hot directions (German Edition)
so gedacht, dass wir da hingehen und die Gäste zum Ficken animieren. In seiner Konzession steht garantiert »Diskothek« und »Gastronomie«, und nicht »Privatclub«. In dem Moment, wo da öffentlich pornographische Darstellungen stattfinden, heißt, gevögelt wird, kostet das Bußgeld. Mindestens. Mit etwas Glück ist sogar seine Konzession fällig. dass Timo diesen Vorgang als »Spaß haben«, umschreibt, gefällt mir. Steven bekommt ja sowieso alles mit, sobald ich nur daran denke, dessen bin ich mir sicher. Bleibt eigentlich nur die Frage, was wir inzwischen mit Alex machen. Mitnehmen? Brunner sucht ihn zwar, aber dieser dürfte nicht vor zwei, halb drei aus dem Verhör kommen. Steven grinst mich an, steht auf und telefoniert.
»In zehn Minuten bist Du hier... mit dem gesamten Koffer!« Irgendeine Frauenstimme, die ich nicht kenne.
»Ja, das volle Programm. In der Gabelsberger Straße 2 bei Götz.« Die Frau sagt irgendetwas, dann legt Steven auf und widmet sich wieder seinem Paprikafleisch, so als wäre nichts gewesen.
Eine knappe Viertelstunde später klingelt es. Ich bin gerade mit dem Spülen fertig und trockne ab.
»Kannst Du mal checken, ob das Dein Besuch ist?«, frage ich Steven. Normalerweise würde ich jetzt ein wenig Panik bekommen, aber da Steven jemanden erwartet, fällt das vorerst aus. Der nickt, steht auf und verlässt die Wohnung. Nach einer Weile schließt er die Tür auf und hilft einer kleinen dicken, platinblonden Frau, die er als ‚Violette‘ vorstellt, mit diversen Schachteln und Metallkoffern in die Wohnung. Timo wuselt sofort um diese Violette herum, weswegen ich am besten einfach sitzen bleibe.
»Liebes, wo willst Du Dein Atelier aufbauen?«, fragt Steven. Ich rolle mit den Augen. »Liebes« hat er gesagt. Noch tuckiger gehts wohl nicht. »Schatz«, »Mäuschen« und »mein Herzchen« fehlt noch, dann hoppele ich freiwillig aus dem fünfzehnten Stock. Violette lässt mit einem Stöhnen einen riesigen Metallkoffer zu Boden sinken und stürmt das Wohnzimmer.
»Hach, hier ist das Licht gut«, kreischt sie mit einer piepsigen Stimme, die mich irgendwie an ‚Apfelringe‘ erinnert und mir Lust auf einen Besuch in irgendeiner Eckkneipe macht, wo ich das Gepiepse nicht hören muss.
»Räumt mal das Sofa weg, Herzchen, und der Sessel kann in die Ecke«, fiept sie nach Luft ringend. Timo und Steven springen sofort los, während Alex mich angrinst.
»Also, mal unter uns: Das ist nicht mehr quadratisch, sondern quaderförmig, praktisch, gut«, stichelt er. Er hat Recht, die Frau ist wirklich breiter, als sie hoch ist. Ihr Schnaufen erinnert mich an eine Dampflokomotive, und das »Herzchen« hat mich soeben vollständig den Glauben an die Welt verlieren lassen. Was ist das für eine Körbchengröße? Doppel-E? Oder Z? Z wie Zelt. Ich brauche einen Schnaps! Ich drehe mich um und stürme in die Küche. Ich bin mir ziemlich sicher, hier irgendwo eine Flasche Wodka gesehen zu haben. Das grüne Etikett ist mir jedenfalls noch gut in Erinnerung. Hektisch durchwühle ich die Schränke, finde aber nichts. Dann sehe ich Alex an.
»Okay, paß auf die Jungs auf, ich komme irgendwann wieder, ja?« sage ich ihm, stecke mein T-Shirt in den Hosenbund und ziehe die Wohnungstür hinter mir zu. Unten auf der Straße winke ich mir ein Taxi und fahre ins »Harry’s«, wo ich mir erst einmal einen Martini und danach einen doppelten Wodka servieren lasse. Langsam beruhige ich mich wieder. Die Alte ist ja nur nervig, stelle ich fest. Ebenso wie dieser »Apfelringe«-Klingelton, den die Husche neben mir auf ihrem Handy hat. Nachdem ich das dritte Mal »Apfelringe«-Gefiepe gehört habe, fahre ich diesen Typen an.
»Wenn Du jetzt nicht gleich an Dein Telefon gehst, werfe ich es durch das geschlossene Fenster!« Der schaut mich an, im ersten Moment erschrocken, im zweiten will er wohl zicken. Na warte. »Apfelringe«. Zum vierten Mal. Neben mir bauen sich zwei Jungtucken auf, scheinbar hat er seinen Freund oder Pseudostecher dabei, was weiß ich. Sind die überhaupt schon 18? Kaum Haare am Sack, aber schon im Puff Schlange stehen, wie?
»Apfelringe«, piepst das Handy, das deutlich erkennbar neben mir auf der Theke liegt. Langsam stehe ich auf, rücke mir den Gürtel zurecht, irgendwo habe ich noch Hoffnung, dass er jetzt einfach dran geht.
»Apfelringe«. Okay. Ich schiebe den Hocker zum Tresen, schnappe mir das Handy und gehe schnurstracks zur Tür, während mir eine Husche ein »Eyyy!« hinterher ruft.
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