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hot directions (German Edition)

hot directions (German Edition)

Titel: hot directions (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juan Santiago
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Hüften. Doch anstelle sich ins Bett zu legen und zu schlafen, wie ich eigentlich dachte, geht er am Bett vorbei, setzt sich auf das Sitzkissen vor dem Schreibtisch und öffnet den Deckel seines Laptops. Er fingert an seinem Laptop herum. Gegenüber vom Bett schaltet sich ein großer Flatscreen-Bildschirm an.
    »Stört es Sie, wenn ich noch ein wenig arbeite?« Ich schüttele den Kopf.
    »Nö.«
    »Ich muss nur einen Film zu Ende schneiden«, erklärt er mir. Das interessiert mich.
    »Schneiden Sie Ihre Filme etwa selber?«, frage ich ihn.
    »Sicher«, erwidert er, als wäre das völlig normal. Ich schaue ihm über die Schulter, ohne ihn zu berühren. Seine Nähe erregt mich, ich bekomme Gänsehaut. Auf dem Bildschirm treibt Stevie Rumble es mit Kevin, einem Bottom, den ich aus ein paar anderen Filmen kenne, allerdings ist die Szene neu. Für mich ein Beweis mehr, dass Stevie im Bett richtig gut ist. In der Szene kommt sein leicht gekrümmter, riesiger Hammer gut heraus, und ich bekomme einen Ständer. Ich räuspere mich.
    »Die Szene sieht schon fertig aus, oder? Für welchen Film ist das?« frage ich, um meine Erregung wegzudenken.
    »Der Streifen nennt sich ‚Böse Buben‘ und soll nächsten Monat erscheinen. Ist ganz nett, aber keine meiner Höchstleistungen.« Ich rolle mit den Augen. Das sagt er so einfach... wow, diese Nummer ist mehr als geil. Der Ton scheint original zu sein, dieser Kevin schreit sich jedenfalls heiser.
    »Ist der Ton gestellt oder echt?« frage ich weiter.
    »Wir synchronisieren doch nicht nach! Bei uns ist alles Originalton.«
    »Ja, ich meine ja auch, ob das Stöhnen in dieser Intensität echt ist... kann ich mir gar nicht vorstellen«, erkläre ich. Ich fass es nicht. Keine fünf Zentimeter von mir sitzt mein Idol mit nur einem Handtuch um die Hüften, und ich führe intellektuelle Konversation. Ich sag nur »Intensität«. Normalerweise würd ich ihm das Handtuch abnehmen und es austesten. Stattdessen labere ich blödes Zeug. Ich schüttele den Kopf und drehe mich leicht von ihm weg, als ich die Zertifikate an der Wand erkenne. »Mister Blow-Job 2003«. 2004 hängt direkt daneben. Kein Wunder. Ich schüttele erneut den Kopf, diesmal allerdings, um die unerwünschten Gedanken zu verdrängen. Ein Blick auf Timo zeigt mir, dass der durchaus bereit wäre, mal die Qualitäten des Mr. Rumble auszutesten. Ich drehe mich zu Stevie um.

    »Nette Zertifikate. Selbst gedruckt?«, frage ich vielleicht eine Spur zu provozierend. Tastaturgeklapper, nur kurz, ein paar Tasten. Auf dem Flatscreen erscheint der Schriftzug »Casting Party III«. Stevie dreht sich zu mir und grinst frech.
    »Noch Fragen?« Im gleichen Moment wechselt das Bild auf einen Wettbewerb. Stevie kniet vor irgendeinem Typen und bläst. Macht er gut, aber ich bin der Meinung, ich kann das besser. Und das sage ich ihm auch. Ich weiß nicht, welcher Teufel mich gerade reitet, aber ich mach das jetzt wirklich.
    »Sieht nett aus... aber ich kann das besser.« Ich lache leise und setze mich auf den Boden, lehne meinen Rücken an das Geländer der Galerie, schaue nach oben zum Dachfenster, wo der Wind die Blätter rauschen lässt. Stevie dreht sich um, und ich erhalte einen herrlichen Blick in das Handtuch. Ich bin kurz vor einer Krise, erstens ist dieses Teil scheinbar schon von Natur aus nicht gerade klein, und zweitens bin ich scheinbar im falschen Film. Ist dieser Einblick gewollt, oder Zufall? Ich schließe die Augen. Nein, ich werde da nicht hinsehen.
    »Was zu beweisen wäre...« Stevie grinst fies. Ich lasse die Augen geschlossen.
    »Ich geh gern zum nächsten Wettbewerb und trete gegen Sie an«, versuche ich, die Situation zu retten.

    »Wie sagte Vivien Leigh in ‚Vom Winde verweht‘: Verschieben wir es auf morgen? Ich dachte, Bullen sind mutiger...« Ich habe mich eben verhört, ich bin mir da ganz sicher. Meine Phantasie spielt mir irgendetwas vor.
    »Wie meinen?« Ich hoffe, ich habe mich verhört. Besser nachfragen.
    »Große Töne wären ja nun schon gespuckt... Wären wir vor Gericht, würden immer noch die Beweise fehlen.«
    »Ehm... ich... vergessen Sie’s. Ich bin hier, um Sie zu beschützen«, rede ich mich heraus.
    »Vor wem oder was?«, fragt er mich. Nein, ich muss träumen.
    »Vor dem Killer, der vermutlich versuchen wird, Sie als nächstes abzustechen«, hilft Timo mir.
    »Übers Dach kann er ohne Hubschrauber nicht rein... und den würde man früh genug hören«, grinst Stevie.
    »Wie auch immer«, zicke

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