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Hostage - Entführt

Titel: Hostage - Entführt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Crais Robert
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das gesehen?«
    »Es war genau, wie Sie gesagt haben.«
    »Das wäre alles nicht passiert, wenn er den nicht gezogen hätte. Ich hab mir fast in die Hose gemacht.«
    »Dann war das alles nicht geplant. Das sagen Sie damit doch, oder? Dass Sie das, was geschehen ist, nicht vorsätzlich getan haben?«
    Rooney wollte als Opfer gesehen werden – also ließ Talley den Eindruck entstehen, dass er seine Lage verstand.
    »Wir wollten den Laden nur ausrauben. Das geb ich zu. Aber dann hat der Chinese einen Revolver auf mich gerichtet. Ich musste mich doch verteidigen! Ich wollte nicht auf ihn schießen. Ich wollte nur die Waffe loswerden, damit er mich nicht erschießt. Es war ein Unfall.«
    Rooneys Stimme verlor ihren feindlichen Unterton – das erste Zeichen dafür, dass er begann, in Talley einen Verbündeten zu sehen. Der senkte die Stimme und erweckte so den Anschein, als wären sie ganz unter sich.
    »Können die beiden anderen mich hören?«
    »Warum willst du das wissen?«
    »Mir ist klar, dass sie vielleicht in Ihrer Nähe sind. Also brauchen Sie auf das, was ich jetzt sage, nicht zu antworten, Dennis. Hören Sie einfach nur zu.«
    »Was soll das heißen?«
    »Ich weiß, dass Sie sich Sorgen machen, was mit Ihnen wegen des angeschossenen Polizisten passiert. Ich hab darüber nachgedacht und stelle jetzt eine Frage: Hat da drin außer Ihnen noch jemand geschossen? Antworten Sie einfach mit ja oder nein, wenn Sie nicht mehr sagen können.«
    Talley wusste die Antwort schon von Jorgenson und Anders. Er ließ die Frage im Raum stehen und hörte Rooney atmen.
    »Ja.«
    »Dann haben Ihre Kugeln den Polizisten vielleicht nicht getroffen. Kann sein, dass Sie ihn gar nicht angeschossen haben.«
    Talley war so weit gegangen wie möglich. Er hatte den Eindruck erweckt, Rooney könnte freigesprochen werden, indem er die Schuld auf einen der anderen schob. Er hatte Rooney ein Schlupfloch eröffnet. Jetzt musste er sich zurückhalten und ihn darüber brüten lassen, ob er das Angebot annehmen wollte.
    »Dennis, ich gebe Ihnen jetzt meine Handynummer. Dann können Sie mich erreichen, wann immer Sie reden wollen. Sie brauchen nicht durchs Fenster zu schreien.«
    »Das wär gut.«
    Talley gab ihm die Nummer, sagte zu Rooney, er mache jetzt eine Pause, und fuhr mit seinem Wagen wieder rückwärts aus der Sackgasse. Leigh Metzger wartete vor dem Grundstück von Mrs. Peña auf ihn, und zwar nicht allein: Talleys Frau und seine Tochter standen bei ihr.
    Ein Krankenhaus in Santa Monica, Kalifornien
Unfallstation Fünfzehn Jahre zuvor
    Officer Jeff Talley hat kein Hemd an, trägt aber noch immer seine blaue Uniformhose, obwohl sie blutverschmiert ist. Ihre Waden bemerkt er zuerst. Er fliegt auf schöne Waden. Er sitzt auf einer Trage in der Unfallstation und hat seine aufgerissene Hand in einer Schüssel mit Eis versenkt, damit die Schwellung abklingt und der Schmerz nachlässt. Er wartet darauf, zum Röntgen gebracht zu werden. Sein Kollege, ein älterer Polizist namens Darren Consuelo, schließt gerade Talleys Waffe, sein Funkgerät und seine übrige Ausrüstung im Kofferraum ihres Streifenwagens ein.
    Die Krankenschwester betritt den Raum durch die Tür gegenüber und ist darin vertieft, sich auf einem Klemmbrett Notizen zu machen. Sie ist ganz in Weiß gekleidet, bis auf die hellblaue Schürze. Ihr dunkles Haar hat sie zum Pferdeschwanz gebunden. Die Waden springen ihm zuerst ins Auge, weil sie nicht in weißen Strümpfen stecken, wie Krankenschwestern sie oft tragen. Und sie sind geschmeidig, muskulös und braun gebrannt. Sie hat Beine wie eine Turnerin. Oder eine Sprinterin. Talley mag das. Er taxiert sie – straffer Hintern, sportlicher Körper, breite Schultern für ihre zierliche Gestalt. Dann sieht er ihr Gesicht. Sie scheint etwa in seinem Alter zu sein, 23, 24, so um den Dreh.
    »Schwester?«
    Er zuckt zusammen, als sie kurz zu ihm hinsieht, um den Eindruck zu erwecken, er habe starke Schmerzen. Dabei ist seine Hand einfach taub.
    Sie sieht an Hose und Schuhen, dass er Polizist ist, und lächelt ermutigend.
    »Wie steht's, Officer?«
    Eine umwerfende Schönheit ist sie nicht, aber sie sieht gut aus. Und ihre freundliche Ausstrahlung berührt ihn. Ihre Augen verbreiten eine Wärme, die ihn trifft.
    »Ah, Schwester …«
    Er liest ihr Namensschild. Jane Whitehall.
    »Jane … Ich sollte eigentlich zum Röntgen, aber ich warte hier schon ewig. Ob Sie mal nachfragen könnten?«
    Er kneift die Augen erneut zusammen, um sie

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