Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Hostage - Entführt

Titel: Hostage - Entführt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Crais Robert
Vom Netzwerk:
gegen den Schreibtisch. Nun konnte sie nicht mehr weiter ausweichen, und Mars stand direkt vor ihr. Er klopfte mit dem Nagel auf ihre Brust. Rhythmisch.
    »Fass mich nicht an.«
    Er klopfte weiter.
    »Hör auf.«
    Er klopfte ein letztes Mal.
    »Kevin ist weg. Dennis ist weg. Dein Vater ist weg. Der kleine Fettsack ist auch weg. Jetzt können wir unseren Spaß haben.«
    Er drückte den Nagel der Länge nach gegen ihr Brustbein. Das tat weh, ohne zu bluten. Jennifer versuchte, sich wegzudrehen, aber sie war gefangen. Jetzt fuhr Mars mit dem Nagel langsam zwischen ihren Brüsten runter. Sie starrte ihm in die Augen. Beobachtete, wie er sie beobachtete. Dabei begann sie zu weinen. Seine Augen waren schwarze Teiche, deren Oberfläche verborgene Böen kräuselten. Er wusste, dass er etwas Böses tat. Dass er unartig war. Auf den Nagel achtete er nicht. Sie spürte, dass es ihre Angst war, die ihm Genuss bereitete. Jennifer schob ihre Hand den Bauch runter, zwängte die Finger unter ihren Hosenbund und tastete nach dem Messer. Er drückte ihr den Nagel stärker ins Fleisch. Atmete auch stärker. Sie hätte schreien mögen.
    »Gefällt dir das?«
    Mit einem Ruck zog Jennifer das Messer und stach blind auf ihn ein, damit er endlich verschwand. Die starre, kurze Klinge traf etwas Hartes. Mars stöhnte in plötzlichem Schmerz auf. Das hörte sich an, als würde ein Hund husten. Das Messer steckte ihm weit oben in der Brust. Beim linken Schlüsselbein.
    Mars stieß ein erbärmliches Seufzen aus. Sein Gesicht war schmerzverzerrt.
    Schreiend versuchte Jennifer, ihn wegzustoßen, um davonzulaufen, aber er wich nicht vom Fleck, sondern packte sie an der Kehle, drückte fest zu und presste sie mit den Beinen gegen den Schreibtisch.
    Mit der freien Hand griff er nach dem Messer, stöhnte erneut vor Schmerz und zog die Klinge raus. Sofort bildete sich auf seinem Hemd ein purpurroter Blutfleck.
    Er sah ihr wieder in die Augen, hielt ihr das Messer vor die Nase und drückte ihr die Kehle noch fester zu, sodass sie keine Luft bekam.
    »Das wird dir gefallen.«
    Jennifer spürte, wie sie ohnmächtig wurde.
    Dennis
    Der Schrei drang durch Dennis' Alkoholnebel und überraschte ihn mehr, als dass er ihn erschreckte. Ein schriller Schrei. Wie das Kreischen eines Mädchens. Und danach polternde Geräusche aus den Räumen hinter der Küche. Oder aus der Garage? Dennis zog die Pistole und rief:
    »Was war das, verdammt? Wer ist da?«
    Mars konnte das nicht sein – der war doch gerade nach oben gegangen. Und die Kinder auch nicht – die hockten in ihren Zimmern, falls Kevin, der feige Sack, sie nicht mitgenommen hatte. Vielleicht war er ja zurückgekommen?
    »Kev? Bist du das, du Arschloch?«
    Dennis knipste seine Taschenlampe an und leuchtete die Küche ab. Keine Antwort. Keine Bewegung.
    »Zum Teufel, wer ist da?«
    Keine Antwort.
    Dennis leuchtete zur Terrassentür, weil ihm plötzlich in den Sinn kam, die Polizei könnte ihn austricksen.
    »Talley?!«
    Nichts.
    Mit vorgehaltener Pistole ging Dennis vorsichtig durch die Küche Richtung Garage.
    »Bist du das, kleiner Fettsack?«
    Nichts.
    »Kevin, wenn du das bist, sag endlich was! Mars hat erzählt, du wärst gegangen.«
    Nichts.
    Dennis kam in die Speisekammer und leuchtete von dort in die Waschküche dahinter, von der noch eine Tür abging, in eine Werkstatt oder so. Unter dieser Tür drang ein ständig größer werdender Fleck hervor, der ihm langsam entgegenquoll. Dennis runzelte die Stirn. Er kapierte überhaupt nichts. Dann ging er einen Schritt näher und öffnete die Tür. Und sah seinen Bruder auf dem Boden liegen. Dennis senkte die Pistole.
    »Kevin – was soll der Quatsch? Steh auf.«
    Das Zittern begann in seiner Brust und breitete sich rasch aus, bis sein ganzer Körper schlotterte und der Strahl der Taschenlampe in dem kleinen Raum wie wild umhertanzte.
    »Kevin – steh auf.«
    Dennis hatte kein Gefühl mehr in den Beinen. Er konnte kaum das Gleichgewicht halten. Vor der Blutlache blieb er stehen und leuchtete seinen Bruder an. Er sah seine durchschnittene Kehle; den weiß und fremd schimmernden Knochen inmitten des Fleisches; seine aufgerissenen, starren Augen. Dennis knipste die Lampe aus.
    Der fette Junge und das Mädchen konnten das nicht getan haben.
    Mars.
    Mars hat gelogen.
    Mars hat Kevin umgebracht.
    Dennis ging rückwärts durch die Speisekammer in die Küche und rannte zur Treppe.
    »Mars!«
    Er nahm mit jedem Schritt zwei Stufen und dachte nur daran, ihn zu

Weitere Kostenlose Bücher