Hosen runter: Roman (German Edition)
rumstehen lassen!«
»Tom, das Kind nuckelt an seinem Spielzeug und ist überhaupt nicht an uns interessiert. Außerdem habe ich sowieso nicht viel Zeit, also lass uns den Quickie nicht verquatschen!« Sie knöpfte sich das graue Jackett auf und stöckelte auf ihren Highheels zu den beiden Umkleidekabinen. Ich sah erst ihrem apfelförmigen Hinternnach, dann zu Mathis hinab. Nora hatte recht: Er war beschäftigt und würdigte mich ohnehin keines Blickes. Ich drehte die Musik leise, damit ich Mathis hören konnte, falls er mir wieder in die Augen sehen wollte. Dann verriegelte ich kurz entschlossen die Ladentür und klebte einen Zettel an die Scheibe, dass ich zu Tisch wäre.
Mein Mittagsmenü hatte sich bereits entkleidet und stand nackt in hochhackigen Schuhen an die Kabinenwand gelehnt. Wow. Ihre Brüste streckten sich mir entgegen wie zwei reife Zitrusfrüchte. Ich zog den Vorhang zu und zog sie an mich. Sie legte ihre Arme um meinen Hals und umschlang mich mit ihrem rechten Bein. Mit einem Arm hielt ich sie fest, mit der anderen Hand wollte ich gerade meine Hose öffnen, als ich ein lautes Poltern hörte. »Was war das?«, fragte ich.
»Egal, das kann warten!«, bestimmte Nora und fummelte an meinem Gürtel herum. Ich wollte wenigstens den Kopf durch den Vorhang stecken, um nach dem Baby zu sehen, aber Nora hatte eine Hand bereits in meine Unterhose geschoben. Was sie nun in den Fingern hielt, taxierte sie wie eine Sachverständige, die einen Schadensfall zu begutachten hat. »Was ist das denn? Fühlt sich ja an wie Spaghetti, die zu lange im Wasser lagen.«
Nora musste eine von diesen sehr einfühlsamen und sensiblen Frauen sein, von denen man immer las. So eine wollte ich schon immer mal kennenlernen.
»Du warst doch sonst immer zuverlässig!«, drehte sie mein bestes Stück herzlos durch den Wolf.
»Irgendwie geht es gerade nicht«, entschuldigte ich mich.
Sie sah genervt auf ihre Uhr. »Gibt es eigentlich noch was Schnelleres als einen Quickie?«, fragte sie. »Das müssten wir nämlich hinkriegen. Wir haben nur noch ein paar Minuten.«
Es polterte wieder. Diesmal löste ich mich aus Noras Armen, was sie mit einem wütenden Schnauben quittierte, und eilte nach vorn zu Mathis. Doch der war nicht zu sehen. Stattdessen waren die beiden Wäscheständer, die links und rechts neben ihm gestanden hatten, auf seine Karre gekippt. Wo war das Baby?
Hektisch riss ich die Ständer hoch und fegte Unmengen von Slips und BHs zur Seite und fand – Mathis. Er saß fröhlich in einem Berg aus Spitze und Seide in seiner Karre und stopfte sich gerade ein Negligé für hundertzwanzig Euro in den Mund. Zu seinen Füßen lag eine Lady aus Pappe, die er umgerissen hatte, als er sich in seiner Zerstörungswut an den Saum des Negligés gehängt hatte, das über den Aufsteller gespannt war.
Als ich mich umdrehen wollte, um Nora zu zeigen, was für ein Chaos der Kleine angerichtet hatte, kam sie mir verärgert entgegengestapft.
»Männer mit Kindern! Hab schon immer gesagt, dass man von denen die Finger lassen soll«, zickte sie mich an.
»Tut mir leid, wie’s gelaufen ist.«
»Es ist nichts gelaufen! Das ist es ja gerade!«
Obwohl sie erst mal runterkommen musste, starrte sie auf die nackte Haut unter meinem offenen Hemd.»Außerdem solltest du wirklich etwas mehr trainieren. Auf Röllchen stehe ich nämlich gar nicht.« Dann rauschte sie an mir vorbei aus dem Laden.
Ich fühlte mich wie ein Pfund Gehacktes aus dem Supermarkt, als läge ich in Folie verpackt im Kühlregal.
Ich blickte ihr ratlos hinterher, dann sah ich zu dem Kleinen, der hochzufrieden auf dem teuren Stoff herumkaute. Ursprünglich war es mal das edelste Stück der Kollektion gewesen, nun sah es aus, als hätte ich Mathis damit den Hintern abgewischt. Hundertzwanzig Euro futsch, bloß weil ich nicht daran gedacht hatte, ihn mit Sicherheitsabstand abzustellen. Stattdessen war ich schwanzgesteuert hinter einem Weibchen in Highheels hergetrottet und hatte alles andere außer Acht gelassen. Das zahlte mir der Kleine auf seine Weise heim. Und alle Versuche, ihm sein neues Spielzeug zu entreißen, musste ich abbrechen, weil er sofort wieder anfing zu schreien. Vor mir hockte nicht der Sohn von Stalin, sondern der Diktator höchstpersönlich.
Ich beschloss, es gut sein zu lassen, und mixte mir einen Wodka Orange aus dem Kühlschrank. Dann setzte ich mich und beobachte den Kleinen, wie er sich
mit dem hauchdünnen Stoff das Gesicht streichelte. Keine
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