Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hot Summer

Hot Summer

Titel: Hot Summer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Hart
Vom Netzwerk:
aus.“ Claire reckte beide Daumen in die Höhe. „Im Frühling wird es eine wahre Pracht sein.“
    Es war schwierig, in den Beeten mit nackter Erde die kommende Schönheit zu sehen. Ich hatte Schwierigkeiten, mir vorzustellen, wie die trockenen, papiernen Blumenzwiebeln, die ich gepflanzt hatte, in den großen Büscheln blühen würden, wie sie auf den Zwiebeltüten abgebildet waren. Ich war froh, meine Schwester zu haben, die diese Zuversicht zeigte.
    Wir blickten beide auf, als die Reifen auf dem Kies knirschten. Ich erwartete James, aber das blaue Auto, das in die Einfahrt fuhr, kam uns nicht bekannt vor. Zumindest nicht mir.
    „Das ist Dean!“
    Ich kannte Claires Blick, wenn sie ganz enthusiastisch auf Filme, Rockstars oder Fernsehshows reagierte. Den Ausdruck auf ihrem Gesicht, mit dem sie nun den jungen Mann musterte, der aus dem Auto auf unserer Ausfahrt stieg, hatte ich jedoch noch nie an ihr gesehen. Sie strahlte übers ganze Gesicht. Und mir fiel noch etwas anderes auf: Wie sie, beinahe reflexartig, ihre Hände auf ihren Bauch legte.
    Sie wandte sich an mich. „Hmmm … Macht es dir was aus, wenn ich nicht zum Abendessen bleibe? Ich hatte nicht gedacht, dass er so früh von der Arbeit kommt.“
    Ich hob eine Augenbraue. „Dean?“
    Sie errötete tatsächlich, etwas, das ich bei ihr bisher nie erlebt hatte. Nie. „Er ist ein Freund.“
    „Ach so. Ja.“
    Er kam auf uns zu, die Hände in den Hosentaschen. Groß und schlank, mit sandfarbenem Haar und einer Horde Sommersprossen, die sich auf seiner Nase tummelten. Dean war nicht der Emo-Gothic-Typ, den Claire normalerweise bevorzugte. Andererseits passte der Direktor einer örtlichen Schule auch nicht in ihr Profil.
    „Claire“, sagte Dean. Er hatte einen leichten, südlichen Akzent. „Ich habe heute früher Schluss gemacht. Dachte, ich frag mal, ob du nicht doch mit mir zu Abend essen willst.“
    Er schaute mich an, dann streckte er mir seine Hand entgegen. „Hi. Ich bin Dean.“
    Er hatte einen festen, warmen Händedruck, den ich erwiderte. „Anne. Claires Schwester.“
    Sie verdrehte die Augen, „Mann, Anne, als hätte ich ihm das nicht schon gesagt, als ich ihm erklärte, wo ich sein würde und wie er hierherfindet.“
    Dean hatte ein süßes Lächeln, das feine Lachfältchen in seine Augenwinkel zauberte. Er schaute meine Schwester an, als wäre sie etwas Wertvolles. Er war mir auf Anhieb sympathisch.
    „Claire wollte eigentlich mit uns zu Abend essen“, sagte ich und spielte die Spielverderberin. „Aber du kannst gerne bleiben.“
    Sie antworteten gleichzeitig: Er sagte: „ja, gerne“, während sie entschieden „nein, danke“ sagte. Sie hielten inne und schauten einander an, dann sagte jeder das, was der andere zuvor geantwortet hatte. Wir lachten.
    „Entspann dich“, beruhigte ich Claire. „Ich werde dich nicht in Verlegenheit bringen. Ich versprech’s. Und James wird sich auch benehmen.“
    Die Wahrheit war: Ich wollte nicht allein mit meinem Mann zu Abend essen. Einen Puffer zwischen uns zu haben, machte es einfacher, mit der Spannung zurechtzukommen. Wenn wir allein waren, hatten wir uns angewöhnt, lange zu schweigen. Es war kein wütendes Schweigen … eher traurig. Ich war nicht sicher, was im Moment mit uns passierte. Es fühlte sich nicht an, als wenn es zwischen uns vorbei wäre. Aber leider fühlten wir auch nicht viel anderes.
    Claire zögerte. Ich hatte bereits ein paar ihrer früheren Dates kennengelernt, hin und wieder auch mal einen festen Freund, aber obwohl sie oft mit ihrem aktiven Sexleben angab oder mehr mitteilte, als man wissen wollte, behielt sie das Wichtige immer für sich. Wir hatten sie oft damit aufgezogen, dass sie sich ihrer Schwestern schämte, und ahnten dabei, dass da sehr viel Wahres dran war.
    „Mir würde es nichts ausmachen“, sagte Dean.
    Ich fragte mich, wie lange sie sich inzwischen mit ihm traf und welche Sorte Mann wohl anfing, sich mit einer schwangeren Frau zu treffen. „Es gibt Lasagne, Claire. Und Knoblauchbrot.“
    Sie seufzte und legte eine Hand auf ihren Bauch. „Ja, genau. Das nennt man Bestechung. Meine Schwester macht die beste Lasagne der Welt, Dean. Und Knoblauchbrot, für das es sich lohnt, zu sterben.“
    „Das ist mein einziges Talent“, erklärte ich ihm.
    Er lächelte uns beide an. „Dann klingt das nach einem guten Plan, oder nicht?“
    Claire kaute kurz auf ihrer Unterlippe herum, dann nickte sie. „Also gut. Aber frag Anne nichts über meine Zeit als Kind und

Weitere Kostenlose Bücher