfad sein. Ein Schotterweg mit tiefen Kuhlen, in denen noch das Wasser des letzten Regengusses schimmerte. Der weich gefederte Citroen schluckte die Unebenheiten so gut, dass wir sie kaum spürten. So rollten wir weiter hinein in eine Landschaft, die allmählich kahl wurde. Immer öfter schaute der nackte graue Fels durch die grünen Matten.
Noch sahen wir das Haus nicht, aber hinter der nächsten Kurve tauchte es auf. Keine Burg, kein Schloss, aber ein fest gebautes Gemäuer, das trutzig auf der Höhe stand und sich wahrscheinlich schon seit mehr als 100 Jahren den Unbillen des Wetters entgegenstemmte. In Kehren führte der Weg zum Haus hoch. Kleine Steine schlugen unter die Karosserie, über die Unebenheiten hüpften wir förmlich hinweg und mussten vom Haus aus längst zu sehen sein. Doch niemand ließ sich blicken. Auch dann nicht, als der Leihwagen ausrollte und die letzten kleinen Steine unter den vier breiten Reifen zerknirschten. Wir stiegen aus. Drei Türen schwappten ins Schloss. Unsere Blicke glitten an der Fassade hoch. Wind und Wetter hatten sie gegerbt, ihre Spuren dort hinterlassen und sie abgeschleift. Zähe Rankengewächse krallten sich an der Wand fest. Saurer Wein und Efeu wollten es dem Wind und der Sonne beweisen, in dem sie nicht aufgaben. Die alte Eingangstür hinter der vierstufigen Treppe bestand aus Eiche. Die würde selbst Suko mit seinen Karatefäusten nicht zerschlagen können. Der Klopfer war abmontiert worden, statt dessen befand sich neben der Tür eine Klingel. Bill drückte
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