Hot History Collection - History Romance im Doppelpack (German Edition)
daran gedacht, eine ihrer Schwestern als "Anstandsdame" mitzunehmen?
Doch nun war es zu spät, sie würde einfach darauf hoffen müssen, dass Thomas Lancaster oder sein Liebhaber keine unehrenhaften Absichten hegten. Um sich von ihren unangenehmen Gedanken abzulenken, schaute Sarah sich in dem großen, gemütlich ausgestatteten Raum um. Der Salon schien gleichzeitig als eine Art Bibliothek zu dienen, denn in den dunklen Holzregalen waren sicher mehrere Hundert Bücher untergebracht.
Auf einem Tisch lag ein aufgeschlagenes Buch. Sarah griff danach und warf einen Blick auf den Titel.
"Das Bildnis des Dorian Gray" von Oscar Wilde. Sie hatte von diesem skandalumwitterten Buch gehört. Es war bereits vor einigen Jahren erschienen und deshalb so umstritten, weil dem Autor hinter vorgehaltener Hand Unzucht und Sodomie vorgeworfen wurde und einige Kritiker und viktorianische Sittenwächter bis heute versuchten, diese Vermutung anhand von Motiven aus dem Roman zu belegen. Es war gut möglich, dass Lancaster sich in den gleichen Kreisen bewegte wie dieser Oscar Wilde, vielleicht kannten sie sich sogar persönlich.
Sarah kam nicht umhin sich einzugestehen, dass sie durchaus nichts dagegen hatte, einen skandalösen Autor kennenzulernen. Kontakte dieser Art konnten sich für jeden Journalisten als nützlich erweisen.
In diesem Moment öffnete sich die Tür und Thomas of Lancaster betrat zusammen mit Simon Westville den Raum. Beide Männer waren elegant und modern, für den Anlass jedoch eine Spur zu bunt und auffällig gekleidet. Sarah musste unwillkürlich an den etwas despektierlichen Ausdruck für Männer mit einer Attitüde dieser Art denken, den sie vor Kurzem in einer konservativen Zeitung gelesen hatte: Dandy.
Simon kam strahlend auf sie zugeeilt und reichte ihr die Hand.
„Miss Moore, wie schön, dass Sie es einrichten konnten uns zu besuchen. Bitte, nehmen Sie doch Platz. Bis zum Dinner haben wir noch Zeit."
Nachdem auch Thomas sie freundlich, wenn auch etwas zurückhaltender begrüßt hatte, wurde Tee gereicht und alle drei setzten sich auf die gemütlichen Sessel in der Nähe des Kamins. Etwas verlegen schaute Sarah von einem zum anderen. Warum sagte niemand etwas? Die Stille wurde langsam unangenehm. Zudem hätte sie gerne gewusst, was sie nun eigentlich hier sollte. Alles deutete darauf hin, dass der Abend deutlich anders verlaufen würde, als sie sich vorgestellt hatte. Anstatt Konversation zu betreiben und sich über den neuesten Klatsch und Tratsch auszutauschen, hatte sie das Gefühl, vor einem Inquisitionstribunal zu sitzen. Oder bildete sie sich Thomas bohrende Blicke etwa nur ein?
Schließlich war sie es satt und beschloss, die Flucht nach vorne anzutreten. Sie räusperte sich.
„Ich freue mich wirklich sehr über Ihre Einladung, Sir Thomas, aber so recht einen Reim darauf machen kann ich mir nicht. Wie komme ich zu dieser Ehre?"
Thomas wirkte ertappt und antwortete in einem verbindlichen Ton:
„Bitte verzeihen Sie, Miss Moore, das muss Ihnen verständlicherweise alles sehr verdächtig vorkommen."
Er seufzte.
„Leider ist das Angebot, welches wir Ihnen zu machen haben äußerst ungewöhnlich und sehr heikel. Es könnte sein, dass sie gleich wütend und zutiefst schockiert mein Haus verlassen und ich könnte es Ihnen nicht einmal verübeln."
Sarah schaute irritiert von einem der Männer zum anderen, versuchte jedoch ruhig zu bleiben und sich ihre Unsicherheit nicht anmerken zu lassen. Ihre Stimme klang fest, als sie erwiderte:
„Sie müssen ein sehr wichtiges Anliegen haben, Sir Thomas, wenn Sie mich deswegen herbestellen. Ich gehöre nicht zu den Frauen, die zu hysterischen Ausbrüchen neigen oder sich in eine Ohmnacht flüchten, wenn sie sich überfordert fühlen. Sie können also ganz beruhigt sprechen und haben meine volle Aufmerksamkeit. Anschließend werde ich dann entscheiden, ob ich zum Dinner bleibe oder nicht."
Sarah lächelte, um ihren letzten Worten die Schärfe zu nehmen. Innerlich glaubte sie fast zu platzen vor Spannung und Neugier.
„Besonders zart besaitet schätze ich Sie auch nicht ein, Miss Moore, deswegen habe ich mich ja dazu entschlossen, gerade Ihnen mein Angebot zu unterbreiten."
Thomas erhob sich und begann, vor dem Sessel auf und ab zu laufen. Die Arme verschränkte er auf dem Rücken und hielt sich so gerade, als würde er an einer Militärparade teilnehmen.
„Nun gut. Wie Sie vielleicht wissen, Miss Moore, pflege ich einen Lebensstil, der nicht gerade
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