Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Hostage - Entführt

Titel: Hostage - Entführt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Crais Robert
Vom Netzwerk:
doch: Panik tötet.«
    Talley nahm das Telefon mit beiden Händen.
    »Gut. Einverstanden.«
    »Du wirst dich fragen: Was kann ich machen? Schließlich bist du Polizist. Du wirst daran denken, das FBI zu alarmieren oder die Sheriffs einzuschalten; oder daran, mich zu schnappen, bevor deiner Frau und deinem Kind etwas zustößt. Chief – denk lieber daran, dass ich meine Leute vor Ort habe, direkt vor deiner Nase. Die berichten mir alles, was passiert. Wenn du jemanden einschaltest, wenn du auch nur irgendwas anderes tust als das, was ich dir sage, kriegst du deine Frau und dein Kind per Post zurück. Haben wir uns verstanden?«
    »Ja.«
    »Wenn ich habe, was ich will, kommen deine Frau und dein Kind frei. Kein Problem für uns – die beiden wissen nicht, wer sie gefangen hält, und du weißt nicht, wer wir sind: Unwissenheit ist ein Geschenk des Himmels.«
    »Was wollen Sie eigentlich haben? Disketten? Also Computerdisketten? Wo genau liegen die?«
    »Zwei Disketten. Nicht im normalen Format, sondern größer – Zip-Disketten. Sie sind mit ›Eins‹ und ›Zwei‹ beschriftet. Wo sie liegen, wissen wir nicht, aber Smith weiß es.«
    Der Rolex-Mann öffnete die Beifahrertür, blieb aber noch einen Moment sitzen und sah aufs Handy.
    »Geh ran, wenn's klingelt, Chief.«
    Der Autoschlüssel landete in Talleys Schoß. Türen wurden geöffnet und geschlossen, und Talley war allein in der Straße hinterm Einkaufszentrum mitten in der Pampa. Der Mustang fuhr weg; der hintere Wagen setzte heulend zurück. Talley saß am Steuer, atmete tief ein und aus und konnte sich nicht rühren. Er fühlte sich, als wäre er außerhalb seines Körpers. Von ihm getrennt. Als sei das alles gerade einem anderen passiert.
    Er griff nach dem Schlüssel, ließ den Wagen an, drehte das Steuer nach links und rechts bis zum Anschlag und fuhr in Schlangenlinien über den Schotterparkplatz. Dann schaltete er Signallicht und Sirene ein, raste zu seiner Wohnanlage zurück, ließ das Auto quer und mit blinkendem Lichtbalken auf dem Parkplatz stehen und rannte in sein Haus, als säßen vielleicht die beiden dort und das Ganze wäre nur eine Art Halluzination gewesen.
    Das Reihenhaus war leer. Schreiende Stille. Dennoch rief er nach ihnen, weil er nicht wusste, was er sonst tun sollte.
    »Jane! Amanda!«
    Nichts. Nur Janes Autoschlüssel, der unübersehbar auf dem Esszimmertisch lag. Als Drohung.
    Talley steckte Janes Schlüssel in die Tasche, ging ins Schlafzimmer hoch und blickte gedankenverloren auf die Fotos auf dem Schreibtisch. Jane und die damals noch ganz kleine Amanda sahen ihn von einer Aufnahme an, die er in Disneyland gemacht hatte: Jane saß in der arrangierten Wildnis von Adventureland an einem Restauranttisch und hatte die Arme um Amanda geschlungen – vier blitzende Zahnreihen strahlten ihm entgegen. Sie hatten Tostadas gegessen. Oder Tacos? Jedenfalls war die Soße so schwach gewürzt, dass sie als gebürtige Angelenos darüber nur hatten lachen können: Salsa mit dem Pep einer Tomatensuppe von Campbell – so was konnten nur Leute aus Minnesota oder Wisconsin pikant finden. Talley unterdrückte ein Schluchzen, nahm das Foto aus dem Rahmen und steckte es ein. Dann ging er zum Wandschrank, holte die blaue Nylon-Sporttasche aus dem obersten Fach und legte sie aufs Bett. Er nahm die Pistole aus seiner SEK-Zeit heraus, einen 45er Colt, Modell 1911, der vom Waffenschmied seiner Einheit in puncto Treffgenauigkeit und Zuverlässigkeit perfekt eingestellt worden war. Es war eine große, unförmige und extrem gefährliche Pistole, deren Magazin nur sieben Schuss enthielt. Das SEK benutzte die 45er trotzdem als Einsatzwaffe, weil schon eine ihrer Kugeln einen Menschen erledigen konnte. Bei einer 38er oder einer 9-mm-Pistole war das nicht so sicher – bei der 45er schon. Die war ein Killer.
    Talley nahm das leere Magazin raus, lud sieben Kugeln und setzte es wieder ein. Dann durchwühlte er die Sporttasche nach dem schwarzen Nylonholster, zog seine Uniform aus und schlüpfte in Jeans und Tennisschuhe. Er befestigte das Holster am Hosengurt und tarnte es mit einem schwarzen Sweatshirt. Auch seine Dienstmarke heftete er an den Gürtel.
    Das Handy, das der Rolex-Mann ihm gegeben hatte, lag auf dem Schreibtisch. Talley stierte es an. Was würde geschehen, wenn es läutete? Was wäre, wenn der Rolex-Mann ihm jetzt befehlen würde, Walter Smiths Haus zu stürmen, und dabei alle, die sich darin befanden, ums Leben kamen? Was wäre, wenn er ans

Weitere Kostenlose Bücher