Horror-Trip im Luxusauto
überladene Maschine, dunkler Lederanzug, weißer Helm.
Der Pilot bummelte im gleichen Tempo
wie Max, fiel dann aber hinter einer Kurve zurück, und Tim vergaß ihn zunächst.
Die Zeit verging. Max schwieg und hätte
Streichhölzer gebraucht für die Augenlider. Jetzt schon, au Backe! Tim bemühte
sich, den Chauffeur zu unterhalten. Mit lustigen Anekdoten aus der Schule. Max
lachte auch. Noch waren die Reaktionen normal.
Landesgrenze. Es ging hinein nach
Österreich. Grenzer und Zöllner winkten den weißen Rolls durch — ebenso die
anderen Fahrzeuge, wenige an der Zahl.
Klößchen döste. Karl las in einem Buch
über die Toskana. Gaby betrachtete die Landschaft. Und wieder sah Tim den
Kradfahrer im Außenspiegel. Der Vermummte... nein, war’s ja gar nicht. Dieser
dort trug einen roten Helm.
Cool bleiben! rief Tim sich zur
Ordnung. Sonst wird daraus Verfolgungswahn. Niemand ist hinter uns her.
Sie hatten Innsbruck passiert und
fuhren in Richtung Brenner.
„Ich glaube“, sagte Max, „ich sollte
mal einen Kaffee trinken. In die nächste Raststätte fallen wir ein. Ihr könnt
auch eine Stärkung vertragen.“
„Aber immer“, meinte Klößchen.
Noch 5 km bis zur Raststätte. Sie lag
vor einer Anhöhe. Eine Tankstelle. Rasthaus mit Glasfront. Dann ein langer,
schmaler Parkplatz mit spitzwinkliger Ausfahrt.
Etliche Fahrzeuge parkten. Vor dem WC
spielten kleine Kinder. Bei einem Wohnwagengespann wickelte eine junge Mutter
ihr Baby.
Max stellte den Rolls in eine
Parklücke, alle stiegen aus. Der Industrielle prüfte, ob der Kofferraum
verschlossen war, und hantierte unter dem Armaturenbrett.
Als sie zum Rasthaus gingen, fiel ihm
ein, daß seine Brieftasche im Jackett war. Und das lag im Kofferraum. Aber dort
blieb’s auch. Denn in seiner rechten Hosentasche entdeckte Max ein dickes
Bündel Banknoten, zufällig.
Das Rasthaus war ein Steh-Imbiß mit
langer Theke. Ein paar halbnackte Urlauber hingen herum und kauten auf Wurst-
oder Käsesemmeln.
Max holte sich drei Espresso. Drei! Die
Kids tranken Mineralwasser. Klößchen entdeckte eine Tafel Schweizer Schokolade,
die seinen Ansprüchen entsprach. Max bezahlte selbstverständlich alles. Das
gelte, sagte er, ab jetzt bis zur letzten Urlaubsminute.
Tim hatte einen bekleckerten Tisch mit
der Serviette gesäubert, und die fünf wollten gerade die Ellbogen aufstützen.
In diesem Moment begann die Alarmanlage
des Rolls zu heulen.
Max verschluckte sich an seinem
Espresso.
„Das... ist der Rolls.“
Das letzte Wort hing noch über dem
Tisch, da war Tim schon an der Tür. Dem Blitzstart folgte ein Sprint zum
Parkplatz. Dort heulte es immer noch.
Der Rolls stand ziemlich weit hinten.
Das Wohnwagengespann verstellte die Sicht.
Noch während Tim spurtete, vermeinte
er, ein schweres Motorrad zu hören. Aber in der Nähe dudelten drei, vier Radios
gegeneinander an; und die waren lauter als der wummernde Motor.
Jetzt sah Tim den Rolls, geparkt
zwischen einem Wohnmobil und einer Volvo-Limousine. Niemand war dort.
Keuchend stoppte er neben dem
Luxusauto. Die Alarmanlage heulte, Fenster und Türen waren unversehrt. Aus
einem geöffneten Fenster des Wohnmobils blickte ein kleines Mädchen. Offenbar
war es dort eingesperrt.
Tim rüttelte an den Türen. Nein, alles
dicht. Nur dieser Lärm! Ein Kurzschluß?
Der TKKG-Häuptling wartete. Seine
Freunde und Max kamen. Der Industrielle schloß den Wagen auf, stellte die
Alarmanlage ab, prüfte dann das Kofferraumschloß.
„Ich habe niemanden gesehen“, sagte
Tim. „Scheint auch alles in Ordnung zu sein. Ist die Anlage defekt?“
„Bisher hat sie bestens funktioniert“,
sagte Max.
Tim ging um den Wagen herum. Dabei kam
er an dem geöffneten Fenster des Wohnmobils vorbei. Das Mädchen hatte den Kopf
ins Freie geschoben. Die Kleine mochte drei sein oder dreieinhalb. Große dunkle
Augen, langer Pony.
Tim kniff ihr zart in die Nase.
„Hast du hier jemanden gesehen —
jemanden, der an unserem Auto war?“
„Ja.“
„Wirklich?“
„Ja.“
„Wer war es denn?“
„Ein Mann.“
„Ein Mann. Aha! Und was für ein Mann?“
„Ein schwarzer Mann.“
„Ein Neger?“
„Ein schwarzer Mann.“
Die Rolls-Mannschaft tauschte Blicke
untereinander. „Entweder kindliche Phantasie“, meinte Tim. „Oder es ist was
dran. Wie dem auch sei! Die Alarmanlage hat den schwarzen Mann verjagt.“
17.
Krähenfuß und Tränengas
Der Brenner lag hinter ihnen.
Max hielt sich aufrecht. Karl hatte Tim
sein Buch nach
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