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Hostage - Entführt

Titel: Hostage - Entführt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Crais Robert
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ich dir: Ich liebe ihn, ich steh zu unserer Ehe, und mich interessiert es eben – verdammt noch mal! –, ob er meine Haare mag oder nicht.«
    Jane weinte und sah, dass auch Amanda weinte: Dicke Tränen kullerten ihr aus den Augen. Sie ließ sich in den Sitz fallen und warf den Kopf an die Kopfstütze.
    »Scheiße.«
    Lautes Klopfen an der Scheibe schreckte sie auf.
    »Ma'am? Ist alles in Ordnung?«
    Jane ließ die Scheibe runter. Nur einen Spalt. Der Mann wirkte verlegen. Er hatte sich vorgebeugt und eine Hand auf dem Autodach, die andere an der Fahrertür. In seinem Gesicht stand die Frage, ob er irgendwie helfen könne.
    »Entschuldigen Sie bitte. Ich weiß – es geht mich nichts an. Aber ich hab Weinen gehört.«
    »Schon gut. Alles bestens. Danke.«
    »Na, wenn Sie meinen.«
    »Danke.«
    Sie wollte das Auto anlassen, da riss er die Tür auf und stieß sie zu Amanda hinüber. Im Wagen roch es plötzlich stark nach Donuts.
    Später erfuhr sie, dass er Marion Clewes hieß.

14
    Freitag, 21:12
    Talley
    Ohne die roten und grünen Hubschrauber wirkte der Himmel fremd. Talley schaltete den Polizeifunk aus, ließ die Seitenfenster runter, um Durchzug zu schaffen, und genoss die samtige Nachtluft, den Geruch der Palmlilien in der abklingenden Tageshitze. Sein Einsatz in York Estates war vorbei – also brauchte er auch keine Funkverbindung zu halten. Er musste nachdenken.
    Auf der Straße vor ihm, die dem Verlauf des Tals in sanften Schwüngen folgte, kamen ihm Scheinwerferketten entgegen. Die letzten sechs Stunden waren nur so vorbeigerast. Die Ereignisse hatten sich lawinenartig überschlagen und zu einer so intensiven Erfahrung verdichtet, wie Talley sie lange nicht mehr erlebt hatte – ein Wechselbad der Gefühle, ein Hin und Her zwischen Angst und Euphorie. Als er die Geschehnisse des Nachmittags und Abends nun Revue passieren ließ, fiel ihm bald auf, wie viel Gefallen er daran fand. Das hätte er nicht für möglich gehalten – als sei etwas in ihm aus tiefem Schlummer erwacht.
    Die warme Nachtluft wehte ihm eine Erinnerung an Jane zu.
    In den Flitterwochen waren sie in die Wüste gefahren. Nicht gleich nach der Hochzeit – damals hatten sie nicht das Geld dafür –, sondern später, nach seiner halbjährigen Probezeit. Sie hatten zwei Tage Urlaub für ein verlängertes Wochenende genommen. Eigentlich sollte es nach Las Vegas gehen. Ihr glorreicher Plan hatte vorgesehen, der Sommerhitze durch eine Nachtfahrt zu entgehen, aber bis Vegas war der Weg weit, vier Stunden Fahrt. Auf halber Strecke hatten sie in einer langweiligen Kleinstadt am Rand der kalifornischen Wüste gehalten, um etwas zu essen – und waren geblieben. Ihr Liebesnest war ein Zwanzig-Dollar-Motel in der Nähe der Autobahn. Zum Abendbrot hatten sie in einem Billig-Restaurant Steaks gegessen und dann den Ort erkundet. Beim Fahren erinnerte sich Talley an die Wüstenhitze damals. Und daran, wie erschrocken der junge, harte SEK-Mann Talley gewesen war, als Jane während der Fahrt über Nebenstraßen einfach aus dem Beifahrerfenster kletterte und sich den Wüstenfahrtwind um die Nase wehen ließ.
    Daran hatte Talley sich seit Jahren nicht erinnert, und er spürte ein Unbehagen über dieses lange Vergessen. Als habe er einen Teil seines Lebens in sich selbst verloren gehen lassen. Er fragte sich, was sonst wohl noch alles in ihm verschüttet lag.
    Er bog auf das Gelände seiner Wohnanlage ein. Janes Auto stand auf einem der beiden Parkplätze, die ihm gehörten. Er hielt neben ihrem Wagen und blickte auf den Gehweg zu seinem Reihenhaus. Der Gedanke an die Unterhaltung, die sie gleich führen würden, war ihm unangenehm. Sie hatte ihn endlich mit der Frage konfrontiert, wie es mit ihnen weitergehen sollte, und er musste sich dieser Auseinandersetzung stellen. Kein Weglaufen mehr, kein Kneifen, keine Ausflüchte – er konnte sie halten oder verlieren. So einfach würde es heute Abend sein. Und so schwer.
    Beim Aussteigen fiel Talley auf, dass der Parkplatz ungewöhnlich dunkel war – beide Laternen waren abgeschaltet. Als er seinen Wagen abschloss, kam ihm eine Frau von dem Weg entgegen, der zu seinem Haus führte.
    »Chief Talley? Darf ich Sie kurz sprechen?«
    Er nahm an, sie sei eine Nachbarin. Die meisten Leute hier wussten, dass er der Chef der Polizei war, und kamen oft mit Beschwerden und Problemen zu ihm.
    »Es ist reichlich spät. Hat das nicht Zeit bis morgen?«
    Die Frau war attraktiv, aber nicht hübsch. Ihre Miene war

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