Hot Summer
mitbringen?“
„Nein.“
Er drückte mich mit sanften Händen und ging. Ich schrubbte die Teller, bis meine Finger wehtaten. James kam erst viel, viel später wieder heim. Er roch nach Bier und Zigaretten.
Ich fragte ihn nicht, wo er gewesen war.
Da es nur noch zwei Wochen bis zum Hochzeitstag meiner Eltern waren, erwartete ich, dass das Leben nun hektischer wurde. Auf jeden Fall schien es auf meine Schwestern diese Wirkung zu haben. Es gab eine Menge Anrufe, die hin und her gingen, und alle drehten sich um den Caterer, die Dekorationen und darum, wer was besorgte. Ein paar Monate zuvor wäre ich vielleicht genauso gestresst und aufgedreht wie die anderen drei gewesen, egal ob ich das nun zeigte oder nicht. Aber jetzt ging ich die ganze Angelegenheit erstaunlich ruhig an.
„Es ist alles in Ordnung“, versicherte ich Patricia, die beinahe in Tränen ausbrach, weil sie sich nicht entscheiden konnte, ob sie in dem Fotoalbum Platz für Einträge der Gäste freilassen sollte. „Füge einfach noch ein paar Seiten ein.“
„Aber dann muss ich das Buch irgendwo hinlegen, wo die Leute sich eintragen können. Und irgendwer schafft es bestimmt, Barbecuesoße darüberzuspritzen!“, heulte sie. „Es wird danach schrecklich aussehen!“
Ich klemmte das Telefon zwischen Schulter und Ohr, während ich in dem Topf rührte, in dem eine Hühnersuppe vor sich hin köchelte. Ich hatte nicht viel Hunger. James hatte angerufen und mir gesagt, er würde spät heimkommen. Ich hatte ihn nicht gefragt, warum.
Patricia klang müde, aber immerhin hatte sie mir erzählt, dass sich die Dinge mit Sean zum Besseren wendeten. Er hatte das Geld für die Hypothekenrate aufgebracht, auch wenn sie mir nicht erzählte, woher er es hatte. Er kam inzwischen wieder früher heim, versäumte seine Arbeit nicht und hielt sich von der Rennbahn fern. Außerdem hatte er zugestimmt, sich psychologische Unterstützung zu holen. Und auch wenn sie bisher nicht zur Beratungsstelle gegangen waren, klang das alles besser als vor einigen Wochen.
„Du nimmst einfach immer nur eine Seite aus dem Album und legst sie für die Gäste auf den Tisch, damit sie ihre Glückwünsche draufschreiben können“, schlug ich vor. „Und während der Party schaust du immer nach. Wenn die Seite voll ist, legst du eine andere aus. Auf diese Weise kommen nur die Seiten ins Album, die wirklich vollgeschrieben sind, du wirst keine leeren Seiten haben und kannst das Album irgendwo aufbewahren, wo niemand was draufkleckern kann.“
„Ich glaube, das kann funktionieren.“ Sie seufzte. „Ich werde so froh sein, wenn die Party vorbei ist.“
„Ich denke, das werden wir alle sein. Es war bisher ein sehr anstrengender Sommer.“
„Wem sagst du das.“ Patricia lachte kläglich. „Ich denke, die Einzige, die in diesem Sommer nicht von irgendwelchen Katastrophen heimgesucht wurde, bist du.“
„Ich Glückliche.“
„Ich hab keine Ahnung, was Claire machen wird“, fuhr sie fort. Sie bewegte sich von den Partythemen und dem Fotoalbum weg und in die viel interessanteren Fahrwasser der schwesterlichen Tratscherei. „Sie ist doch noch längst nicht so weit, ein Kind zu bekommen. Aber sie hat gesagt, sie will es behalten, und sie scheint gut drauf zu sein. Ich hätte ihr das nie zugetraut, Anne, aber im Moment macht sie wirklich alles richtig.“
„Das stimmt.“
„Aber Mary … Ich weiß nicht, was mit ihr los ist, diese ganze Geschichte mit Betts und dass sie jetzt zusammenziehen wollen. Was, wenn es nicht funktioniert? Ich meine, ich weiß schon, sie versucht Geld zu sparen. Aber … was, wenn es nicht funktioniert?“
„Patricia, ich bin mir sicher, Betts und sie haben gründlich darüber nachgedacht.“
Patricias Seufzen klang selbst durchs Telefon sehr laut. „Es ist nur total verrückt, finde ich.“
„Ach, Pats. Komm schon.“
„Na ja, zumindest wissen wir, dass sie nicht schwanger wird.“
Ihr trockener Kommentar traf mich bis ins Mark. Es dauerte eine Sekunde, ehe ich auflachte, aber dann rissen die Lacher gar nicht mehr ab. Am anderen Ende der Leitung begann auch Patricia zu lachen. Wir lachten gemeinsam, und es fühlte sich so gut an, dass ich gar nicht bemerkte, wie mein Lachen in Weinen überging. Erst das markante Piepen eines wartenden Anrufs in der Leitung riss mich aus dem Lachen und Weinen.
„Warte mal, ich bekomme einen zweiten Anruf“, sagte ich. Meine Stimme klang heiser.
„Anne. Du musst sofort zu uns rüberkommen.“
Im ersten
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