Hot History Collection - History Romance im Doppelpack (German Edition)
dem Hunger in ihrer Heimat geflohen waren. Viele von ihnen träumten davon, nach Amerika auszuwandern.
Georgina war sich jedoch ziemlich sicher, dass in dem Dorf, welches zu Richards Ländereien gehörte, keine Anhänger des katholischen Glaubens lebten. Lord Grey hätte das niemals geduldet. Auch wenn Katholiken heute deutlich mehr Rechte besaßen als noch vor 50 Jahren, so waren sie für ihn doch nach wie vor Menschen zweiter Klasse.
Georgina beschloss jedoch, Louise nichts von Richards Abneigung zu erzählen. Der Lord wusste sicherlich über die Konfession der Comtesse Bescheid, hielt sich wahrscheinlich jedoch mit Kritik zurück, weil diese seinen besten Freund heiraten sollte.
Louise hatte sich inzwischen ein wenig beruhigt und lief mit blassem Gesicht neben Georgina her. Diese war froh, dass Louise ihr keine Fragen über ihren zukünftigen Ehemann stellte: Sie hätte nicht gewusst, was sie antworten sollte. Es würde jedoch sicher nicht mehr lange dauern, bis Lord Andrews Greyville House einen Besuch abstattete, um seine Braut kennenzulernen. Bei diesem Gedanken lief ein Schauer über Georginas Rücken. Sie konnte nur hoffen und beten, dass Andrews die Vermählung gut tun und seinen Charakter positiv beeinflussen würde. Wenn sie an ihre eigene Ehe dachte, hielt sie eine solche Entwicklung jedoch für eher unrealistisch.
Im Dorf angekommen, spürte Georgina die neugierigen Blicke auf sich und ihrer Begleiterin. Jeder wollte die französische Comtesse sehen, die den unbeliebten Lord Andrews heiraten sollte. Dessen zweifelhafter Ruf eilte ihm voraus, wo immer er auch auftauchte. Georgina hatte bereits mehrfach beobachtet, dass besorgte Eltern ihren Töchtern verboten das Haus zu verlassen, wenn Lord Andrews in der Nähe war.
Und nun sollte ausgerechnet dieses schüchterne junge Mädchen die Frau dieses Despoten werden? Georgina registrierte sofort, dass Louise eine Welle des Mitleids entgegenschlug. Die meisten Engländer waren nicht besonders gut auf ihre französischen Nachbarn zu sprechen, doch die schüchterne, blasse Comtesse schlossen sie sofort in ihr Herz.
Der Bürgermeister, Mr. Stevens, empfing die beiden Besucherinnen in seinem Wohnhaus in der River Street. Jamie wollte in der Zeit einige alte Freunde treffen. Nachdem sich beide Damen gemeinsam mit dem Bürgermeister niedergelassen hatten, erkundigte sich dieser nach Richards Befinden. Georgina spürte es jedoch sofort: Niemand war wirklich traurig darüber, dass der Lord seine Frau und die Comtesse nicht begleitet hatte.
Nachdem die üblichen Höflichkeiten ausgetauscht waren, setzte Mr. Stevens eine ernste Mine auf.
„Lady Grey, ich möchte Sie in einer wichtigen Angelegenheit um Rat bitten. Unsere Lehrerin, Miss Heavenrich, ist ernstlich erkrankt. Der Arzt befürchtet, dass sie an einer schweren Kreislaufschwäche leidet, von der sie sich vielleicht nicht mehr erholen wird. Bereits seit drei Wochen fällt deshalb der Unterricht für die knapp 100 schulpflichtigen Kinder des Dorfes aus. Ich weiß nicht, wo wir so schnell eine neue Lehrerin herholen sollen.“
Er zuckte mit den Achseln und sah dabei ziemlich ratlos aus.
„Ich hatte gehofft, Sie könnten vielleicht ein gutes Wort bei Lord Grey einlegen, damit wir möglichst schnell den Unterricht wieder aufnehmen können.“
Georgina dachte angestrengt nach. Wie könnte sie Richard klar machen, dass er sich für die Schulbildung der Dorfbewohner einsetzen sollte? Bisher waren ihm die meisten Belange der Dörfler ziemlich gleichgültig gewesen. Zu ihrer Überraschung kam plötzlich Leben in Louises Blick. Schüchtern schaute diese erst Georgina und dann Mr. Stevens an. Mit leiser, aber fester Stimme begann sie zu sprechen.
„Monsieur, verzeihen Sie, ich möchte mich nicht aufdrängen, aber ich habe in Frankreich zwei Jahre lang als Lehrerin für meine Cousine gearbeitet. Ich würde mich sehr freuen, wenn ich die Kinder hier unterrichten dürfte.“
Georgina war erstaunt. Das hätte sie der zurückhaltenden Louise gar nicht zugetraut. Doch Mr. Stevens strahlte jetzt über das ganze Gesicht.
„Liebe Comtesse, das ist ja ganz entzückend! Aber wollen Sie wirklich eine so anstrengende Aufgabe übernehmen?“
Bevor Louise antworten konnte, fühlte sich Georgina genötigt die Euphorie ein wenig zu dämpfen.
„Ich finde die Idee auch großartig, Mr. Stevens. Wir werden jedoch erst Lord Andrews um Erlaubnis bitten müssen.“
Mr. Stevens blickte enttäuscht drein. Daran hatte er nicht
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