Hosen runter: Roman (German Edition)
neun Monate auf der Welt und schon hatte der Kerl entdeckt, dass Lingerie reizvoller war als rote
Quietscheentchen. Stolz prostete ich meinem kleinen Gefährten zu und nahm einen ordentlichen Schluck auf ihn.
Als Markus seinen Sohn fast pünktlich wieder bei mir abholte, saß Mathis wieder artig in seiner Babykarre und nuckelte am Fläschchen. »Und? Hat er viel Scheiße gebaut?«, fragte mich Markus.
»Nein. Dein Junge ist ein ganz Großer«, sagte ich.
Markus starrte mich verwundert an. »Wow. Hätte nicht gedacht, dass du das so cool mit ihm hinkriegst. Danke!«
»Und wie war dein Stündchen?«, wollte ich eigentlich gar nicht wissen, aber da war mir die Frage schon rausgerutscht.
Markus sah zu Boden. »Ich habe geheult wie eine italienische Familie bei der Hochzeit ihrer hübschesten Tochter«, gestand er. »Irgendwie hatte ich gehofft, dass Tanja mir verzeiht, wenn sie sieht, wie sehr ich die Fehler, die ich gemacht habe, bereue. Dass sie sich daran erinnert, was es auch Gutes bei uns gab. Dass sie merkt, dass ich der Mann bin, den sie wirklich will.«
»Und wie hat sie reagiert?«
»Nicht so gut.«
»Was heißt das?«
»Na ja, sie hat es mir nicht abgenommen. Sie hat gesagt, wenn ich glaubte, dass ich mit der Nummer bei ihr punkten könnte, sollte ich bleiben, wo der Pfeffer wächst. Und selbst wenn die Tränen echt wären, geschähe es mir nur recht, zu leiden wie ein Hund, bei all dem, was ich ihr angetan hätte …« Markus rieb sich die Schläfen und legte das Gesicht in Falten. »Ich glaube, es ist gar nicht gut gelaufen.«
Wenigstens war es bei ihm genauso beschissen gelaufen wie bei mir, aber das behielt ich besser für mich.
Erst nachdem der völlig deprimierte Markus mit seinem fröhlichen Kleinen abgezogen war, wagte ich daran zu denken, wann ich das letzte Mal wegen einer Frau so am Boden zerstört war. Da fiel mir gleich so einiges ein, was allerdings schon eine Weile zurücklag. Meine Liebesbeziehungen der Teenagerzeit waren durch die Bank zum Heulen gewesen, allerdings nicht, weil ich verlassen wurde, sondern weil mich die Mädchen gar nicht erst beachteten. Diese eiskalten Girlies hatten aus meinem Herzen ein äußerst empfindliches Organ gemacht, kein Wunder, dass ich mich lieber vor Beziehungen drückte und Affären vorzog.
Es war seltsam, kaum hatte ich meine erste Therapiesitzung hinter mir, begann ich mich mit meiner Vergangenheit zu beschäftigen, die aufzuarbeiten ich sonst tunlichst vermieden hatte, und mir Fragen über mich selbst zu stellen. Das lag allerdings nicht an der Therapie, sondern an der Therapeutin. Und es waren wohl weniger ihre professionellen Fähigkeiten als ihr Sexappeal, der das bewirkte. Immerhin brachte er mich dazu, intensiver darüber nachzudenken, ob ich nicht seit Jahren in einer künstlichen Luftblase lebte, die mich vom Beziehungskrieg der Außenwelt abschottete. Es war schön, ein entspanntes Singledasein zu führen, aber womöglich war genau das mein Problem?
Ich hatte es mir in meinen unaufgeregten Sexgeschichten gemütlich gemacht wie in einem warmen Schaumbad – nicht tief genug, um darin unterzugehen, und gleichzeitig schlugen sie niemals hohe Wellen. Entsprechend seicht und kuschelig waren meine letztenAffären verlaufen, mehr aber auch nicht. Der schnelle Erfolg bei Frauen hatte sich wie ein Sedativum in meinem Nervensystem ausgebreitet. Frau Gassner hingegen war ein pures Aufputschmittel. Sie wirkte auf mich wie ein Gramm Kokain nach drei Tassen Espresso. Sie war eine echte Herausforderung – als hochattraktive Frau ebenso wie als Expertin auf ihrem Gebiet, die jede meiner Strategien durchschauen würde.
»Ich werde die Therapie durchziehen«, verriet ich Hermann, als wir uns später im Kronach zum Essen trafen. Ich hatte damit gerechnet, dass er sich an seinem Stück Wiener Schnitzel verschlucken würde, aber er kaute seelenruhig weiter.
»Verrätst du mir, mit welchen verschlagenen psychotherapeutischen Methoden dich diese hässliche Unke rumgekriegt hat?«
»Ganz einfach: Sie sieht umwerfend aus, und wenn sie anfängt zu reden, zieht es dir erst mal richtig die Schuhe aus.«
Jetzt legte Hermann verwirrt sein Besteck beiseite. »Eure Gruppe wird von einer Sexbombe geleitet?«
»Exactamente«, grinste ich ihn an.
»Das würde erklären, warum du doch unter deinem Namen angetreten bist. Ralph war ganz überrascht von deinem Engagement bei der Therapie. Er konnte sich das gar nicht erklären.«
»Er hat nicht gecheckt, dass
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