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Hostage - Entführt

Titel: Hostage - Entführt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Crais Robert
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die Tür auf und kam raus. Talley wusste, dass Menschen auf Bildern immer kräftiger wirkten. Rooney aber war noch kleiner und dünner, als er auf dem Videofilm ausgesehen hatte. Und jünger.
    Talley lächelte, doch Rooney lächelte nicht zurück.
    »Wie geht's Ihnen, Dennis?«
    »Hatte schon bessere Tage.«
    »Der heute war lang – das muss ich Ihnen lassen.«
    Dennis wies mit dem Kopf zur Mauer an der Flanders Road.
    »Liegt da hinten ein Scharfschütze, der mich erledigen soll?«
    »Falls Sie versuchen, mich ins Haus zu zerren, kommt's wohl dazu – sonst nicht. Wir hätten Sie von der Mauer aus erschießen können, wenn wir gewollt hätten.«
    Dennis schien das einzusehen.
    »Kann ich rauskommen? Näher an dich ran?«
    »Klar. Kein Problem.«
    Dennis entfernte sich von der Terrassentür und traf Talley am Beckenrand. Er holte tief Luft und blickte beim Ausatmen zu den Sternen.
    »Gut, draußen zu sein.«
    »Kann ich mir vorstellen.«
    Talley fügte hinzu: »Ich nehm jetzt meine Arme runter, ja?«
    »Klar.«
    Er sah, dass Kevin sich noch immer mit dem Mädchen in der Küche aufhielt und Krupchek hinten im Flur stand. Der Junge war irgendwo im Haus und holte die Disketten. Hoffentlich dauerte das nicht zu lange.
    Talley sagte: »Wir machen das hier jetzt schon eine ganze Weile. Worauf warten Sie noch?«
    »Hättest du's eilig, lebenslänglich in den Bau zu gehen?«
    »Ich würde alles versuchen, möglichst glimpflich aus der Sache rauszukommen: die Kinder freigeben, kooperativ sein, einen Rechtsanwalt für mich sprechen lassen. Ich wäre schlau genug zu begreifen, dass ich von der Polizei umzingelt bin und nicht wegkomme. Deshalb würde ich mich mit den Belagerern gutstellen.«
    »Ich will einen Hubschrauber.«
    Talley schüttelte den Kopf.
    »Wie gesagt: Wo soll der landen? Ich kann Ihnen keinen Hubschrauber geben. Auf keinen Fall.«
    »Dann ein Auto. Ich will einen Wagen, der mich nach Mexiko bringt. Ein Auto, Geleitschutz und keine Strafverfolgung hinter der Grenze.«
    »Das haben wir schon abgehakt.«
    Rooney schien sich in etwas hineinzusteigern und ballte dann in plötzlicher Wut die Faust.
    »Bist du denn zu gar nichts gut?«
    »Ich versuche, Ihnen das Leben zu retten.«
    Dennis sah kurz ins Haus zurück. Talley merkte ihm die Anspannung des Tages deutlich an. Schließlich fragte Dennis leise:
    »Bist du reich?«
    Talley antwortete nicht. Er hatte keine Ahnung, wohin das führen sollte, aber gelernt, auf solche Abschweifungen grundsätzlich nicht zu reagieren.
    Rooney klopfte auf seine Hosentasche.
    »Kann ich mal hier reinlangen und dir was zeigen?«
    Talley nickte.
    Rooney trat näher an ihn heran. Talley konnte zuerst nicht erkennen, was er aus der Tasche zog, dann aber sah er, dass es Geld war. Rooney hielt es so, dass nur Talley es sehen konnte.
    »Das sind fünfzig Hundert-Dollar-Scheine, Chief. 5.000 Dollar. Ich hab einen ganzen Koffer davon im Haus.«
    Rooney schob das Geld wieder in die Tasche.
    »Wie viel muss ich dir zahlen, damit du mich hier rausbringst? 100.000 Dollar? Du könntest mich nach Mexiko fahren. Mich allein. Niemand wird was spitzkriegen. Sag den andern einfach, das hätten wir so vereinbart, und erwähn das Geld nicht. Ich halt den Mund. In diesem Haus liegt viel Geld, Chief. Mehr als du je gesehen hast. Wir könnten's aufteilen.«
    Talley schüttelte den Kopf.
    »Sie haben sich ein schlechtes Haus ausgesucht, um sich zu verkriechen, Dennis.«
    »200.000. In bar. 100-Dollar-Scheine. Direkt in deine Tasche. Das braucht niemand zu wissen.«
    Talley antwortete nicht. Er fragte sich, was Smith in dieser Einöde, in der sicheren und gesichtslosen Gemeinde Bristo Camino machte. Warum er so viel Geld und Informationen in seinem Haus hatte, dass dieser Junge bereit war, dafür zu sterben. Und der Rolex-Mann und seine Leute bereit waren, dafür zu töten. Wer kennt seine Nachbarn schon wirklich?
    »Geben Sie auf, Dennis.«
    Rooney fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, ließ den Blick kurz durch den Garten schweifen und sah Talley wieder an.
    »Versuchst du, den Preis hochzutreiben? Gut, 300.000 Dollar. Das verdienst du in deinem ganzen Leben nicht! Mars und Kevin kriegst du obendrein. Sperr die doch ein!«
    »Sie wissen nicht, womit Sie's hier zu tun haben, Dennis – Sie können sich nicht freikaufen.«
    »Jeder ist auf Geld scharf! Jeder! Das geb ich nicht her!«
    Talley musterte Rooney und fragte sich, wie weit er gehen sollte. Wenn Rooney jetzt aufgab, würden Amanda und Jane

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