Hostage - Entführt
hatte, dort zu stehen, während sein Freund Neal Craimont den Täter ins Fadenkreuz nahm.
Anders rutschte auf dem Sitz hin und her.
»Chief, warum starren Sie mich so an?«
»Ich hab einen Auftrag für dich. Du darfst niemandem etwas davon erzählen, weder Metzger noch den anderen Kollegen noch den Sheriffs – niemandem. Sag einfach, dass du für mich ein paar Hintergrundinformationen sammelst, aber erzähl ihnen nicht, welche. Verstanden, Larry?«
Anders antwortete langsam.
»Ich denke, ja.«
»Das reicht mir nicht. Entweder du kannst den Mund halten oder nicht. Es ist wichtig.«
»Doch nichts Illegales, Chief, oder? Ich bin sehr gerne Polizist. Was Illegales könnt ich nicht tun.«
»Es ist grundsolide Polizeiarbeit. Ich möchte, dass du so viel wie möglich über Walter Smith rausfindest.«
»Über die Geisel?«
»Ich glaube, er ist in illegale Geschäfte verwickelt oder kennt Leute, die darin verwickelt sind. Ich muss rausfinden, was für Geschäfte. Sprich mit den Nachbarn, aber unauffällig. Erzähl niemandem, was du da machst oder welchen Verdacht du hast. Versuch, möglichst viel über Smith zu erfahren: Woher er stammt, was er macht, wer seine Kunden sind – einfach alles, was uns Anhaltspunkte über ihn liefert. Es wäre gut, wenn du seinen zweiten Vornamen rausfindest. Wenn du fertig bist, fahr aufs Revier und lass Smith durch den FBI-Computer und die bundesweite Verbrecherdatei laufen. Ich hab das für die letzten fünf Jahre gemacht – du gehst zwanzig Jahre zurück.«
Anders räusperte sich. Die ganze Sache war ihm unangenehm.
»Warum sollen unsere Leute denn nichts davon erfahren?«
»Weil ich es so will, Larry. Und dafür hab ich einen guten Grund, den ich dir im Moment nicht sagen kann. Aber ich bau darauf, dass du dichthältst.«
»Mach ich, Chief. Ja, Sir.«
Talley gab ihm die Nummer des Nokia-Handys.
»Aber zuallererst find raus, wem dieser Anschluss gehört. Das kannst du von hier per Telefon machen. Ich will wissen, wer die Rechnung bekommt. Wenn du dafür eine Anordnung brauchst, ruf in Palmdale an. Dort schiebt ein Richter die ganze Nacht Bereitschaftsdienst. Sarah hat die Nummer.«
Anders sah auf den Zettel.
»Der Richter wird aber wissen wollen, wofür ich die Anordnung brauche.«
»Sag ihm, wir glauben, dass wir durch diese Nummer an lebenswichtige Informationen über einen der Männer im Haus kommen.«
Anders nickte schwach. Er wusste, dass das gelogen war.
»Gut.«
Talley dachte nach, ob es noch etwas gab, das ihm einen Hinweis geben konnte, mit wem er es zu tun hatte.
»Wenn du aufs Revier kommst, logg dich in die Datei der Autodiebstähle bei der Zulassungsbehörde ein und such nach einem grünen Mustang, neuestes Modell. Er dürfte kürzlich gestohlen worden sein, vielleicht erst heute.«
Anders nahm seinen Block aus der Tasche, um Notizen zu machen.
»Äh, wissen Sie das Kennzeichen?«
»Das Auto hat ein abgemeldetes Nummernschild. Wenn du in der Datei einen passenden Wagen findest, schreib auf, wo er gestohlen wurde. Wer hat eigentlich die Überprüfung der Baugenehmigungen übernommen?«
»Äh, Cooper.«
»Verfolg das weiter.«
»Es ist schon fast elf!«
»Notfalls holst du den Bürgermeister oder den Behördenleiter eben aus dem Bett. Sag ihnen, die Sheriffs brauchten unbedingt den Grundriss des Hauses. Es ginge um Leben und Tod. Erzähl ihnen, was du willst – nur find raus, wer das Haus gebaut hat.«
»Ja, Sir.«
»Du wirst bis tief in die Nacht arbeiten müssen, Larry. Es ist wichtig.«
»Kein Problem.«
»Sag mir sofort Bescheid, wenn du irgendwas rausfindest. Jederzeit. Und nicht über Funk. Ruf mein Handy an. Hast du die Nummer?«
»Ja, Sir.«
»Also los.«
Talley sah zu, wie Anders wegfuhr, und sagte sich, dass er ihm vertrauen konnte. Er hatte gerade das Überleben seiner Frau und seiner Tochter in Larry Anders' Hände gelegt.
Dann fuhr er zu Mrs. Peñas Haus, stellte sein Auto ab und ging zur Einsatzzentrale. Die Hecktür des LKWs stand offen und warf den Schein der roten Lampen im Wagen als blutrote Reflexion in die Nacht. Martin, Hicks und der Leiter des Recherche-Teams standen beim Kaffeeautomaten.
Talley klopfte an die Hecktür, als er zu ihnen hochstieg. Martin sah ihn an und lächelte so freundlich, dass er staunte.
»Ich dachte, Sie wären gegangen.«
»Ich übernehme wieder die Einsatzleitung.«
Es dauerte einen Moment, bis seine Feststellung angekommen war. Dann runzelte Martin die Augenbrauen. Ihre Freundlichkeit
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