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Hostage - Entführt

Titel: Hostage - Entführt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Crais Robert
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spurtete durch die Diele ins Büro, als Talleys Stimme durchs Haus zu dröhnen begann. Thomas wusste, dass es gleich einen Höllenlärm geben würde, und versuchte, sich nicht weiter um den ganzen Budenzauber zu kümmern, sondern achtete nur darauf, ob er Schritte hörte.
    Er lief direkt zum Computer auf dem Schreibtisch. Die Taschenlampe ließ er aus, weil er im Kerzenschein genug erkennen konnte. Der Tisch war mit Papieren übersät, aber Disketten sah er keine. Auch das Zip-Laufwerk des PCs war leer. Er durchstöberte die Akten rund um Monitor und Tastatur: Fehlanzeige.
    Explosionen knallten durchs Haus. Das hörte sich an, als gingen kurz nacheinander dicke Chinaböller los.Chinaböller Thomas glaubte, Dennis schießen zu hören. Kevin schrie etwas, aber er konnte ihn nicht verstehen. Er hatte Angst, die drei könnten jeden Moment ins Büro stürzen, rannte zur Tür, um ins Herrenzimmer zu verschwinden, blieb aber auf der Schwelle zur Diele stehen und horchte. Sein Herz klopfte so laut, dass er kaum etwas hören konnte, doch er hatte nicht den Eindruck, dass sie kamen.
    Chief Talley hatte ihm gesagt, er habe höchstens zwei Minuten. Viel Zeit blieb ihm also nicht mehr.
    Thomas sah durch die Diele ins Herrenzimmer – dort wäre er in Sicherheit. Dann schaute er zum Schreibtisch zurück, und ein Bild schoss ihm durch den Kopf: Nach der Schießerei am Nachmittag hatte sein Vater versucht, Dennis zu überreden, einen Anwalt zu nehmen und aufzugeben; dabei war er zum Schreibtisch gegangen, hatte die Disketten in ein schwarzes Etui gelegt und es in eine Schublade getan. Also waren die Disketten dort!
    Thomas lief zum Schreibtisch zurück.
    Dennis
    Im Garten tobte ein Explosionsgewitter, als landeten Invasionstruppen der Marine. Im Zucken der Blitze sah Dennis Polizisten über die Mauern schauen, doch das Haus stürmten sie nicht.
    Dennis fragte sich, was das Ganze sollte.
    Talleys Stimme hallte durch den Garten.
    »Jetzt wird geredet, Dennis. Nur Sie und ich – unter vier Augen. Ich will, dass Sie rauskommen, Sie allein. Ich komm zu Ihnen, und wir reden.«
    Kevin krabbelte auf allen vieren in die Küche – schnell wie im Trickfilm.
    »Was machen die da? Was passiert hier?«
    Dennis hatte keine Ahnung. Er war verwirrt und zugleich misstrauisch. Und dann auf einen Schlag sehr ängstlich.
    »Mars! Die Schweine versuchen, uns in den Rücken zu fallen! Sieh nach, was vorn los ist!«
    Dennis riss das Mädchen aus Mars' Händen. Der stand schwerfällig auf und ging den Flur runter.
    Thomas
    Das Etui war aus weichem, schwarzem Leder und etwas größer als eine CD-Hülle. Der Kerzenschein war zu schwach, als dass Thomas in der Schublade etwas hätte erkennen können. Darum knipste er seine Taschenlampe an, schirmte das Licht aber wie zuvor mit der flachen Hand ab.
    Das Etui war gleich in der ersten Schublade.
    Es ließ sich wie ein Buch öffnen. Die beiden Disketten befanden sich in den rechten Einstecktaschen und waren mit ›Eins‹ und ›Zwei‹ beschriftet – genau wie Talley es beschrieben hatte. Thomas schloss gerade die Schublade, da hörte er Schritte im Flur, die schnell näher kamen.
    Er wollte losrennen, aber es war zu spät.
    Die Schritte näherten sich sehr schnell.
    Und zwar dem Büro.
    Jetzt waren sie an der Tür.
    Thomas knipste die Taschenlampe aus, duckte sich unter den Schreibtisch, zog die Knie an, rollte sich zu einem Ball zusammen und versuchte, nicht zu atmen.
    Jemand war im Zimmer.
    Der Schreibtisch war ein Ungetüm aus Eichenholz – schwer und alt, ein richtiges Schiff. Dad nannte ihn im Spaß seine Lexington – das war ein Flugzeugträger. Er stand auf dicken, geschwungenen Stummelbeinen, die nur einen Spalt zwischen Tisch und Teppichboden ließen. Durch diesen Spalt sah Thomas Füße. Das ist Mars, dachte er, aber sicher war er sich nicht.
    Die Füße gingen zum Fenster.
    Thomas hörte, wie eine Jalousie geöffnet wurde. Von draußen fiel Licht rein. Dann gingen die Lamellen wieder zu.
    Die Füße blieben beim Fenster. Thomas stellte sich vor, dass der Mann durch die Ritzen der Jalousie spähte.
    Dennis rief von weiter hinten:
    »Sag mir endlich, was da draußen passiert!«
    Also war der Mann am Fenster Mars. Er stand reglos da.
    »Mars, verdammt noch mal!«
    Die Füße entfernten sich vom Fenster, doch Mars blieb im Zimmer. Jetzt wandten sich die Füße Richtung Schreibtisch. Thomas versuchte, sich noch kleiner zu machen. Er presste die Beine so fest an den Oberkörper, dass ihm die Arme

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