Hot Summer
beiden den anderen betrogen hatte und wer betrogen worden war.
Jede Nacht liebten James und ich uns mit einer Heftigkeit, die nichts mit Sehnsucht zu tun hatte. Wir fickten schnell und hart. Ich kam jedes Mal. Ich wusste genau, warum ich das hier tat. Ich fragte James nicht, warum er so auf mich reagierte, warum er mich mit seinem Mund, seinem Schwanz und den Abdrücken seiner Hände brandmarkte. Unser Vögeln ließ mich verletzt und zerschunden zurück. Ich wollte, dass dieser Sex mich erfüllte, aber er ließ mich genauso leer zurück wie zuvor.
Ich weiß nicht, wie Evelyn herausfand, dass Alex nicht mehr da war, aber sie begann wieder, dreimal die Woche anzurufen. Ich ließ James ans Telefon gehen. Wenn er nicht zu Hause war, ließ ich den Anrufbeantworter ihren Anruf entgegennehmen, und ich löschte ihre Nachrichten, ohne sie mir anzuhören. Wenn er fragte, ob es mir was ausmachte, wenn seine Eltern zum Abendessen vorbeikamen, sagte ich, es mache mir nichts aus. Aber wenn sie kamen, täuschte ich Kopfschmerzen vor und blieb in meinem Zimmer, bis sie fort waren.
„Vielleicht sollte Anne mal zum Arzt gehen“, hörte ich sie sagen, als sie zum zweiten Mal zum Essen kamen und ich dieselbe Entschuldigung benutzte. Ihre Stimme trug von der Küche durch den Flur bis in mein Schlafzimmer und dröhnte wie ein Schlagbohrer in meinen Ohren. „Sie ist in letzter Zeit oft krank.“
Ich wartete nicht auf James’ Antwort, sondern schloss mich im Badezimmer ein. Ich stand unter der Dusche, bis das heiße Wasser aufgebraucht war. Als ich aus dem Badezimmer kam, waren seine Eltern gegangen.
Am nächsten Tag, als ich an der Spüle stand und das Geschirr wusch, das er vom Vorabend stehen gelassen hatte, sprach er mich plötzlich an.
„Anne.“
Ich drehte mich nur halb zu ihm um, weil meine Hände im Seifenwasser beschäftigt waren. Und weil ich ihm nur meine halbe Aufmerksamkeit schenken wollte. Die halbe Anne.
„Wirst du je wieder glücklich sein?“
Ich brauchte lange, ehe ich antworten konnte. Und alles, was ich zustande brachte, war ein Schulterzucken. Ich wandte mich wieder dem dreckigen Geschirr zu. „Ich weiß nicht, was du meinst.“
Er seufzte. „Wirst du je wieder für mich lächeln?“
Ich schüttelte meine Hände ab und streifte Schaumreste herunter, ehe ich sie abtrocknete. Dafür nahm ich mir besonders viel Zeit, trocknete jeden einzelnen Finger ab. Dann schaute ich ihn an. Mein Lächeln war hart und schneidend.
„Du meinst so?“
„Das habe ich nicht gemeint.“ Er wirkte plötzlich kleiner als noch vor ein paar Minuten.
Ich versuchte es erneut, so wie ich schon so viele Male für ihn gelächelt hatte. Meine Lippen verzogen sich, ich spürte sogar die feinen Fältchen in meinen Augenwinkeln. Langsam und locker. Ein Lächeln.
„So?“
Empfindungen flackerten in seinen Augen auf. Ein Strom von Emotionen, die so schnell über ihn hinwegrauschten, dass ich sie kaum mit einem einfachen Lächeln hätte hervorrufen können. Selbst wenn ich es gewollt hätte.
„Das sieht mehr nach dir aus, ja.“
Ich drehte mich wieder zur Spüle um. Hinter mir hörte ich, wie er näher trat. Alles an mir spannte sich an, ich erwartete seine Berührung.
„Wirst du mich je wieder so anlächeln wie gerade eben?“
„Ich habe es doch getan, James.“
„Wirst du es auch je wieder so meinen?“
Meine Finger glitten durch Seifenschaum und Schmutz. Ich umfasste den Schwamm und begann, die Pfanne zu schrubben, immer und immer wieder. Mit dem ewig kreisenden Schwamm versuchte ich, mich zu hypnotisieren. „Ich weiß es nicht.“
Als er seine Hände auf meine Schultern legte, versteifte ich mich. „Ich wünschte, du würdest es tun.“
Ich wollte mich gegen ihn lehnen, wollte mich an ihn verlieren und wünschte mir, er könnte mich mit seiner Berührung einfach beruhigen. Aber ich bewegte mich nicht. „Ich auch.“
Er küsste den Teil meiner Schulter, der durch den Halsausschnitt meines T-Shirts freigelegt war. Meine Hände schmerzten, weil das Spülwasser zu heiß war, und ich legte sie auf die Seiten des Spülbeckens. Der Geruch nach frischer Zitrone und dem Abendessen des Vortags umspielten mein Gesicht. Ich schloss meine Augen und wartete darauf, dass James die Arme um mich legen und mich an sich ziehen würde. Er sollte mich zwingen, ihm zu vergeben. Damit auch ich mir vergeben konnte.
„Ich werde mich mal auf den Weg machen, ich brauche ein neues Paar Arbeitsschuhe. Kann ich dir irgendwas aus der Stadt
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