Hot History Collection - History Romance im Doppelpack (German Edition)
die Zustimmung entlockt zu haben, seine Tochter zur Frau nehmen zu dürfen. Zugegeben, Emily war mit ihrem knochigen Körper, dem blassen Gesicht und den strohigen Haaren kein besonders reizvolles Geschöpf, doch sie würde ihm eine gute Ehefrau sein. Immer, wenn sie ihn sah, errötete sie und senkte sittsam den Blick, so wie es sich für eine junge, noch unverheiratete Dame gehörte. Zudem würde diese Verbindung seiner Karriere auf die Sprünge helfen. John war sicher, die richtige Wahl getroffen zu haben.
In diesem Moment fiel ihm wieder ein, dass er seine Verlobte mitsamt seinen zukünftigen Schwiegereltern am heutigen Abend zum Dinner erwartete. Er seufzte. Es würde also noch ein wenig dauern, bis er seinem Bedürfnis nach Ruhe und Schlaf nachkommen konnte. Stattdessen erkundigte er sich bei der Köchin und dem übrigen Hauspersonal, ob die Vorbereitungen für das Abendessen erfolgreich abgeschlossen waren, und begab sich anschließend in sein Schlafzimmer, um sich umzukleiden. John wollte bei Mr. und Mrs. Highgrove unbedingt einen guten Eindruck hinterlassen.
Gegen 20 Uhr traf die kleine Familie ein und John eilte zur Tür, um den Anwalt, seine Frau und seine Tochter persönlich zum Speisezimmer zu geleiten. Mrs. Highgrove war ihrer Tochter äußerlich sehr ähnlich: klein, blass und eher reizlos. Anders jedoch als Emily plapperte sie ohne Unterlass. Gerade ließ sie sich über die Einrichtung des Esszimmers aus und mokierte sich darüber, dass der Teppich nicht zur Farbe der Vorhänge passe. Anschließend untersuchte sie die Qualität des vergoldeten Armleuchters, der auf den Tisch stand.
„Wirklich, John, hier fehlt eindeutig die weibliche Note. Ganz sicher haben Sie Geschmack bewiesen, was die Einrichtung angeht, aber die Farbgestaltung ist grauenvoll. Sehen Sie hier, diese Tischdecke ..."
An dieser Stelle fühlte sich Mr. Highgrove scheinbar genötigt, den Redefluss seiner Frau zu bremsen, denn er urwinterbrach sie energisch mitten im Satz.
„Ich bin sicher, Isobel, dass sich Mr. Miller so eingerichtet hat, wie es ihm angenehm ist. Schließlich bewohnt er dieses große Haus seit nunmehr drei Jahren ganz alleine."
„Sicher Isidore, mein Lieber, ich wollte ja auch nur anmerken ..."
„Ich weiß, mein Herz. Und bald wird ja unsere reizende Tochter hier einziehen und dem Haus und der Einrichtung eine weibliche Note geben."
Diese Antwort schien Mrs. Highgrove zufrieden zu stellen, denn sie wechselte das Thema.
„Ich habe mich bereits erkundigt, wo ich eine angemessene Hochzeitstorte bestellen kann und Emilys Kleid wird ebenfalls in den nächsten Tagen fertiggestellt werden. Ich hoffe doch, es ist Ihnen Recht, dass ich alle nötigen Vorbereitungen für die Feier veranlasse, John? Natürlich ist es Ihnen Recht, Sie sind beruflich doch arg eingespannt, wie ich höre. Stimmt es eigentlich, dass auch dieser skandalöse Thomas Lancaster seit Neuestem zu Ihren Klienten gehört? Meine Freundin Charlotte wusste dies zu berichten. Sie hat es von Ihrem Mann und der wiederum ..."
John räusperte sich hörbar, er wusste nicht, wie er Isobel Highgroves Redefluss anders hätte unterbrechen können.
„Verzeihen Sie, Mrs. Highgrove, aber Sie werden verstehen, dass ich nicht mit Dritten über die Angelegenheiten meiner Klienten sprechen darf."
„Aber John, wir gehören doch nun zu Ihrer Familie!“, entrüstete sich Isobel und ihre Stimme nahm plötzlich einen schrillen Klang an.
An dieser Stelle mischte sich erneut Mr. Highgrove in die Konversation ein und brachte seine Frau dazu, sich einem anderen Thema zuzuwenden.
Emily hingegen hatte die ganze Zeit über geschwiegen und auf ihrem Teller gestarrt. Den Wildbraten rührte sie nicht an, was John fast dazu veranlasst hätte, seine zukünftige Ehefrau zum Essen zu animieren. Sie bestand wirklich nur aus Haut und Knochen, regelmäßige Mahlzeiten würden sich sicherlich auch positiv auf Emilys Gesichtsfarbe auswirken. Mehrmals versuchte John, das Mädchen in das Gespräch mit einzubinden, doch ohne Erfolg. Die Zwanzigjährige gab nur einsilbige Antworten und schien mit ihren Gedanken völlig abwesend zu sein. John kam nicht umhin sich einzugestehen, dass er zwar nichts gegen eine sittsame Ehefrau einzuwenden hatte, ein wenig gesellschaftliche Konversation musste sie jedoch schon betreiben können, schließlich empfing er auch Klienten in seinem Haus und wurde zu sozialen Anlässen aller Art eingeladen, zu denen ihn seine Ehefrau selbstverständlich begleiten
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