Hot History Collection - History Romance im Doppelpack (German Edition)
legte Wert darauf, dass ich stricken, nähen und häkeln lernte und in der Lage bin, meinem zukünftigen Ehemann den Haushalt ordentlich zu führen."
Sarah lag eine bissige Bemerkung auf der Zunge, doch sie zog es vor zu schweigen, als sie John Millers drohenden Blick sah. Aus seinen blauen Augen sprühten Funken und Sarah musste zugeben, dass sie sich in einem Punkt geirrt hatte: Dieser Mann war bei Weitem nicht so sachlich und emotionslos, wie er vorgab. Offensichtlich hatte sie seinen wunden Punkt getroffen: Er wollte immer und überall die Oberhand behalten und sein Leben musste sich genauso entwickeln, wie er sich dass vorstellte. Vermutlich wollte er dieses arme, dürre Geschöpf nur deshalb heiraten, weil er sich dadurch berufliche Vorteile versprach und gleichzeitig sicher gehen konnte, dass sie keinerlei Ansprüche stellen oder sein Tun in Frage stellen würde.
Natürlich, dieses blasse, verschreckte Wesen passte wunderbar zu seinem Idealbild einer sanftmütigen, bescheidenen Ehefrau, die sich leicht lenken ließ und auf keinen Fall Widerworte gab.
Allerdings war ihr schleierhaft, wie eine solch zerbrechliche, unsichere Person einem großen Haushalt vorstehen und dem Personal Anweisungen geben wollte. Diese Miss Highgrove wirkte so, als könne sie nicht einmal eine Fliege von ihrem Sandwich verjagen, ohne sich vorher bei dieser zu entschuldigen.
Sarah spürte mit einem Mal Mitleid für das Schicksal dieser Frau. Sie konnte schließlich nichts dafür, dass man sie zu einer willenlosen Marionette erzogen hatte. John Miller hingegen wurde ihr bei jedem Zusammentreffen unsympathischer. Nach außen hin gab er den gebildeten Gentleman, im Grunde aber war sein Frauenbild das gleiche, an dem sich auch Francis orientierte- Mädchen sollten ihrem Mann gehorchen, ihm den Haushalt führen und auf keinen Fall irgendeinen Ehrgeiz entwickeln, sich selbst verwirklichen zu wollen.
Sarah überlegte gerade, wie sie sich möglichst höflich verabschieden könnte, um sich nicht länger diesen Unsinn anhören zu müssen, als John plötzlich seine Hand auf ihre Schulter sinken ließ und sie mit sanftem Druck in Richtung Treppe führte.
„Kommen Sie, Miss Moore, Sie sehen so aus, als hätten Sie Lust, zu tanzen."
Seine Stimme klang fest und unnachgiebig, Sarah konnte den unterdrückten Zorn heraushören.
Sie war so überrumpelt, dass sie zunächst keinen Ton herausbrachte. Dann spürte sie die Wut in sich aufsteigen. Was bildete sich dieser Mann eigentlich ein? Wenn sich seine Verlobte von ihm herumkommandieren ließ, so war das eine Sache, doch Sarah ließ sich ganz bestimmt nicht von ihm auf die Tanzfläche schleifen, nur weil er sich das gerade in den Kopf gesetzt hatte. Sie versuchte, seinen Griff abzuschütteln, doch es gelang ihr nicht. Wenn sie sich wehrte, wären innerhalb von Sekunden Hunderte von Augenpaaren auf sie gerichtet und sie hätte einen Skandal provoziert, noch ehe Tom ein Wort von ihrer Verlobung verkündet hatte. Sarah fluchte innerlich. Das würde dieser Mann noch bereuen! Sie war fest entschlossen, sich eine solche Behandlung nicht gefallen zu lassen.
Doch zunächst versuchte sie, gute Mine zum bösen Spiel zu machen und sich ihre Wut nicht anmerken zu lassen. Sie würde ihm nicht die Genugtuung verschaffen, sich zum Gespött aller Anwesenden zu machen, indem sie laut herumkeifte.
Auf der Tanzfläche wiegten sich außer ihr und John Miller noch einige andere Paare im Takt der Walzerklänge, sodass ihnen keine neugierigen Blicke folgten. John schien ein guter Tänzer zu sein, denn er führte Sarah, die nicht besonders häufig Gelegenheit dazu gehabt hatte, ihre tänzerischen Fähigkeiten auszubauen, sicher über das Parkett. Er umfasste ihre Taille allerdings etwas fester als nötig, und als er sich unbeobachtet fühlte, zischte er ihr ins Ohr:
„Seien Sie auf der Hut, Sarah! Es wird sich nicht vermeiden lassen, dass wir uns in Zukunft noch häufiger begegnen, ich kann es mir nicht leisten, Lord Lancaster als Klienten zu verlieren. Aber ich warne Sie: Halten Sie Ihre Zunge im Zaum und verschonen Sie mich und meine zukünftige Frau mit diesem emanzipierten Geschwätz! Ich dulde nicht, dass Sie Emily irgendwelche Flausen in den Kopf setzen."
Er schien mit seiner Ansprache zufrieden zu sein, denn sein Blick strahlte Überlegenheit aus. Sarah verzog ihren Mund zu einem kleinen Lächeln. Seltsamerweise konnte sie nicht behaupten, dass ihr dieser Mann wirklich zuwider war. Irgendwie machte es ihr
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