Hot & Sexy 16
sich wieder zurück. „Meine Grandma! Unglaublich. Ich meine, Grandpa ist seit mindestens dreißig Jahren tot, und das ist das erste Mal, dass ich sie mit einem anderen Mann sehe. Es ist schon irgendwie lustig, finde ich.“
„Meine Eltern sind seit fünfundvierzig Jahren verheiratet“, sagte Baxter, dann warf er ihr einen aufmerksamen Blick zu. „Darf ich fragen, was mit deinen Eltern passiert ist?“
Caron wurde ernst. „Ich war erst fünf, als ich sie verlor. Mein Vater war Architekt. Er sollte in China seinen Vorschlag für ein großes Projekt präsentieren. Es war eine einmalige Chance, und er hat meine Mutter auf die Reise mitgenommen. Da ich noch so klein war, blieb ich mit Großmutter zu Hause.“ Sie atmete ein und wieder aus. „In China haben sie ein Flugzeug gechartert, um von einem Ort zum anderen zu fliegen, und, nun ja, dabei ist es passiert.“
Baxter sah Caron mitfühlend an. „Es musst hart gewesen sein, ohne sie aufzuwachsen.“
Sie hielt den Blick auf ihr Weinglas gerichtet und strich immer wieder mit dem Finger über den Stiel. Sie hatte lange, zartgliedrige Finger. Baxter fand einfach alles an ihr bezaubernd. „Ich glaube, in dem Alter ist es vielleicht noch einfacher, als wenn man später seine Eltern verliert“, erwiderte sie. „Ich habe zwar so ein leeres Gefühl in mir, aber nicht den Schmerz, den man empfindet, wenn man sich genau an jemanden erinnert, den man geliebt und verloren hat. Es ist eher so ein diffuses Gefühl, irgendwie undefinierbar.“ Sie lachte bitter. „Aber gleichzeitig fühle ich mich schuldig, weil ich so wenig empfinde. Immerhin verdanke ich ihnen, dass ich auf der Welt bin.“ Ihre Stimme klang jetzt belegt. „Manchmal macht mich das ganz verrückt. Dass ich mich zum Beispiel nicht genau an ihre Gesichter erinnere. Dann hole ich schnell das Fotoalbum und sehe nach.“ Sie sah Baxter forschend an. „Ich rede schon wieder viel zu viel.“ Sie schwenkte ihr Weinglas. „Der Wein ist schuld.“
„Dann danke ich dem Wein.“ Baxter hob sein Glas, als wolle er ihr zuprosten. Ihre Blicke trafen sich. Plötzlich schien es wärmer im Zimmer zu werden. Intime Erinnerungen bildeten ein unsichtbares Band zwischen ihnen. Schließlich brach Baxter das Schweigen. „Dass du ein gestörtes Verhältnis zu dem Wort ‚gut‘ hast, weiß ich ja schon“, scherzte er. „Aber ich würde gerne noch viel mehr über dich wissen.“ Sein Puls raste. Heiße Begierde durchströmte ihn. Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Schließlich gab er doch seinem Verlangen nach, griff um den Tisch herum nach ihrer Hand und zog Caron zu sich und auf seinen Schoß.
Ihm wurde zunehmend klar, dass das, was er vorhatte, nicht fair war. Sie löste einen Feuersturm in ihm aus, ein Verlangen, das nicht so schnell gestillt wäre. Aber wenn er eine Affäre mit ihr anfing, würde er sie mit in das Chaos reißen, in dem er sich gerade befand. Aber sie war so verdammt echt. Und genau das brauchte er jetzt. So sehr, dass es ihm schwerfiel, das Richtige zu tun. Das Richtige wäre, Caron in Ruhe zu lassen. Vielleicht könnte er ja sie dazu bringen, das Richtige zu tun. „Du solltest zusehen, dass du dich in Sicherheit bringst, Caron. Geh fort von mir, so weit wie möglich, bevor ich dich in etwas hineinziehe, womit du nichts zu tun haben willst.“
Sie neigte den Kopf. „Wegen der Anschuldigungen gegen deinen Stellvertreter?“
Seine Lippen wurden schmal. „Das hast du in der Zeitung gelesen, nicht wahr?“
„Nicht vor letztem Freitag“, versicherte sie. „Aber seitdem … ja … ich war neugierig genug, um über dich nachzuforschen.“
„Dann weißt du, weshalb ich am Freitagabend gezögert habe, mit dir zu tanzen.“
„Es muss schwierig für dich sein“, sagte sie. „Immer eine bestimmte Fassade aufrechterhalten, auch gegenüber denen, die dir vertrauen und sich darauf verlassen, dass du alles im Griff hast.“
„Die härteste Zerreißprobe meines Lebens“, erwiderte er spontan, trotz der warnenden Stimme in seinem Innern, dass er den Mund halten sollte. Die Wahrheit war, dass er niemanden hatte, mit dem er reden konnte, bis auf Caron. Alle anderen erwarteten von ihm, dass er die Krise bewältigen würde. „Meinem Vater macht das Ganze längst nicht so viel aus wie mir, aber er ist auch gerade auf Urlaubsreise in Europa – das ist weit weg von hier. Und Jett ist jemand, den ich immer als Freund betrachtet habe. Das macht alles noch schwieriger.“
„Jett“, sagte Caron.
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