Hot History Collection - History Romance im Doppelpack (German Edition)
sehr viel koketter, als ihr gut tat. Männer jeden Alters warfen ihr begehrliche Blicke zu, wenn sie erhobenen Hauptes über die Straße stolzierte und ihre blonden Haare in den Nacken warf. Als Sarah ihr einmal gesagt hatte, sie solle sich nicht benehmen wie eine läufige Hündin, hatte Sally nur arrogant erwidert:
„Ich werde sehr bald einen reichen, gut aussehenden Mann finden, der mich heiratet. Alles ist besser, als eine so verknöcherte, alte Jungfer zu werden, wie du es bist."
Hätte Sally geahnt, dass ihre ältere Schwester keineswegs prüde war, sondern lediglich auf ihren Ruf achtete und Wert auf Diskretion legte, so wäre ihre Reaktion sicher anders ausgefallen. Francis selbst war es gewesen, der von Anfang an darauf geachtet hatte, einen Tierdarm über sein Glied zu stülpen, um eine ungewünschte Schwangerschaft zu verhindern. Wenn Sarah darüber nachdachte, so musste sie zugeben, dass ihr Liebhaber wenigstens in diesem Punkt echtes Verantwortungsgefühl gezeigt hatte.
Da jedoch niemand etwas von ihrer Beziehung zu Francis ahnte, galt Sarah allgemein als langweilig, unweiblich und zu alt, um noch einen Mann zu finden. Auf die Idee, dass ihr gar nicht an einer Ehe gelegen war, kam anscheinend niemand.
Ächzend ließ Sarah sich neben Sally auf einen Stuhl sinken. Vorhaltungen würden sie jetzt auch nicht weiterbringen. Sie streichelte ihrer jüngeren Schwester beruhigend über den Kopf.
„Also, wer ist der Vater und wie weit ist deine Schwangerschaft schon fortgeschritten?"
Sally schluchzte und griff nach einem Taschentuch, ehe sie antworten konnte.
„Er heißt William Greene und studiert. Anwaltslehre oder so. Doktor Stone sagt, ich bin in der siebten oder achten Woche."
Sarah verdrehte die Augen, schaffte es jedoch, ihre Stimme beruhigend klingen zu lassen, als sie erwiderte:
„Wir werden das Geld für deine Mitgift schon auftreiben, keine Angst. Du wirst als ehrbare Ehefrau dein Kind zur Welt bringen."
Sally sah sie ungläubig an, schien sich jedoch langsam wieder zu beruhigen.
In diesem Moment meldete sich Betty wieder zu Wort.
„In der Küche liegt ein Brief für dich, Sarah. Vom "London Inside".
Ohne ihre Schwestern noch eines Blickes zu würdigen, rannte Sarah in die Küche und riss den an sie adressiertem Umschlag auf, der auf dem Tisch lag.
Hastig überflog sie die wenigen Sätze und ließ dem Brief dann langsam sinken. Die letzte Zeile lautete:
„Wir schätzen Ihre Fähigkeiten und Qualifikationen, glauben jedoch, dass eine Frau für diese Aufgabe nicht geeignet ist, da sie von ihren häuslichen Pflichten zu stark in Anspruch genommen wird."
Sarah hätte am liebsten laut geschrien und ballte die Fäuste. Das durfte einfach nicht wahr sein! Warum würdigte niemand ihre Leistung? Sie wusste, dass sie einen besseren Schreibstil hatte als die meisten ihrer männlichen Kollegen und trotzdem wollte ihr niemand eine Chance geben!
Sie musste sich zusammenreißen, um nicht in Tränen auszubrechen. Es reichte, wenn sich ihre Mutter und ihre Schwestern ständig und ununterbrochen selber leid taten, wenigstens ein Familienmitglied musste einen kühlen Kopf bewahren.
Fakt war, dass sie dringend Geld benötigte, um Sally mit einer großzügigen Mitgift ausstatten zu können. Wenn dieser William sie schnell ehelichte, würde ihrer Schwester ein Skandal erspart bleiben und das Kind nicht als Bastard gelten.
Das Problem war nur, dass es ihr anscheinend nicht vergönnt war, durch ehrliche Arbeit Geld zu verdienen, um ihre Familie zu unterstützen. Es sah ganz so aus, als würde sie Sir Thomas' Angebot annehmen und seine Ehefrau werden müssen. Sally, Betty und die meisten anderen Frauen, die sie kannte, hätten wahrscheinlich keinen Augenblick gezögert und es als eine Ehre betrachtet, einen echten Lord zu heiraten, der zudem noch halb London zu besitzen schien.
Für Sarah bedeute es jedoch, ihren Traum von einem eigenständigen Leben aufgeben zu müssen und Mitglied einer Gesellschaftsschicht zu werden, die sie im Grunde ihres Herzens ablehnte und zu der sie als Bürgerliche trotz Heirat mit einem Lord auch nie gehören würde. Und dann war da ja auch noch Francis.
Sie seufzte. Alles Hadern und Zetern nützte nichts, Sarah hatte keine Wahl. Sie würde gleich am nächsten Tag mit ihrem Liebhaber sprechen und im klar machen, dass sie sich nicht mehr sehen konnten. Seit ihrem Streit hatte er nichts mehr von sich hören lassen, vermutlich schmollte er immer noch oder vergnügte sich
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