Hostage - Entführt
aalglatt und geschäftsmäßig, und sie trug einen Pagenschnitt. Er kannte sie nicht.
»Schön wär's, Chief, aber wir müssen das heute Abend bereden.«
Talley hörte einen Schritt hinter seinem Rücken – das Rutschen einer Sohle auf feinem Schotter –, dann legte sich ein Arm von hinten um seinen Hals und riss ihn vom Boden hoch. Jemand hielt ihm eine Pistole vors Gesicht.
»Siehst du die? Na? Schau sie dir an.«
Als Talley die Pistole sah, ließ er von dem Arm ab, der ihn würgte.
»Na bitte. Wir reden nur ein bisschen miteinander, mehr nicht. Aber ich bring dich um, wenn's sein muss.«
Talley wurde auf den Boden gesetzt. Jemand schloss seinen Wagen wieder auf, während ein anderer ihm Oberkörper und Hüften abklopfte.
»Wo ist deine Pistole?«
»Die schlepp ich nicht mit mir rum.«
»Blödsinn. Wo ist sie?«
Die Hände fuhren zu seinen Knöcheln runter.
»Ich trage keine Waffe. Ich bin der Chef der Polizei – ich muss das nicht.«
Sie stießen ihn auf den Fahrersitz. Talley sah nur Schemen. Er war sich nicht sicher, wie viele – vielleicht drei, vielleicht auch fünf. Einer, der auf der Rückbank direkt hinter ihm saß, schlug die Innenbeleuchtung mit seiner Pistole kaputt und drückte ihm den Lauf fest ins Genick.
»Lass den Wagen an und setz zurück. Wir reden nur ein bisschen miteinander.«
»Wer sind Sie?«
Talley versuchte, sich umzudrehen, doch starke Hände zwangen ihn, nach vorn zu sehen. Auf dem Rücksitz saßen zwei Männer. Sie trugen schwarze, gestrickte Skimasken und Handschuhe.
»Anlassen und zurücksetzen.«
Talley tat wie befohlen, und das Scheinwerferlicht strich über den Gehweg. Die Frau war verschwunden. Am anderen Ende des Parkplatzes warteten Rücklichter.
»Folg dem Wagen da. Wir fahren nicht weit.«
Talley schloss auf. Das Auto vor ihm war ein neuer Ford Mustang, dunkelgrün, kein Cabrio, kalifornisches Nummernschild. 2 KLX 561 – Talley versuchte, sich das Kennzeichen einzuprägen. Als ein zweiter Wagen dicht hinter ihm auftauchte, sah er in den Rückspiegel.
»Wer sind Sie?«
»Fahr.«
»Und dann?«
»Fahr einfach und mach dir keine Gedanken.«
Der Mustang fuhr vorsichtig zur Straße zurück und auf der Flanders Road zu einem Einkaufszentrum, das gut einen Kilometer von Talleys Haus entfernt lag. Alle Läden waren geschlossen, der Parkplatz leer. Talley folgte dem ersten Auto in eine schmale Straße hinter den Geschäften. Der Mustang hielt neben einem Müllcontainer.
»Fahr näher ran. Noch näher. Stoßstange an Stoßstange.«
Er stieß gegen den Mustang.
»Mach den Motor aus. Gib mir den Schlüssel.«
Talley hatte Angst gekannt, als er beim SEK – vor seiner Zeit als Unterhändler – Angriffsteams geleitet hatte. Aber das war eine unpersönliche Angst gewesen, wie sie einem Kampfeinsatz eben vorausgeht; eine Angst, die durch die kugelsichere Montur im Zaum gehalten wurde, durch die Bewaffnung und durch die Unterstützung, die sie sich als eingespieltes Team gegenseitig leisteten. Jetzt war es anders – brennend nah und persönlich. Auf diese Art wurden Menschen umgebracht; und anschließend wurden die Leichen in Müllcontainern entsorgt.
Er machte den Motor aus, ließ den Schlüssel aber stecken. Der hintere Wagen fuhr an sein Auto heran und keilte es ein. Darin sah Talley ein gutes Zeichen: Er sollte keinen Fluchtversuch unternehmen können. Wenn sie ihn einfach nur erschießen wollten, wäre ihnen das egal.
»Gib mir endlich den Schlüssel.«
Er hielt ihn hoch, und die Hand riss ihn weg.
Die Beifahrertür ging auf. Ein dritter Mann setzte sich ins Auto, auch er maskiert und behandschuht. Er trug ein schwarzes Sportsakko, ein graues T-Shirt und Jeans. Als sein linker Ärmel hochrutschte, blitzte eine goldene Rolex auf. Er war nicht groß, etwa so groß wie Talley, ungefähr einen Meter achtzig. Sehr gepflegt. Sein Gesicht war braun gebrannt. In der Linken hatte er ein Handy.
»Ich weiß, dass du Angst hast, Chief, aber glaub mir: Wenn du keinen Unsinn machst, tun wir dir nichts. Du hast es in der Hand – verstanden?«
Talley versuchte, sich an das Kennzeichen des Mustangs zu erinnern. KLX oder KLS?
»Starr mich nicht einfach nur an, Chief. Wir müssen vorankommen.«
»Was wollen Sie?«
Der dritte Mann deutete mit dem Handy auf die Rückbank. Dabei konnte Talley wieder kurz die Uhr sehen und nannte ihn bei sich den Rolex-Mann.
»Der, der hinter dir sitzt, hält dich gleich fest. Flipp nicht aus – das ist nur zu deinem
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