Hot History Collection - History Romance im Doppelpack (German Edition)
Locken ein wenig zu zähmen.
Als sie fertig waren, betrachtete Sarah fasziniert die fremde Person, die ihr huldvoll aus dem Spiegel zulächelte. Ihre Augen strahlten, die Wangen waren leicht gerötet und sie wirkte anmutig und erhaben zugleich. Nie hätte sie es für möglich gehalten, dass sie tatsächlich wie eine Lady aussehen konnte, wenn sie sich entsprechend zurecht machte. So gekleidet würde es ihr sicherlich leichter fallen, sich in ihre neue gesellschaftliche Rolle einzufühlen und diese angemessen auszufüllen- und sie dabei unterstützen den neugierigen, sicherlich oft auch geringschätzigen Blicken standzuhalten, die sie in paar Stunden sicherlich treffen würden, wenn Tom sie als seine Braut präsentierte.
Sarah spürte den Drang, ihre Schwester zu umarmen.
„Ich danke dir, Betty. Du hast mir sehr geholfen."
Betty zuckte mit den Schultern.
„Das war doch kein großer Akt. Außerdem tust du ja auch alles, um unsere Familie zusammenzuhalten. Wärest du nicht gewesen, würde Sally in ein paar Monaten einen Bastard zur Welt bringen und Mutter vollständig in ihrem Selbstmitleid versinken."
Das war nicht von der Hand zu weisen, trotzdem war es Sarah immer selbstverständlich erschienen, sich schützend vor ihre Familie zu stellen- eben so, wie es auch ein Familienvater oder ein Bruder getan hätte.
Tom hatte erneut eine Kutsche geschickt, die Sarah eine halbe Stunde später mit klopfendem Herzen bestieg. Sie spürte die bohrenden Blicke der Nachbarn, die es nicht gewohnt waren, ein solch luxuriöses Gefährt in diesem Teil Londons zu sichten, und sah, wie sie miteinander tuschelten.
Das luxuriöse Stadthaus von Lord Lancaster erschien ihr heute noch größer und prachtvoller als bei ihren vorherigen Besuchen. Die Fenster im Erdgeschoss waren hell erleuchtet, obwohl es draußen noch nicht dunkel wurde. Aus zahlreichen Kutschen stiegen prächtig gekleidete Ladys und Gentleman, die erhobenen Hauptes durch den gepflegten Vorgarten stolzierten.
Sarah straffte ihre Schultern und tat es ihnen gleich. Niemand sollte an ihrer Haltung erkennen, dass sie eine Bürgerliche war. Tatsächlich schien niemand die junge Frau zu beachten. Wenn sie auffiel, dann deshalb, weil sie alleine den Ball besuchte und nicht von ihrem Ehemann, ihren Eltern oder von Verwandten begleitet wurde.
Als sie den großen Ballsaal betreten hatte, schaute sie sich suchend um. Von Tom oder Simon Westville war nichts zu sehen. Dankbar griff sie nach dem Champagnerglas, welches ihr von einem livrierten Diener gereicht wurde. In diesem Moment eilte eine prächtig gekleidete Frau auf sie zu und umarmte sie stürmisch.
„Sarah! Wie schön, Sie hier zu sehen! Ich wusste gar nicht, dass Tom Sie auch eingeladen hat."
„Guten Abend, Susanna."
Sarah freute sich, ein bekanntes Gesicht zu sehen und fühlte sich gleich etwas sicherer. Sie erkundigte sich, wo sie Lord Lancaster finden könne, um ihn zu begrüßen und sich für die Einladung zu bedanken.
Susanna wies auf die Galerie, von der aus man den Saal von oben betrachten konnte. Dort stand Tom und war in ein Gespräch mit seinem Anwalt, diesem Mr. Miller vertieft. Neben den Männern stand eine junge, blasse Frau, die ziemlich verhungert aussah und den Blick auf den Boden gerichtet hatte.
Sarah entschuldigte sich bei Susanna und stieg die kleine Treppe hinauf, die zur Galerie führte.
„Miss Moore! Da sind Sie ja! Sie sehen aus wie eine Prinzessin!"
Tom strahlte.
„Miss Moore."
Mr. Millers Begrüßung fiel deutlich kühler aus, obwohl Sarah seine musternden Blicke spürte, die über ihren Körper glitten und an ihrem Dekolleté hängen blieben. Sogleich riss er sich jedoch von diesem Anblick los und schob die junge Frau, die bisher schweigend neben ihnen gestanden und Sarah mit großen Augen angestarrt hatte, einen Schritt nach vorne.
„Darf ich Ihnen meine Verlobte vorstellen? Das ist Miss Emily Highgrove. Ihr Vater ist ein sehr geschätzter und erfolgreicher Kollege von mir."
„Sehr erfreut, Miss Highgrove. Als Tochter eines Anwalts haben Sie doch sicher auch das "Saint Margret's Girls College" besucht? Ich war auf dieser Schule und viele meiner Mitschülerinnen stammten aus Advokaten-Familien."
Anscheinend hatte Sarah etwas Falsches gesagt, denn die junge Frau errötete und senkte rasch den Blick.
„Nein, ich ... ich hatte nur eine Hauslehrerin, bis ich fünfzehn war. Mein Vater ... hält nichts davon, wenn Mädchen Dinge lernen, die sie sowieso nicht verstehen. Er
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