Hot History Collection - History Romance im Doppelpack (German Edition)
zu Tode langweilte. Zwar bekam sie mehrmals täglich Besuch von Louise, doch deren inbrünstige Rosenkranzgebete empfand Georgina als eher anstrengend als tröstend.
Am fünften Tag in Folge, den Georgina im Bett verbringen musste, griff sie aus lauter Verzweiflung zu der kostbar verzierten Bibel, die Louise ihr geschenkt hatte und blätterte lustlos darin.
Wenigstens stellt dieses Buch keine Gefahr für meine Tugend dar, dachte sie grimmig. Ich kann wohl darauf verzichten Richard um Erlaubnis zu bitten, die Heilige Schrift lesen zu dürfen.
Gerade als sie noch tiefer im Selbstmitleid zu versinken drohte, stürmte Louise in Georginas Zimmer. So aufgeregt hatte sie die junge Französin selten erlebt.
„Stell dir vor, er ist auf dem Weg hierher!“
Georgina sah sie verständnislos an.
„Wer denn?“
„Lord Andrews! Dann können wir ihn fragen, ob ich die Kinder im Dorf unterrichten darf.“
Louises Augen leuchteten.
Es ist schon sehr seltsam, dachte Georgina halb belustigt halb besorgt, die Braut interessiert sich kein Stück für ihren zukünftigen Ehemann, aber die Aussicht auf eine Aufgabe versetzte sie regelrecht in Euphorie.
Laut sagte sie:
„Dann werde ich mich jetzt ankleiden, herunterkommen und Jamie zu Mr. Stevens schicken.“
Louise errötete leicht.
„Ähm, das habe ich schon gemacht. Ich dachte, dann musst du dich nicht mehr darum kümmern.“
Georgina konnte angesichts dieses ungewohnten Aktionismus nur verwundert den Kopf schütteln. Sie konnte nur hoffen und beten, dass Lord Andrews Louise erlaubte, die Kinder zu unterrichten. Wenn nicht, würde diese wohl in eine noch tiefere Depression verfallen und Georgina möglicherweise gar nicht mehr an sich heran lassen. Das galt es unbedingt zu verhindern.
Schwungvoll stand Georgina auf. Den verletzten Fuß konnte sie natürlich noch nicht belasten, ansonsten fühlte sie sich jedoch recht wohl.
Nachdem Megan ihr beim Ankleiden geholfen hatte, humpelte Georgina langsam die Treppe hinunter und ließ sich im Salon auf einen Sessel fallen. Lord Andrews würde in Kürze eintreffen und sie wollte ihn in würdevoller Haltung empfangen. Auch Richard hatte sich jetzt im Salon eingefunden und Louise starrte erwartungsvoll aus dem Fenster. Jeder musste glauben, sie freue sich darauf, endlich ihren Ehemann kennenzulernen. Georgina war die Einzige, die es besser wusste.
Endlich war es soweit. Lord Andrews Kutsche hielt vor der Tür und nur wenige Sekunden später betrat ein großer, blonder Mann den Raum. Lord Samuel John Andrews wirkte auf den ersten Blick wie ein sympathischer, gut aussehender Mann. Seine Züge waren ebenmäßig und sowohl seine Haltung als auch seine Manieren konnten nur als tadellos bezeichnet werden.
Schaute man jedoch in seine Augen, so hätte man erfrieren können. Eiskalt waren sie, es lag keinerlei Wärme darin. Im Gegenteil, zwischendurch blitzte die pure Boshaftigkeit darin auf.
Georgina beobachtete die sensible Louise. Diese hatte sofort gespürt, dass Gefahr im Verzug war und verfiel wieder in übliche Abwehrhaltung.
Lord Andrews Blick ruhte nun abschätzig auf seiner zukünftigen Frau. Die senkte den Kopf und Georgina hatte das Gefühl, dass sie sich am liebsten in Luft aufgelöst hätte.
Richard begrüßte seinen Freund überschwänglich.
„Ich freue mich sehr, Samuel, dass du heute den Weg hierher gefunden hast. Darf ich dir unseren Gast, deine zukünftige Braut vorstellen? Das ist die reizende Louise de Rouven, die schon ungeduldig darauf wartet, dich kennenzulernen.“
Lord Andrews Lächeln wirkte kalt und aufgesetzt, als er auf Louise zueilte, ihre Hand in seine legte und mit einem gehauchten Kuss bedachte.
„Ich freue mich sehr, liebe Comtesse, dass wir uns endlich kennenlernen. Bisher habe ich lediglich mit Ihrem Vater korrespondiert, aber das ist doch reichlich unpersönlich.“
Verschachert habt ihr das arme Mädchen, dachte Georgina gereizt und versuchte, ihre aufkeimende Wut zu unterdrücken. Sie wollte Lord Andrews schließlich eine Zustimmung für Louises Vorhaben entlocken.
Die schaffte es, ihrem zukünftigen Ehemann kurz in die Augen zu sehen und ihn mit einem leise gehauchten: „Ich freue mich auch, Sir“ zu begrüßen.
Lord Andrews hatte jedoch bereits das Interesse an ihr verloren und bewegte sich nun geschmeidig wie eine Raubkatze auf Georgina zu.
„Lady Grey, ich habe bereits von Ihrem bedauerlichen Unfall gehört.“
Der Ton seiner Stimme verriet deutlich, dass er sich über ihr
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