Hot History Collection - History Romance im Doppelpack (German Edition)
einer großen Londoner Zeitung zugeteilt und dieser versprach, sich einige ihrer Artikel anzusehen und dann zu entscheiden, ob er sie als freie Mitarbeiterin würde einstellen können.
Euphorisch, wie sie war, hatte sie gleich am nächsten Tag Francis einen Besuch abgestattet, um ihm die guten Neuigkeiten zu erzählen. Der war jedoch schlecht gelaunt, weil er den Auftrag für ein Bild in letzter Sekunde doch nicht erhalten hatte. Anstatt sich für Sarah über ihren beruflichen Erfolg zu freuen, schimpfte er ununterbrochen über die Dumpingpreise anderer Künstler und hörte Sarah gar nicht zu. Irgendwann wurde sie wütend.
„Verdammt, Francis, das ist meine Chance! Wenn der "London Inside" mich nimmt, kann ich richtig gutes Geld verdienen."
„Du weißt, was ich davon halte, Sarah. Frauen sollten nicht arbeiten und schon gar nicht für eine Zeitung."
„Ach ja? Und wie soll ich meine Mutter und meine beiden Schwestern unterstützen? Oder hast du seit Neuestem vor mich zu deiner ehrbaren Ehefrau zu machen?"
„Du weißt, dass das nicht geht. Du hast keine Mitgift und ..."
„ ... Und ich bin dir nicht folgsam genug, richtig?"
„Ach Kätzchen, jetzt sei doch nicht so kratzbürstig."
Francis griff nach Sarah und wollte sie an sich ziehen, doch Sarah wehrte ihn ab. Verblüfft starrte er sie an: Er war es nicht gewohnt, dass sie sich ihm verweigerte. Seine Augen verengten sich zu einem Spalt und funkelten sie wütend an. Einen Augenblick lang glaubte sie, er würde sie schlagen. Doch dann wandte er sich ab und knurrte:
„Verschwinde doch! Das, was ich von dir brauche, kann ich mit auch bei jeder anderen holen."
Und als sie schon fast das Haus verlassen hatte, rief Francis ihr wütend hinterher:
„Du bist eine alte, verkniffene Jungfer!"
Draußen auf der Straße straffte Sarah ihre Schultern und wischte sich verstohlen die Tränen aus dem Gesicht. Falls er ihr aus dem Fenster hinterher sah, sollte er nicht bemerken, wie sehr seine Worte sie verletzt hatten. Entschlossen machte Sarah sich auf dem Heimweg und versuchte, sich wieder zu beruhigen. Nach und nach legte sich ihre Wut, und als sie zu Hause ankam, war es ihr gelungen, ihre gute Laune wieder zu finden. Sie war eine gute Journalistin und hatte es nicht nötig, um die Gunst eines Mannes zu betteln. Jake Cleever von "London Inside" musste sie einfach einstellen!
Zuversichtlich betrat Sarah das kleine, windschiefe Häuschen, welches sie mit ihrer Mutter und ihren Schwestern teilte.
„Sarah?"
„Ja, Mutter? Geht es dir nicht gut?"
Sie betrat das Wohnzimmer und fand ihre Mutter in einem der zerschlissenen Sessel sitzen.
„Alles in Ordnung, Kind. Du hast eine Einladung erhalten, von einem Thomas of Lancaster. Ich wusste gar nicht, dass du neuerdings in Adelskreisen verkehrst."
„Das ist mir auch neu, Mutter."
Neugierig griff sie nach dem Briefumschlag, der auf dem Küchentisch lag. Was konnte Lancaster nur von ihr wollen? Sie hatten sich bei Susanna gut unterhalten, aber der junge Adelige war offensichtlich nicht an Frauen interessiert. Sarah hatte schon vorher davon gehört, dass es Männer gab, die sich zu ihren Geschlechtsgenossen hingezogen fühlten, sich aber keine weiteren Gedanken darüber gemacht. Sie fand es zwar seltsam und ihre Fantasie reichte nicht aus um sich vorzustellen, was genau zwei Männer taten, wenn sie miteinander ins Bett gingen, aber besonders schockiert war sie nicht.
Die Einladung war schlicht gehalten und Sarah konnte sich nicht wirklich einen Reim darauf machen.
Liebe Miss Moore,
ich würde mich freuen, Sie am Samstag, den 20. Juli zu einem Abendessen in kleinem Kreis in meinem Haus auf der Oxford Street 20 begrüßen zu dürfen. Selbstverständlich werde ich dafür Sorge tragen, dass eine Kutsche Sie zu Hause abholt und auch wieder sicher dort absetzt.
Halten Sie sich bitte um 19 Uhr bereit.
Hochachtungsvoll,
Thomas of Lancaster
Sarah hatte zwar keine Idee, wie ausgerechnet sie zu der Ehre eines privaten Abendessens bei einem Lord kam, doch sie war viel zu neugierig, um diese Einladung auszuschlagen. Zudem würde sie in dem prächtigen Stadthaus von Thomas of Lancaster vielleicht zu einem Artikel inspiriert werden, den sie dem Herausgeber des "London Inside" anbieten konnte, wenn sie dort genommen würde.
Alles in allem konnte sie mit den Ereignissen der letzten Tage zufrieden sein. Wenn es ihr nun noch gelang, diese Anstellung zu bekommen, konnte sie ihre Familie unterstützen, ohne auf die
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