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Hot Summer

Hot Summer

Titel: Hot Summer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Hart
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gestanden hätte, dass sie herumschnüffelte. Ich wäre vermutlich sogar beiseitegetreten und hätte sie gehen lassen, wenn sie einfach gesagt hätte, dass es ihr leidtat und dass sie einen Fehler gemacht hatte. Aber meine Schwiegermutter gestand keine Fehler ein. Ein hübscher, kleiner Charakterzug, den sie an ihren Sohn weitergereicht hatte.
    Sie ging nicht so weit, sich an mir vorbeizudrängeln, und so standen wir in dieser Pattsituation voreinander. Ich war größer als sie, aber dafür war sie breiter.
    „Sieht das für dich wie ein Fotoalbum aus?“
    Heißes Rot stieg an ihrem Hals und ihren Wangen hinauf. Ich war froh, sie endlich mal so zu sehen. Sie wand sich wie ein Wurm am Haken. Ausnahmsweise schaffte ich es, dass sie sich unwohl fühlte, und nicht umgekehrt.
    „Sieht das wie ein Fotoalbum aus?“
    „Nein!“
    „Und warum hast du es dir dann genommen?“
    Ihr Mund bewegte sich, aber sie wollte nicht zugeben, dass sie etwas falsch gemacht hatte. „Du willst mich doch nicht etwa beschuldigen, herumgeschnüffelt zu haben?“
    „Ich denke, es ist keine bloße Anschuldigung. Ich denke, es ist die Wahrheit.“
    Sie grinste spöttisch. Ich bin mir sicher, sie fühlte sich in ihrer Empörung im Recht. Die meisten Leute, die wissen, dass sie etwas angestellt haben, schaffen es irgendwie, sich zu rechtfertigen.
    „Du bist eine respektlose …“
    Ich verlor die Beherrschung. Das letzte bisschen, das mir geblieben war. Die letzten, zerfetzten Reste meiner Selbstbeherrschung lösten sich in nichts auf. Wenn mein Haar sich in Schlangen verwandelt hätte, die sich wanden und zischend ihr Gift versprühten, hätte es mich nicht gewundert.
    „ Wage es nicht, mich respektlos zu nennen. Du bist in mein Haus gekommen, während meiner Party, und du hast dir Zugang zu meinem Zimmer verschafft und damit meine Privatsphäre verletzt. Wage es nicht, mir von Respekt zu reden, denn davon verstehst du überhaupt nichts.“
    In meiner Wut musste ich ein schrecklicher Anblick für sie sein. Ich wusste, wie sehr ich Evelyn damit ins Taumeln brachte. Sie muss gedacht haben, ich wollte sie schlagen, obwohl ich noch nicht mal meine Stimme erhob.
    „Du versuchst, mich als eine böse Person darzustellen, und das werde ich nicht dulden!“, schrie sie empört. Krokodilstränen glitzerten in ihren Augen.
    „Ich denke nicht, dass du böse bist“, sagte ich mit einer Stimme, die so kalt wie Eis war. „Ich denke, du bist unbeschreiblich arrogant und von dir selbst überzeugt. Wenn du wirklich denkst, dass du nicht im Unrecht bist, dann vermute ich, du musst auch noch dumm sein.“
    Sie öffnete den Mund. Nichts drang über ihre Lippen. Ich hatte etwas getan, von dem ich immer gedacht hatte, es wäre unmöglich. Ich hatte Evelyn sprachlos gemacht. Es dauerte nur einen Moment, aber dieser Moment war unermesslich süß.
    „Ich würde sagen, ich kann kaum glauben, dass du so etwas zu mir sagst“, erwiderte sie im Tonfall einer Frau, die sich soeben mit Benzin übergossen hat und das entflammte Streichholz in der Hand hielt. Eine Märtyrerin.
    War es falsch von mir, wenn ich vermutete, dass auch sie eine besondere, private Befriedigung aus dieser Unterhaltung zog? Dass es sie irgendwie erleichterte, weil sie mit dem, was sie über mich dachte, recht hatte? Dass ich mich so verhielt, wie sie es immer von mir gewusst hatte? Ich behandelte sie schrecklich, und daher konnte ihr Vergeben und ihre Gnade als löblicher Akt betrachtet werden? Weil sie es vielleicht schaffen würde, sich zu retten, wenn es ihr nur gelang, sich im Zaum zu halten?
    Aber nein. Sie griff mich ihrerseits an.
    „Aber ich vermute, du kannst es auch gar nicht besser wissen“, fügte sie mit dem einfältigen, scheinheiligen Tonfall hinzu, der mich immer wieder bis zum Erbrechen nervte. „Wenn man deinen familiären Hintergrund in Betracht zieht.“
    Ich war fertig mit ihr. Von diesem Punkt an gab es kein Zurück mehr. Keine Beruhigung, keine Suche nach einem Weg, dieses Gespräch wieder in ruhige Bahnen zu lenken. Ich war fertig.
    „Zumindest verstehen wir in meiner Familie, wie man sich im Haus eines anderen verhält. Und du hast kein Recht, meine Familie zu verurteilen“, erklärte ich ihr. Meine ruhige Abweisung schien sie mehr zu entflammen, als es meine Wut konnte. Sie konnte sich gegen diese ruhige Ablehnung nicht so auflehnen, wie sie es gegen meinen Zorn getan hätte. „Nicht in meinem Haus. Nicht vor mir. Du solltest besser gehen.“
    „Du kannst mich

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