Horror-Trip im Luxusauto
überhaupt nur möglich, weil wir
alle Geldangelegenheiten über diese Bank ab wickeln. Wir sind sehr gute
Kunden.“
Althuk hatte sich gefaßt. Wenn er zu
sehr schimpfte, konnte das verräterisch sein.
„Diese Eile war nicht nötig. Dienstag
früh wäre rechtzeitig gewesen — dann, wenn alle Banken öffnen.“
„Tut mir leid. Wir dachten, wir kommen
Ihnen entgegen. Wir wollen doch Flori so rasch wie möglich zurückhaben.“
„Und dieser Abteilungsleiter ist schon
unterwegs?“
„Vermutlich. Aber vielleicht auch
nicht. Er soll außerdem einen Koffer mitbringen — mit den Urlaubssachen meines
Mannes.“
„Wie heißt Ihr Angestellter?“
„Baldur Therne.“
„Sein Wagen?“
„Ein Mercedes. Rot.“
„Das Kennzeichen?“
„Das weiß ich nicht.“
„Wie sieht Therne aus?“
„Er ist ungefähr 40, mittelgroß,
füllig. Hat einen rundlichen Kopf und Pausbacken. Wozu wollen Sie...“
„Ich stelle die Fragen“, fiel er ihr
ins Wort. „Wir müssen ja schließlich wissen, wer bei Ihnen antanzt. Könnte doch
auch ein deutscher Zivil-Bulle sein.“
„Nein, nein, bestimmt nicht. Keine
Polizei. Daran halten wir uns.“
„Ich melde mich wieder“, sagte Althuk
und legte auf.
Hastig zündete er sich eine Zigarette
an. Seine Finger zitterten.
Der schöne Plan! Manzona ausbooten.
Diese dämliche Kuh und ihr blöder Ehekrüppel machten jetzt einen Strich durch
die Rechnung — unwissentlich. Aber es kam aufs gleiche raus.
Oder? Wenn dieser Therne den
Klamottenkoffer abholte, mußte er bei den Wertheyms vorbeifahren. Vielleicht
war noch nicht alles verloren.
Er zählte die Gettone ( Telefonmünzen )
ab, die er noch hatte. Nein, reichte nicht. Nicht für ein Gespräch nach
Deutschland. Verdammt! Diese umständliche Art des Telefonierens!
Er rannte zur Pension Villa Medici
zurück und dort auf sein Zimmer. Direktwahl nach Deutschland. Schlief Ewald
noch? Ewald Krieger-Mattmaus, der brutale, aber etwas doofe Kerl, der sich mit
einer halben Million begnügen würde. Der sogar froh war, so einen Coup zu machen.
500 000 Mark — wie angemessen! Manzona beanspruchte dreieinhalb Millionen. Aber
der würde sich wundern.
In der fernen TKKG-Stadt läutete das
Telefon. Nach dem dritten Mal wurde abgehoben.
„Krieger-Mattm...aus.“
So meldete er sich immer. Mit falscher
Betonung, wodurch der bildstarke Name seinen Inhalt verlor. Albern!
„Ich bin’s“, sagte Althuk. „Hast du
Besuch?“
„Nö, bin allein.“
„Du mußt sofort los. Wie ich eben von
der Wertheym höre...“
Er berichtete, und Ewald begriff.
„Verdammt!“ jaulte er. „Wie soll ich
den noch erwischen? Roter Mercedes! Die gibt’s doch zuhauf. Und das am
Pfingstsonntag auf der Strecke. Wie soll ich den abfangen und ihm die
Kohle wegnehmen? Bestimmt erwische ich den Falschen.“
„Beruhige dich! Vielleicht erreichst du
ihn noch. Er muß — wie gesagt — erst bei den Wertheyms vorbei und einen Koffer
abholen. Aber selbst wenn du zu spät kommst — die Strecke bis hierher ist
lang.“
„Welche Strecke? Weiß ich, wie der
fährt? Den Wertheym verfolgen und im richtigen Moment zugreifen — das wäre eine
leichte Sache gewesen. Aber jetzt — ich schwimme in der Luft.“
„Red nicht solange! Zisch los!“
Ewald knurrte. Dann fiel der Hörer auf
die Gabel.
Auch Althuk legte auf.
Verdammt, verdammt! So sauber geplant —
und jetzt diese Panne. Wer konnte das ahnen.
Ewald, du schaffst es, dachte Althuk.
Mann, denk an die Kohle! Eine halbe Million für dich. Das ist jede Anstrengung
wert.
10.
Boxer-Gesicht
Wieder hatte Tim versucht, Ellen
Wertheym zu erreichen. Besetzt. Daß sie telefonisch mit einem Kidnapper redete,
konnte er nicht ahnen.
Miranda Pittore meldete sich nicht.
Vermutlich war sie schon via Rom unterwegs.
„Immerhin — wir haben Ferien“, meinte
Klößchen. „Das ist besser als Unterricht — vor allem: freier.“
„Jetzt müssen wir eben unser eigenes
Ferienprogramm machen“, sagte Karl. „Zwei Ereigniswochen für die
Zuhausegebliebenen. Uns wird doch was einfallen.“
„So schnell“, sagte Tim, „geben wir
nicht auf. Ob wir Italien vergessen können, wissen wir erst, wenn wir
fernmündlich Infos einziehen. Nachher hängen wir uns noch mal ans Rohr.“ Gaby
war im hinteren Teil des Gartens — bei Oskar. Der schwarzweiße Cockerspaniel
saß wieder vor dem Hasenstall und himmelte die beiden Langohrigen an.
„Er ist fasziniert“, meinte Gaby. „Er
würde stundenlang hier sitzen bleiben.
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