Hot History Collection - History Romance im Doppelpack (German Edition)
konnte sie jetzt an Mr. Miller oder Francis denken? Am Altar wartete freundlich lächelnd Tom auf sie. Auch er schien nervös zu sein, denn seine Hände zitterten ein wenig, als er zur Seite trat, um ihr Platz zu machen. Ein verliebter Ehemann hätte wohl einen seligeren Gesichtsausdruck aufgesetzt, doch angesichts der Umstände spielte Tom seine Rolle recht gut, wie Sarah fand.
Sie konnte Simon nirgendwo entdecken- vermutlich hielt er sich irgendwo im hinteren Teil des Saales auf, in dem das Hauspersonal der Zeremonie beiwohnte.
Sarah fühlte sich ein wenig wie im Trance und konnte den salbungsvollen Worten des Geistlichen kaum folgen. Er sprach davon, dass die Ehe von Gott gewollt war, und erläuterte ausführlich die Pflichten einer guten Ehefrau. Als Tom ihr schließlich einen zierlichen Goldring mit einem Schmuckstein überstreifte, war sie fast überrascht, zwang sich aber zu einem Lächeln. Niemals hatte sie eine absurdere, unwirklichere Situation erlebt. Menschenmassen stürmten auf sie zu, schüttelten ihr die Hand, umarmten sie und redeten auf sie ein. Sie hatte das Gefühl, keine Lust mehr zu bekommen und befreite sich aus dem festen Griff einer schmuckbehangenen Lady, die ihr gerade fast schmerzhaft die Hand schüttelte.
„Bitte entschuldigen Sie mich kurz."
Sarah flüchtete so schnell es ihr pompöses Brautkleid zuließ in Richtung Salon, riss die Tür auf und ließ sich dort auf einen der Sessel sinken. Sie brauchte ein wenig Zeit für sich, um durchzuatmen. Erst jetzt wurde ihr klar, dass sich ihr Leben nun komplett ändern würde. Nicht einmal ihre Kleider konnte sie in Zukunft alleine anziehen, die aus mehrlagigen Stoffen bestehenden Kreationen mit komplizierten Verschlüsse waren ohne die Hilfe einer Zofe nicht zu bewältigen.
„Sind Sie geflüchtet, Lady Lancaster?"
Die spöttische Stimme, die Sarah aufschrecken ließ, gehörte John Miller. Er hatte hinter einem großen Bücherregal gestanden und war für sie daher bei ihrem Eintreten nicht zu sehen gewesen.
Sarah erhob sich. Sie kam sich ertappt vor, obwohl sie nichts getan hatte.
„Mr. Miller. Sie könnten recht haben. All diese für mich unbekannten Menschen, die auf mich einreden, mich beglückwünschen und mir Komplimente machen- ich bin dergleichen nicht gewohnt."
John nickte. „Willkommen in der Welt des schönen Scheins, Mylady. Wappnen Sie sich am besten frühzeitig. Oder bereuen Sie die Farce, auf die Sie sich eingelassen, etwa bereits?"
Sarah hörte deutlich den spöttischen Unterton in seinen Worten. Johns Antipathie ihr gegenüber hatte sich offensichtlich noch verstärkt, was durchaus auch mit dem Vorfall im Garten am Tag des Verlobungsballs zusammenhängen mochte, doch seine Ablehnung traf Sarah härter, als sie sich eingestehen wollte.
Um ihre Fassung kämpfend, sah sie ihm in die Augen. Es gelang ihr, ohne ein hörbares Zittern in ihrer Stimme zu antworten.
„Ich weiß, dass ich Fehler gemacht habe in meinem Leben. Wahrscheinlich haben Sie recht, wenn Sie mir vorwerfen, ich sei berechnend, vorlaut und unmoralisch. Es muss schwer sein für einen solch perfekten Menschen ohne Schwächen, wie Sie es offenbar sind, sich mit jemandem wie mir abzugeben. Und doch sprechen Sie in diesem Moment wieder mit mir. Sie fühlen sich offensichtlich sehr wohl in Ihrer Rolle als strenger Tugendwächter. Sie mögen es, Ihre vermeintliche Macht mir gegenüber zu betonen, während Sie nach oben buckeln wie eine Katze. Wenn es um Tom oder ihre anderen Klienten geht, schauen Sie auf einmal nicht mehr so genau hin, welchen Lebenswandel diese Menschen führen. Geld ist eine gute Methode, Sie über die Fehler anderer hinwegsehen zu lassen, ist es nicht so, John?"
Sarah unterbrach sich kurz, holte tief Luft und fügte hinzu:
„Was sagte Jesus noch zu seinen Jüngern? Ach ja: „Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein."
Einen Moment lang herrschte absolute Stille. Sarah konnte sehen, dass John über ihre Worte nachdachte. Dann hörte Sie ihn sagen:
„Wie klug Sie sind, Sarah- und gleichzeitig so unwiderstehlich sinnlich."
Er riss sie an sich und presste seine Lippen hart auf ihre. Eine Hitzewelle durchzuckte Sarahs Körper und instinktiv erwiderte sie seinen Kuss.
Dann löste er sich hektisch von ihr, drehte sich um und ließ sie allein zurück. Völlig verwirrt starrte sie ihm nach. Ihre Lippe brannte. Was hatte das nun wieder zu bedeuten?
Die Feier dauerte bis tief in die Nacht hinein, und als die letzten Gäste sich
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