Hosen runter: Roman (German Edition)
wir sie alle rattenscharf fanden?«
»Offensichtlich nicht.«
Ich warf die Stoffserviette neben meinen Teller. »Da steht eine Hammerbraut direkt vor ihm, und alles, woran er denkt, ist Micky Maus? Welche Drogen nimmt dieser Klappstuhl eigentlich?«
»Das kannst du ihn gleich selbst fragen. Er steht drüben bei Markus am Empfang.«
Die beiden kamen gemeinsam zu uns an den Tisch. Ralph war offensichtlich beeindruckt von dem, was Markus ihm gerade erzählt hatte. »Habt ihr gehört? Markus hat geweint, als er mit seiner Exfreundin geredet hat?«
»Frauen hassen Heulsusen«, sagte Hermann und stopfte sich den nächsten Bissen in den Mund.
»Quatsch, Frauen lieben Männer, die Gefühle zeigen!«, widersprach ihm Ralph.
»Darum bist du auch so ein Womanizer«, antwortete Hermann mit vollen Backen. »Und darum hat Markus jetzt seine Ex wieder.«
Markus setzte sich zu uns. »Hermann, was willst du eigentlich? Ich kämpfe um meine große Liebe, Mann! Ist das eine Schande?«
Hermann nahm einen Schluck Wein. »Nein, natürlich nicht. Es ist bloß alles andere als clever, darüber in Tränen auszubrechen. Ich habe auch schon wegen einer Frau geweint. Aber nicht in ihrer Gegenwart, das ist der entscheidende Punkt!«
»Ich komm einfach nicht über die Trennung von Tanja hinweg«, jammerte Markus.
»Du hättest eben nicht mit deinem Schwanz denken sollen«, warf ihm Ralph oberlehrerhaft vor.
»Ein einziger dummer Ausrutscher im Vollsuff !«, rief Markus so verzweifelt wie alle Typen, die sich beim Fremdgehen erwischen ließen. »Ich fass es immer noch nicht, dass ich diesen Mist gebaut habe. Dass sie einfach weg ist und ich allein mit dem Zwerg klarkommen soll.«
Ich erinnerte mich an den Auftritt des Kleinen in meinem Laden und dachte mir, dass ich in seiner Situation wohl auch heulen würde, doch Hermann blieb so unnachgiebig wie ein Richter mit einem Delinquenten. »Wenn du als Mann heulen musst, dann fahr in den Wald. Such dir ein Erdloch und warte, bis es Nacht wird. Dann kannst du flennen. Allein im stillen Kämmerlein. Alles andere verstört Frauen nur.«
»Das ist doch Quatsch!«, behauptete Ralph. »Frauen wollen, dass Männer auch mal schwach sind und dazu stehen.«
Hermann schüttelte den Kopf. »Stimmt nicht. Sie sagen, es sei toll, wenn ein Mann nicht immer nur den harten Kerl raushängen lässt, aber ihren Hauptdarsteller wollen sie dann lieber doch nicht als Schwächling sehen. Ich bleibe dabei: Frauen hassen Heulsusen.«
Nachdem die beiden Gesinnungsschnüffler bei Hermann auf Granit gebissen hatten, nahmen sie mich ins Kreuzverhör: Sie löcherten mich, ob ich jemals vor einer Frau geheult hätte. Am liebsten hätte ich ihnen dasselbe gesagt wie den Kids, die mittlerweile jedes Jahr an Halloween an meiner Wohnungstür klingelten: »Verpisst euch!« Aber ich bemühte mich bei meinen Freunden um eine differenzierte Antwort. »Wisst ihr, ichfinde, dass für einen weinenden Mann dasselbe gilt wie für eine Pornodarstellerin, die sich von drei Kerlen gleichzeitig ins Gesicht spritzen lässt: Kann man machen, aber man sollte sich dabei lieber nicht fotografieren oder filmen lassen.«
Markus blaffte mich an. »Wie kommst du darauf, dass ich mich beim Heulen von ihr fotografieren lasse?«
»Es mag sein, dass Tanja nicht ihr Handy gezückt und ein Foto von dir gemacht hat, als du geflennt hast. Das brauchen Frauen nicht, denn die scannen so ein Bild auf ihre innere Festplatte, um es ihren Freundinnen in allen Einzelheiten schildern zu können. Und ich vermute, sie wird bereits jetzt mit ihren Tratschtanten zusammenhocken und über dich lästern.«
»Das werden sie nicht!«, wehrte sich Markus. »Sie werden Verständnis für mich haben.«
Ich winkte ab. »Vergiss es. Sie werden höchstens Verständnis für dich heucheln, weil sie untereinander nicht als eiskalte Schnepfen dastehen wollen. Sie werden sich artig gegenseitig versichern, wie toll es ist, dass du als Mann zu deinen Gefühlen stehst, aber tief drinnen wird jede beten, dass sie niemals an so einen Waschlappen geraten möge. Mal ganz davon abgesehen, dass du Tanja während der Schwangerschaft betrogen hast, und schon allein deshalb keine ihrer Freundinnen noch ein gutes Haar an dir lassen wird.«
Hermann stieß mit seinem Glas mit mir an. »Stimmt, was Tom sagt. Wenn wir die Frau kennen würden, die in einem Pornofilm drei Schwänze auf einmal in den Mund nimmt, dann würden wir bei jedem Herrenabendgrunzen vor Freude, aber in Wirklichkeit
Weitere Kostenlose Bücher