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Hot Summer

Hot Summer

Titel: Hot Summer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Hart
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auf. Natürlich. Das tat ich immer, mich aufraffen. Ich schob das beiseite, was mich beschämte und mich unglücklich machte. Den Rest strich ich wieder glatt, damit es eine hübsche, perfekte Fassade ergab. Es wurde nur immer schwieriger, diese Fassade aufrechtzuerhalten.
    Claire wirkte viel entspannter, als ich zurück in das Behandlungszimmer kam. Sie hatte sich wieder angezogen und hielt einige Papiere in der Hand. Außerdem hatte sie eine süße Wickeltasche geschenkt bekommen, die mit Häschen und Enten bedruckt war.
    „Schau mal, Anne!“ Sie hielt die Tasche hoch, die mit Werbegeschenken vollgestopft war. „Ich hab Beute gemacht!“
    „Hübsch.“ Ich schaute in die Tasche. „Schnuller, Windeln … du bist jetzt bereit.“
    Sie lachte und schaute ebenfalls in die Tasche. „Ach, klar. Wenn das mal so einfach wäre.“
    „Bist du so weit? Können wir gehen?“
    Sie nickte und rieb sich den Bauch. „So langsam kann man was sehen. Ich habe Dr. Heinz gefragt, ob es das Baby ist oder die Eisbecher mit heißen Buttertoffees, die ich in letzter Zeit so gerne gegessen habe.“
    Ich trat einen Schritt zurück und musterte sie prüfend. Claire war immer die Dünnste von uns gewesen. Die Schwester mit dem Körper, den alle Männer stets großartig nennen würden. „Deine Brüste sind auch schon größer.“
    Sie wog eine in der Hand. „Hölle, du hast recht.“
    Ich schaffte es irgendwie, zu lachen, ohne dass es unnatürlich klang. „Dein Bauch ist noch nicht so groß.“
    Sie stand auf und drückte den Rücken durch, wandte sich mir so zu, dass ich sie von der Seite sehen konnte. Die kleine Wölbung war gut zu erkennen. „Schau dir das an.“
    „Eisbecher mit heißen Buttertoffees“, erklärte ich ihr, um sie zu necken.
    Sie zeigte mir den Stinkefinger. „Du bist ja bloß neidisch.“
    Ich brach das unangenehme Schweigen, das dieser Feststellung folgte. „Sag mir das noch mal, wenn du in den Wehen liegst, okay?“
    Claire schenkte mir ein ehrliches Lächeln. Kein Grinsen. Sie tätschelte meine Schulter. „Komm, großes Schwesterchen. Ich werde dich heute zum Mittagessen einladen.“
    „Wir können gerne essen gehen. Aber du brauchst mich nicht einzuladen.“ Ich folgte ihr aus dem Behandlungszimmer.
    Über die Schulter schaute sie zu mir zurück. „Keine Sorge. Ich habe ein bisschen Geld von …“ Sie wollte vermutlich wieder die Schimpfworte benutzen, mit denen sie ihn sonst belegte, aber im Wartezimmer waren viele Leute. „Von ihm. Ich kann mir schon einen Burger und Pommes leisten.“
    „Schön.“ Als ich mich an einer Sprechstundenhilfe vorbeischlängelte, die einen Stapel Akten trug, rief Dr. Heinz hinter uns meinen Namen. Ich drehte mich um. „Ja?“
    „Kann ich Sie für einen Moment sprechen?“ Sie machte eine einladende Geste, und wir betraten einen kleinen Behandlungsraum. „Da Sie schon mal mit Ihrer Schwester hier sind, habe ich kurz in Ihre Akte geschaut. Ich kann Ihnen schon heute Ihre Spritze geben, dann brauchen Sie in vier Wochen nicht wiederkommen, wenn Sie wollen.“
    Es war aufmerksam von ihr, das anzubieten, und ich hätte beinahe zugestimmt. Aber nach kurzem Nachdenken, das sich für mich wie eine Ewigkeit anfühlte, schüttelte ich den Kopf. „Nein, danke. Ich werde aufhören, die Spritze zu nehmen.“
    Sie lächelte. „Sollen wir einen Termin machen, um eine andere Verhütungsmethode für Sie zu besprechen?“
    Ich erwiderte ihr Lächeln. „Nein. Mein Mann und ich werden versuchen, ein Kind zu bekommen.“
    „Ah.“ Sie nickte. „Ich werde Ihnen ein Rezept ausstellen, das Sie einlösen können. Nichts Besonderes, aber gut für die Vorbereitung auf eine Schwangerschaft. Okay?“
    Das war für mich in Ordnung. Wir reichten uns die Hände, und sie wünschte mir viel Glück. Claire und ich gingen anschließend essen, und sie bezahlte die Rechnung. Wir redeten über viele Dinge, doch später konnte ich mich nicht mehr daran erinnern, worüber wir geredet hatten.
    In den nächsten zwei Wochen redeten James und ich zwar miteinander, doch wir sagten nichts. Nicht über Alex, der, soweit es unseren Haushalt betraf, genauso gut nie existiert hatte. Und auch nicht über vieles andere. Unsere Gespräche waren knapp, freundlich und neutral. Ich konnte mich später nicht daran erinnern, worüber wir redeten. Vermutlich lag es daran, dass ich nicht aufmerksam genug war. Wenn ich James ansah, erinnerte mich das so sehr an Verrat, obwohl ich nicht genau sagen konnte, wer von uns

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