Hot History Collection - History Romance im Doppelpack (German Edition)

Ohringe, die Sarah ebenfalls auf ihr Bett gelegt hatte.
    Ihre jüngere Schwester blickte schockiert in ihre Richtung.
    „Du verkaufst doch nicht etwas deinen Körper, um dir kostbare Kleider leisten zu können, Sarah? Ich fand es schon alarmierend, dass du plötzlich so viel Geld auftreiben konntest, um unserem Spatzenhirn Sally ihren Anwalt kaufen zu können, bin aber davon ausgegangen, dass du dir die Summe irgendwo geliehen hast."
    Sarah wusste nicht so genau, ob sie Betty für ihre blühende Fantasie auslachen, für die Beleidigung Sallys tadeln oder ihr zu ihrem ungeheuren Scharfsinn gratulieren sollte. Denn auch, wenn sich Sarah für das Geld nicht prostituierte: Kaufen ließ sie sich doch, das stand fest.
    Sie seufzte. Betty hatte eine Erklärung verdient, so ganz herausrücken mit der Wahrheit wollte Sarah jedoch erst nach der offiziellen Bekanntgabe ihrer Verlobung mir Thomas of Lancaster. Also entschied sie sich, noch einige Details vorerst für sich zu behalten, erklärte ihrer Schwester jedoch, dass es ihr durch gute Beziehungen gelungen sei, eine Einladung für Ball des Lords zu erhalten.
    „Und woher hast du nun das Geld?" Betty runzelte die Stirn- so ganz schien sie Sarahs Worten nicht glauben zu können.
    „Susanna hat es mir geliehen. Lady Susanna Sullivan. Wir haben uns angefreundet und sie hat sich bereit erklärt, mir zu helfen, eine Anstellung als Journalistin zu finden. Ich werde ihr das Geld natürlich zurückzahlen."
    Sarah kaute nervös auf ihrer Lippe herum. Sie hasste es, ihre Schwester anlügen zu müssen, außerdem fand sie ihre Worte selbst nicht besonders überzeugend, obwohl sie ja zumindest teilweise der Wahrheit entsprachen. Gott sei Dank schien sich Betty zunächst damit zufrieden zu geben und Sarah atmete erleichtert auf. Jetzt musste sie nur noch diesen Ball überstehen, dann konnte sie ihre Familie endlich in ihre Zukunftspläne einweihen.
     
    Am Morgen des 20. August erwachte Sarah schon sehr zeitig, sie hatte in dieser Nacht ohnehin kaum geschlafen. Den ganzen Tag spürte sie eine fieberhafte Angespanntheit, die sie wie ein Tiger in seinem Käfig in ihrem Zimmer auf und ab laufen ließ.
    Mehr als einmal schalt sie sich für ihre schlechten Nerven. Es fehlte nur noch, dass sie vor Aufregung einen Ohmnachtsanfall bekam, wie es neuerdings unter zu eng geschnürten Damen der höheren Gesellschaftsschichten Mode zu sein schien. Wenn sie sich jetzt schon aufführte wie ein kleines Kind am Weihnachtsabend, wie sollte sie nur die Hochzeitsvorbereitungen oder gar die Eheschließung selbst überstehen, ohne einen Nervenzusammenbruch zu erleiden?
    Sarah atmete tief durch und versuchte, sich bis zum Abend bei der Lektüre eines Buches zu entspannen. Das gelang ihr irgendwann sogar auch, zunächst musste sie jedoch jeden einfachen Satz dreimal lesen, um ihn inhaltlich zu verstehen.
    Gegen Abend erkundigte Betty sich, ob Sarah sich endlich entschieden habe, welches Kleid sie tragen wollte. Die schüttelte resigniert den Kopf.
    „Ich habe wirklich keine Ahnung. Was rätst du mir?"
    Betty trat ein und unterzog alle Kleider, die Sarah erneut auf ihrem Bett ausgebreitet hatte, einer ausgiebigen Inspektion. Sie betrachtete ihre Schwester von oben bis unten und strich dann mit den Fingerspitzen über die verschiedenen Stoffe.
    Schließlich hatte sie eine Entscheidung getroffen.
    „Ich denke, du solltest dieses hier tragen."
    Betty deute auf ein cremefarbenes, eher schlichtes Kleid aus einem fließenden Seidenstoff. Es war nicht zu weit ausgeschnitten, die dezenten Stickereien lenkten den Blick des Betrachters dennoch auf das Dekolleté. Die modische Tournüre war nicht allzu breit und hoch aufgetürmt, sodass Sarah sich in der Robe problemlos würde bewegen können. Sarah verstand, warum ihre Schwester gerade dieses Ballkleid ausgesucht hatte: Es war kostbar, aber schlicht genug, um noch als elegant und klassisch durchzugehen und es würde Sarah eine würdevolle Anmut verleihen, die ohne unnötige Effekthascherei auskam.
    Kurzum: Es war ein Kleid, welches perfekt zu einer zukünftigen Lady Lancaster passte. Wie und vor allem wann hatte Betty nur dieses unglaublich gute modische Gespür entwickelt? Sarah war beeindruckt.
    Insgesamt brauchten die Schwestern fast drei Stunden, um Sarah für den Ball einzukleiden und die Haare, die Sarah sonst nur locker im Nacken gebunden trug, zu einer komplizierten Frisur aufzutürmen. Betty nutzte ein zum Kleid passendes Haarband, um Sarahs wilde, braune