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Hosen runter: Roman (German Edition)

Hosen runter: Roman (German Edition)

Titel: Hosen runter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Regel
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geschenkt, den du im Laden hattest«, erinnerte sich Ralph.
    »Ja«, gestand ich, »die hatte tatsächlich ordentlich was in der Bluse.«
    Ausgerechnet das notierte sich Natalie. Schöne Scheiße.
    »Es ist nicht Schlimmes daran, bestimmte körperliche Merkmale bei seinen Partnerinnen zu bevorzugen«, erteilte sie mir überraschend Absolution. »Jeder Mensch hat gewisse Präferenzen. Und viele Männer fühlen sich von großen Brüsten angezogen.«
    »Ist doch normal«, sagte Chris, der Immobilienmakler.
    »So wie Frauen auf große Schwänze stehen«, fügte Thilo, der Proll, hinzu.
    Obwohl Nathalie mich von jeder Schuld freigesprochen hatte, vermied sie es die nächsten zwanzig Minuten, mich anzusehen. Es schien mir nicht gerade hilfreich, dass ich bei ihr wegen einer temporären Passion in der –  völlig falschen  – Schublade eines Liebhabers draller Brüste gelandet war. Ich erfüllte damit bestimmt alle Anzeichen für irgendeine Mutterkomplexkacke, die sie bei mir jeden Moment diagnostizieren würde. Dabei war die ganze Sache mit der amtlichen Oberweite total überbewertet! Es gab Hammerfrauen mit einem mächtigen Vorbau, der einen BH mit Unterbrustweite fünfundachtzig und der beeindruckenden Körbchengröße E verlangte, und es gab Frauen wie Nathalie, die schnucklige kleine Brüste hatten, was zu ihrer schlanken Figur auch viel besser passte als irgendwelche Riesenklötze.
    Dass Nathalie mich ignorierte, hatte auch sein Gutes:Nachdem sie mich gegrillt hatte, stocherte unsere Therapeutin nun im Gefühlsleben des armen Chris herum, der, seit er als Verkäufer von kinderfreundlichen Einfamilienhäusern Karriere machte, keine Zeit mehr für Frauen hatte. Sehr überraschend, dachte ich bei mir. Im Unterschied zu mir blieb er beim Verhör allerdings ziemlich cool, was wahrscheinlich der fetten Tüte zu verdanken war, die er vorher auf dem Parkplatz geraucht hatte.
    »Auch wenn es mit den Frauen gerade nicht gut läuft, mache ich mir keinen großen Kopf darum. Immerhin bin ich kein Teenie mehr, der nur Sex im Kopf hat«, sagte er entspannt. »Und selbst wenn das mal so ist, ziehe ich mir notfalls einen Joint rein, dann komme ich schnell wieder runter.«
    »Sie konsumieren also Marihuana, um Ihre sexuellen Triebe in den Griff zu bekommen?«, fragte Nathalie.
    »Generell, um Stress abzubauen.«
    »Chris, Joints mögen harmlos erscheinen, doch selbst zu Haschisch können Sie schnell eine seelische Abhängigkeit aufbauen«, erklärte sie.
    Ich überlegte, ob es wohl sinnvoll wäre, ihr ins Wort zu fallen, um noch einmal auf mich zurückzukommen und den Tittenirrtum aufzuklären. Schließlich entsprachen nur drei meiner letzten zwölf Sexualpartnerinnen diesem Schema, aber vermutlich würde mir dann der Banker vorrechnen, dass ich zu fünfundzwanzig  Prozent verhaltensgestört sei, was mich auch nicht gerade attraktiv erscheinen ließe.
    »Ich finde es ganz geil, wenn die Weiber vor dem Sexeine Tüte rauchen«, sagte der Mäuserich. »Das macht sie meistens richtig scharf.«
    »Du denkst nur mit deinem Schwanz«, warf Ralph ihm vor. Offenbar hatte er bis jetzt gebraucht, um das zu bemerken. »Da bist du genau wie Tom«, fügte er netterweise hinzu.
    »Was soll das denn heißen?«, wehrte ich mich.
    »Erst gestern Abend hat Tom mir und zwei weiteren Freunden erklärt, dass Sex für ihn das Wichtigste in einer Beziehung sei«, fiel er mir in den Rücken.
    Ich musste mich fast am Stuhl festhalten, damit es mich nicht von der Anklagebank haute.
    »Männer denken mit dem Schwanz, interessante These. Meine Erfahrungen bestätigen das durchaus«, reagierte meine Therapeutin erstaunlich gelassen auf meine Behinderung. Nathalie schien sich grundsätzlich mit der Natur der Dinge arrangiert zu haben, und das machte sie zu einer sehr ernst zu nehmenden Gesprächspartnerin. Niemand widersprach ihr, nur Ralph schnappte aufgeregt nach Luft. Dass Männer in sexuellen Angelegenheiten Rücksprache mit ihrem Schwanz hielten, war kein Staatsgeheimnis. Als Mann schämte ich mich nicht dafür, und als Besitzer einer Dessousboutique profitierte ich geschäftlich davon: Männer wollten ihre Frauen in reizvoller Unterwäsche sehen und händigten ihnen deswegen vertrauensvoll ihre Kreditkarten aus. Erst wenn dieselben Frauen selbst bezahlten, ahnte ich, dass ihre Beziehung in einer Krise steckte und sie willens waren, sie mit heißen Dessous zu retten.
    »Tom, was bringt einen Mann wie Sie dazu, sich in solch zentralen Fragen wie der der

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