hot directions (German Edition)
hier alles vorbei ist, werde ich mich wohl mal mit einem Tätowierer unterhalten müssen. Das Tribal auf dem Rücken gefällt mir noch besser als das auf der Brust, aber vielleicht gibts ja noch ein anderes, das uns allen drei gefällt. Steven grinst und dreht sich um. Ich ziehe die Brauen nach oben. Seinen Rücken ziert eine ziemlich große Tätowierung, zwei Drachen, die sich zu küssen scheinen. In meiner Hose wird es eng. Auch Alex hat ein Tattoo, das am unteren Ende des Rippenbogens anfängt und im Hosenbund verschwindet.
»Ein Einbahnstraßenschild auf dem Hüftknochen fehlt noch«, stichele ich.
»Das musst Du gerade sagen«, zickt er zurück. Dazu sage ich jetzt mal nichts. Ich werde ihm auch nicht das Gegenteil beweisen, schließlich ist er für mich eine Art Schutzbefohlener. Aber diese Antwort zeigt mir, dass Steven und Timo noch nicht über unser Sexualleben gesprochen haben, sonst wüsste er es nämlich besser. Im nächsten Moment fällt mir ein, dass Steven sich bei mir für die Aktion mit den Kettenflaschenzügen revanchieren will. Ich sollte also in nächster Zeit auf der Hut sein.
Wir flachsen noch eine Weile, dann helfen Timo und Steven Violette, ihre Koffer in einen alten roten Lieferwagen zu packen, der unten vor der Tür parkt. Ich braue mir derweil einen starken Kaffee, um wieder nüchtern zu werden. Alex schaut mir wortlos zu. Na, mit dem Reden scheint er es nicht so zu haben. Komisch, immer, wenn ich ihn bisher gesehen habe, im ‚ComeOn‘ meine ich, oder in der Sauna, gab er sich eher redselig und kommunikativ. Aber ich werde mir sicher keine Gedanken über sein Seelenleben machen, jedenfalls nicht jetzt. Das ist eher Stevens Sache, der ist auch mehr mit der Materie vertraut.
Dann beginnt das Warten. Warten auf Godot. Wir warten aufs Christkind. Wobei wir eigentlich eher diejenigen sind, die Brunner eine Bescherung machen wollen, an die er noch lange denken wird.
Nach einer Weile verziehe ich mich an den Computer und logge mich bei Gayroyal ein. Dann lege ich mir ein Fakeprofil an, in das ich Bilder hochlade, die ich mit Timos Webcam gerade von mir gemacht habe. Keine drei Minuten später habe ich über hundert Nachrichten von Typen, die mich zum Sex mit ihnen auffordern. Wunderbar. Ich schreibe mir im WordPad eine Standardmessage, in der ich allen Schreibern mitteile, dass ich heute Abend mit ein paar Freunden im »Engel« sei und Bock auf eine deftige, anonyme Nummer auf dem Klo hätte. Die meisten sind begeistert und wollen vorbeikommen. Dieses Spiel treibe ich fast zwei Stunden, um sicherzustellen, dass genügend geile Typen für Brunners Präsent anwesend sind. Dann logge ich mich aus, lösche das Profil und gehe in die Küche, wo die anderen drei tratschen.
»Ich habe mal ein paar Leute eingeladen«, deute ich scheinheilig an.
»Wie spät ist es denn jetzt?«, fragt Steven zurück. Ich werfe einen Blick auf die Küchenuhr.
»Viertel nach elf«, antworte ich.
»Partytime«, antwortet Steven und klatscht in die Hände. Ich zücke das Handy und bestelle diesen Guido zu uns. Der guckt ziemlich kariert, als wir ins Taxi einsteigen und ich mit der Stimme von Olaf Bauer unser Ziel angebe.
»Nanu, wie habt Ihr das denn gemacht?«, fragt er uns verwundert.
»Alles eine Frage von Kosmetik«, erwidert Timo an meiner Stelle. Dann düsen wir zum Engel. Also, Guidos Fahrstil ist wirklich ziemlich grenzwertig. Es macht Spaß, mit ihm zu fahren. Aber er könnte genauso gut bei der Polizei arbeiten, zumindest fährt er so. Ich bekomme noch mit, dass Steven Guido einen Hunderter in die Hand drückt und ihm aufträgt, an der Ecke auf uns zu warten.
Wir fallen in den Engel ein, der heute wirklich brechend voll ist. Ich erkenne die typischen Chatnasen, die normalerweise um diese Zeit vor dem Computer sitzen und sich ein Date suchen, mit ein paar von ihnen hatte ich sogar schon Sex. Zum Glück ist Timos Webcam nicht besonders gut, das erspart mir dann wenigstens die Belagerung durch die Sexgeilen. Man erkennt mich im Halbdunkel schlicht und einfach nicht. Dafür werde ich von den Barschlampen massiv angebaggert. Fernando, ein muskulöser Halblatino und Brunners Geschäftsführer, weicht mir nicht mehr von der Seite und macht mir mehr als eindeutige Angebote. Ich weiß von früher, dass Fernando ziemlich gut im Bett ist, und überlege mir wirklich, mit ihm einen Quickie zu schieben. Aber nicht im Büro, sondern auf der Theke.
Ich ziehe ihn zu mir und fasse ihm zwischen die Beine. Mitten auf
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