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Hostage - Entführt

Titel: Hostage - Entführt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Crais Robert
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Telefon ginge und Jane und Amanda in Todesqual schreien hörte?
    Talley setzte sich auf die Bettkante. War er denn ein Narr? Er sollte sofort mit den Bezirkssheriffs und dem FBI Verbindung aufnehmen! Das wusste selbst der Rolex-Mann. Es wäre die richtige Reaktion auf diese Schweinerei, und Talley hätte das auch getan, wenn er nicht geglaubt hätte, der Rolex-Mann habe ihm die Wahrheit gesagt, als er von einem Informanten in York Estates gesprochen hatte. Und davon, dass er seine Familie umbringen würde. Talley hatte Angst. Es ist leicht, anderen Ratschläge zu erteilen; ist man dagegen selbst betroffen, ist es ein Albtraum. Er ermahnte sich zur Besonnenheit. Denn der Rolex-Mann hatte ja noch in einem anderen Punkt Recht: Panik tötet. Genau diese Botschaft hatte in der SEK-Schule an der Wand gehangen: Panik tötet. Die Ausbilder hatten sie ihnen eingehämmert. Egal, wie sehr die Lage drängt – man muss nachdenken. Handle schnell, aber effektiv. Den Kopf zu verlieren ist das Verkehrteste, und am schnellsten verliert man ihn durch eine Kugel. Denk nach!
    Talley steckte das Handy des Rolex-Mannes in die Tasche und fuhr aufs Revier.
    Das Polizeirevier von Bristo Camino lag im Einkaufszentrum und war früher ein zweistöckiger Spielwarenladen gewesen. Talleys Leute sagten im Spaß Kinderkrippe dazu. So spät am Abend war der Parkplatz des Einkaufszentrums leer. Nur ein Streifenwagen stand vor dem Revier. Und die Privatautos seiner Mitarbeiter. Talley parkte am Bordstein. Im ersten Stock befanden sich eine Arrestzelle, ein Dienstzimmer für Einsatzbesprechungen, ein Wasch- und ein Umkleideraum. Die schwersten Jungs, die bisher in der Arrestzelle gesessen hatten, waren zwei sechzehnjährige Autodiebe gewesen, die in einem gestohlenen Porsche den ganzen Weg aus Santa Monica gekommen waren – nur, um den Wagen in Bristo um eine Palme zu wickeln. Meistens schliefen in der Zelle betrunkene Autofahrer ihren Rausch aus. Sarahs Büro beanspruchte den Großteil des Erdgeschosses, wobei der Tresen am Eingang für den wachhabenden Polizisten bestimmt war. Sarah allerdings übernahm die Wache, wann immer sie nicht am Computer saß – und das, obwohl sie als Bürokraft eingestellt und nicht als Polizistin vereidigt war. Talleys Dienstzimmer ging nach hinten raus. Sein PC war nicht an das bundesweite Polizeinetz angeschlossen. Nur ein Computer auf dem Revier hatte Zugang dazu, und der stand vorne bei Sarah.
    Warren Kenner, der am Eingangstresen saß, zog überrascht die Augenbrauen hoch, als Talley reinkam.
    »Hallo, Chief. Ich dachte, Sie sind auf sieben.«
    Sieben war der Kode für ›Essenspause‹, wurde salopp aber auch für ›Feierabend‹ verwendet. Talley ging ohne Gruß durch die Sperre, die den Arbeitsbereich der Polizisten vom Besucherbereich trennte. Ihm war nicht nach einer Unterhaltung.
    »Ich hab noch zu tun.«
    »Wie läuft's in York Estates?«
    »Darum kümmern sich jetzt die Sheriffs.«
    Sarah winkte von ihrem Schreibtisch her. Sie war eine pensionierte Lehrerin mit knallroten Haaren und arbeitete auf dem Revier, weil sie daran Freude hatte. Talley nickte ihr zu, hielt aber kein Schwätzchen, wie er es normalerweise tat, sondern ging schnurstracks an den vernetzten Computer.
    »Ich dachte, Sie wären nach Hause gefahren?«, rief Sarah.
    »Hab noch zu tun.«
    »Ist das nicht traurig mit dem kleinen Jungen? Was ist daraus geworden?«
    »Ich schau nur kurz was nach. Ich muss nach York Estates zurück.«
    Er gab sich schroff, um Sarah abzuwimmeln.
    Talley tippte die Autonummer des Mustangs ein – 2 KLX 561 – und fragte die Datenbank der Zulassungsbehörde von Kalifornien ab.
    »Äh, Chief – ich wär auch gern ein bisschen da draußen. In York Estates, meine ich.«
    Kenner war hinter ihn getreten. Er machte sich offensichtlich Hoffnungen auf einen Einsatz vor Ort. Talley beugte sich vor, um den Bildschirm zu verdecken.
    »Nimm mit Anders Verbindung auf. Sag ihm, ich hätte angeordnet, dich dort beim Schichtwechsel einzusetzen.«
    Talley wandte sich wieder zum PC.
    »Hm, Chief – meinen Sie, ich könnte das Haus mit umstellen?«
    Talley verdeckte den Bildschirm aufs Neue und verbarg seinen Ärger nicht.
    »Du willst den Finger ein bisschen am Abzug haben, was, Kenner?«
    Der zuckte die Achseln.
    »Na ja … Ja, Sir.«
    »Regle das mit Anders.«
    Talley starrte Kenner an, bis der zum Tresen am Eingang zurückging. Dann erschien das Ergebnis der Recherche bei der Zulassungsstelle auf dem Bildschirm: Das

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