Hostage - Entführt
Dann nahm er ihm Revolver und Maschinenpistole ab, legte ihm Handschellen an und stieß ihn ins Büro.
Jones suchte auf dem Fußboden rund um den Schreibtisch hektisch nach den Disketten. Alle Schubladen waren rausgerissen und ihr Inhalt auf dem Teppich verstreut. Der zweite Mann räumte die Bücherregale aus. Beide sahen auf, als Talley den ersten Mann zu Boden stieß.
Talley richtete seinen Colt auf die beiden. Die Hitze spürte er nicht mehr. Er stand so stark unter Adrenalin und hatte so viel Angst um seine Familie, dass er nur auf die zwei Männer vor ihm konzentriert war.
»Hände gefaltet auf den Kopf und umdrehen!«
Jones fragte: »Was soll denn das jetzt?«
Der zweite Mann hob die Maschinenpistole, doch Talley erledigte ihn mit einem Schuss – das 45er-Projektil durchschlug die kugelsichere Weste. Als Talley noch beim SEK gewesen war, hatte er beim Kampftraining jedes Jahr 10.000 Schuss abgefeuert – so was ging bei ihm ganz automatisch.
Talley richtete seine Waffe wieder auf Jones.
»Hände falten. Sofort!«
Jones hob die Arme, drehte sich langsam um und faltete die Hände auf dem Kopf.
»Sie bauen Mist, Talley. Die haben Ihre Familie.«
Talley nahm dem zweiten Mann die Waffen ab, warf sie beiseite und ließ seinen Colt dabei auf Jones gerichtet. Er fühlte an der Halsschlagader nach dem Puls des Mannes, ging zu Jones, nahm ihm Revolver und Maschinenpistole ab, warf sie zu den anderen Waffen und riss das Stromkabel aus Smiths Computer. Er zwang Jones, sich auf den Bauch zu legen, drehte ihm die Hände auf den Rücken und drückte ihm den Colt in den Nacken.
»Eine Bewegung, und ich bring dich um.«
Talley setzte ihm das Knie ins Kreuz und fesselte ihm die Hände. Er wollte Jones aus dem Haus bekommen, aber nicht vor laufenden Kameras. Also sagte er ins Funkgerät:
»Mikki?«
»Mein Gott, Chief, sind Sie wohlauf? Wir haben noch mehr Schüsse gehört.«
»Setz die Feuerwehr in Marsch und fahr mit deinem Wagen in die Flanders Road. Wir treffen uns an der Außenmauer des Grundstücks.«
Talley war klar, dass die Kameras auf die Feuerwehr gerichtet sein würden. Er wollte, dass alle auf die Vorderseite des Hauses achteten, nicht auf die Rückseite. Der Rolex-Mann sollte das hier nicht im Fernsehen mitbekommen.
»Was ist denn da drin los?«
»Mach schon!«
Talley schubste Jones und den anderen Mann, der überlebt hatte, Richtung Terrasse. Das Feuer war inzwischen dabei, das Haus zu verschlingen – Tapeten blätterten von den Wänden, und der Putz fiel in großen Stücken von der Decke in der Diele. Als sie an die Terrassentür kamen, schaltete Talley sein Funkgerät auf die Kommandofrequenz der Sheriffs und befahl den Männern, die an der Mauer zur Flanders Road lagen, ihre Scheinwerfer auszustellen. Der Garten versank im Dunkeln. Talley stieß die beiden Männer nach draußen und hetzte sie auf geradem Weg an die hintere Mauer. Die Sheriffs sahen, dass Talley zwei FBI-Männer festgenommen hatte, und einer fragte: »Was geht denn hier vor?«
»Helfen Sie mir, die Kerle über die Mauer zu bekommen.«
Als Talley ins Gras am Rand der Flanders Road sprang, stiegen Mikkelson und Dreyer gerade aus ihrem Streifenwagen.
Die Sheriffs starrten auf Jones und den anderen Mann. Weshalb hatte man Männern, auf deren Westen in weißen Buchstaben groß FBI prangte, Handschellen angelegt und sie über die Mauer gezerrt? Wieder fragte einer, was los sei, doch Talley kümmerte sich nicht um ihn.
»Martin liegt im ersten Stock – Schusswunde.«
Er bekam die Reaktion, die er wollte: Die Sheriffs schwangen sich über die Mauer und rannten aufs Haus zu.
Er schob seine Gefangenen zu Mikkelsons Wagen.
Jones sagte: »Sie sind erledigt, Talley.«
»Und wer von uns beiden ist hier gefesselt?«
»Sie wissen doch, was er jetzt machen wird. Oder ist Ihnen das nicht klar?«
»Ich hab die Disketten, mein Lieber. Mal sehen, wie sehr Ihr Boss sich nach denen die Finger leckt.«
Als Mikkelson die beiden FBI-Männer sah, spitzte sie verwirrt die Lippen.
»Mein Gott – hab ich irgendwas verpasst?«
»Die sind nicht vom FBI.«
Talley drückte den ersten Mann auf die Rückbank des Wagens und drängte Jones dann gegen den Kotflügel.
»Wo sind sie?«
»Keine Ahnung. Ich bin nicht eingeweiht.«
»Und wo ist er?«
»Keine Ahnung.«
»Wie heißt er?«
»So läuft das nicht, Talley. Er – das ist eine Stimme am Telefon.«
Talley klopfte Jones' Taschen ab und entdeckte sein Handy. Er drückte die
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