Hot History Collection - History Romance im Doppelpack (German Edition)
gedacht. Georgina ergriff erneut das Wort.
„Mr. Stevens, ich habe einen Vorschlag. Lord Andrews wird in den nächsten Tagen bei uns zu Gast sein. Ich werde Ihnen Jamie schicken, wenn der Lord eingetroffen ist. Dann sollten Sie persönlich kommen und den Lords Ihr Problem schildern. Ich werde derweil schon einmal ein gutes Wort für unsere Sache einlegen.“
Georgina war sich keinesfalls sicher, wie Lord Andrews ihre Einmischung auffassen würde, aber sie musste wenigstens versuchen zu vermitteln. Eine solche Aufgabe würde Louise von ihrem Kummer ablenken.
Auch Mr. Stevens schien die Vorstellung, bei Lord Andrews vorsprechen zu müssen, nicht besonders angenehm zu finden, doch er nickte tapfer.
„Vielen Dank, Lady Grey. Die Angelegenheit ist mir sehr wichtig. Wir haben hier einige sehr fleißige und clevere Jungen und auch Mädchen, die vielleicht später einmal eine höhere Schule besuchen könnten. Doch dazu brauchen sie eine gute Schulbildung.“
Auf dem Rückweg wirkte Louise fröhlicher als sonst. Sie berichtete Georgina von den Unterrichtsstunden für ihre jüngere Cousine und bekam dabei ganz glänzende Augen. Georgina versuchte wirklich, sich zu konzentrieren, doch ihre Augen ruhten auf Jamie, der ein Stück vorausgegangen war. Sie vermisste die Treffen mit ihm und Georgina musste zugeben, dass sie mehr für Jamie empfand, als sie sich zunächst hatte eingestehen wollen. Ihre Gefühle für ihn waren noch stärker geworden, seit sie sich völlig aufgelöst in seine Arme geflüchtet hatte, nachdem sie von Richard gedemütigt und beschimpft worden war.
Der Gedanke an Richard machte sie wütend, aber auch traurig. Im Grunde ihres Herzens war sie ebenso verzweifelt wie Louise. Das durfte sie ihr jedoch auf keinen Fall zeigen. Die junge Französin brauchte sie. Sie hatte keinen Jamie, der ihr tröstende Worte ins Ohr flüstern konnte. In den nächsten Tagen würde Louise ihren Ehemann kennenlernen- und dann würde sie Georginas Freundschaft und Stärke nötiger brauchen denn je. Nein, sie durfte sich nicht unterkriegen lassen. Sie musste sich so gut es ging zusammenreißen und ihren eigenen Kummer zumindest vorerst vergessen.
Zurück in Greyville House suchte Georgina das Gespräch mir Richard. Sie musste wissen, wann mit Lord Andrews Besuch zu rechnen war.
Richard sah sie erst irritiert und gleich darauf mit offenem Misstrauen an.
„Seit wann bist du erpicht darauf, dass Andrews sich hier blicken lässt? Ich liege doch richtig in der Annahme, dass du ihn nicht unbedingt zu deinen besten Freunden zählen würdest?“
„Da liegst du richtig. Aber ich habe mich mit Louise angefreundet und sicherlich kannst du verstehen, dass sie ihren Ehemann so schnell wie möglich kennenlernen möchte. Schließlich dauert es nur noch wenige Wochen bis zur Hochzeit.“
Georgina gratulierte sich in Gedanken zu dieser überzeugenden Rede.
„Nun, meine Liebe, in diesem Punkt magst du Recht haben. Ich kann ebenfalls nicht nachvollziehen, weshalb sich Andrews so lange von seiner zukünftigen Braut fern hält. Allerdings finde ich seine Wahl nicht sehr glücklich, Mitgift hin oder her. Die kleine Comtesse ist blass, kränklich und fade.“
„Richard!“ Georgina war empört. Hastig sah sie sich um und stellte erleichtert fest, dass Louise nicht in der Nähe war.
„Wie kannst du nur so etwas sagen? Louise hat niemand gefragt, ob sie in einem fremden Land einen ihr völlig unbekannten Menschen heiraten möchte. Zeige doch einmal, dass du ein wenig Mitleid und Feingefühl besitzt.“
Richard schnaubte verächtlich.
„Mitleid? Feingefühl? Wach auf Georgina. Die Welt ist ungerecht. Wenn es dir dreckig geht, so interessiert das niemanden. Im Gegenteil, du erntest noch Spott und Häme.“
Nicht zum ersten Mal fragte Georgina sich, warum Richard so zynisch und unzufrieden war. Sein Landbesitz war riesig und neben Greyville House besaß er eine moderne Stadtvilla mitten in London. Sicher, das Verhalten seiner Frau entsprach nicht seinen Vorstellungen, aber es gab doch nun wirklich Menschen, die das Schicksal deutlich härter getroffen hatte.
Anscheinend betrachtete Richard ihre Unterhaltung als beendet, denn er entschuldigte sich und steuerte auf den Salon zu. Seufzend wandte sich Georgina ab. Irgendetwas war mit Richard nicht in Ordnung. Sie fragte sich, welche Angelegenheit ihm so zusetzte, dass er diese seit Monaten verschwieg.
Nun, Richard würde sein Schweigen wohl nicht so schnell brechen. Georgina
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