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Hostage - Entführt

Titel: Hostage - Entführt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Crais Robert
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mit der Pistole auf sie. Das war's, ihr Wichser!
    Dennis war vorangekommen – von Wodka auf Eis zu Wodka aus der Flasche. Noch immer zerbrach er sich den Kopf, wie er mit dem Geld fliehen konnte. Er war genervt und frustriert und bekam langsam Angst, dass Kevin Recht hatte und er nicht mit der Million davonkommen würde. Gerade noch war er berühmt gewesen – jetzt fürchtete er, dass er wieder als x-beliebiger Trottel im Knast landete. Dennis trank noch einen Schluck Wodka und dachte, dass er stattdessen lieber tot wäre. Vielleicht sollte er einfach abhauen – sich die Taschen voll Geld stopfen, das verdammte Haus anzünden, wie Mars gesagt hatte, durch das kleine Fenster in die Oleanderbüsche verschwinden und dann rennen, als sei der Teufel ihm auf den Fersen. Wahrscheinlich würden sie ihn schon nach ein paar Metern mit ihren Maschinengewehren durchsieben, aber das war immer noch besser, als sich hier verschaukeln zu lassen.
    »Scheiße.«
    Dennis verließ das Büro, ging ins Schlafzimmer, wuchtete den Koffer aufs Bett, öffnete ihn und stierte auf die Million. Dann streichelte er die gebrauchten Scheine – seidenweich fühlten sie sich an. Er wollte das Geld unbedingt haben. So sehr, dass er am ganzen Körper zitterte. Autos, Frauen, Klamotten, Drogen, kupferbeschlagene Bars, Rolex-Uhren, Kaviar, Yachten, Häuser, Freiheit, Glück. Jeder will reich sein, dachte Dennis. Egal, wer man ist, woher man kommt, wie viel Geld man hat – jeder will mehr. Geld – das ist der amerikanische Traum.
    Als er in den Koffer stierte, durchfuhr ihn die Idee wie ein Euphorieschub auf Ecstasy: Bullen sind arm. Und Bullen wollen reich sein – wie alle anderen. Vielleicht konnte er die Beute mit Talley teilen; Bargeld gegen das Entkommen nach Mexiko tauschen; etwas austüfteln, damit die anderen Polizisten nicht dahinter kamen; zum Beispiel die Geiseln gegen Talley auswechseln und mit ihm nach Tijuana fahren; im Auto würden sie sich scheckig lachen, weil Talleys Kollegen von dem abgekarteten Spiel nichts wussten und nicht wagen würden, Dennis zu erschießen, um Talleys Leben nicht zu gefährden. Dafür würde er sogar Kevin und Mars verraten; die konnten sie dann für den Mord an dem Chinesen aufknüpfen. Dennis wurde immer aufgeregter, als ihm diese Möglichkeiten vor Augen tanzten. Jeder wusste, wie lausig Polizisten bezahlt wurden. Was würde Talley für 100.000 Dollar wohl alles machen? Was für 200.000? Und was erst für eine halbe Million!
    Dennis beschloss, ihn sofort anzurufen. Er war auf halbem Weg ins Arbeitszimmer und dachte darüber nach, wie er ihm am besten schmackhaft machen konnte, ein reicher Mann zu werden, als der Strom ausfiel. Das Licht ging aus, der Fernseher auch, und die elektrischen Hintergrundgeräusche, die jedes bewohnte Haus durchsummen, erstarben.
    Kevin schrie von der Terrassentür her: »Dennis? Was ist passiert?«
    »Das sind die Bullen! Schnapp dir die Kinder!«
    In der plötzlichen Dunkelheit hetzte Dennis blind an der Wand entlang durch den Flur. Er rechnete damit, dass jeden Moment die Türen aufgebrochen wurden, und wusste, er hatte nur eine Chance: das Mädchen oder ihren fetten Bruder zu erreichen.
    »Kevin! Mars! Schnappt euch die Kinder!«
    Durch die Terrassenfenster drang milchiges Licht ins Wohnzimmer. Kevin kauerte hinter dem Sofa; Mars stand in der Küche und hielt das Mädchen an den Haaren. Er lächelte. Dieser Verrückte. Als wäre das hier ein Vergnügen.
    »Hab doch gesagt, dass sie den Strom abschalten.«
    Talleys Lautsprecherstimme hallte durchs Haus – diesmal nicht von der Straße her, sondern von der Gartenseite.
    »Dennis? Dennis Rooney?«
    Der fragte sich, warum Talley hinterm Haus war.
    »Dennis – jetzt wird geredet.«
    Dann flog der Garten in die Luft: Explosionen drangen wie das Stakkato von Maschinengewehrsalven übers Schwimmbecken, und Blitze irrlichterten wie beim chinesischen Neujahrsfest zwischen den Mauern umher. Die Apokalypse war angebrochen.
    Dennis warf sich hinter den Küchentresen und wartete auf das Ende.
    Thomas
    Kaum waren die Lichter ausgegangen, zischte Thomas aus dem Weinkeller, fegte um die Bar herum und hetzte zur Flügeltür. Im Wohnzimmer schrien Dennis und Kevin. Ihm war klar, dass er nicht viel Zeit hatte.
    Thomas ging runter auf alle viere und spähte durch die Tür. Gegenüber, im Büro seines Vaters, flackerten Kerzen. Er lehnte sich in die Diele vor, um zu sehen, ob jemand kam. Alles leer.
    Auf in den Kampf, Torero!
    Er

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