Hot Summer
brachte mich zum Husten. Sie drehten sich zu mir um. Ein träges Lächeln breitete sich auf zwei Gesichtern aus. Wenn sie nebeneinander saßen, konnte ich die Unterschiede sehen. Sie waren einander nicht so ähnlich, wie ich gedacht hatte.
„Willkommen zu Hause.“ James nahm die Zigarre aus dem Mund. „Komm her.“
Ich suchte mir einen Weg zu ihm; die Sofakissen waren achtlos auf den Boden geworfen worden, darüber waren Teile einer Zeitung verstreut. Ich beugte mich zu ihm hinunter und küsste ihn. Er schmeckte nach Rauch und Lakritz.
„Was trinkt ihr?“ Jetzt, da ich so dicht neben ihm stand, konnte ich es riechen. Anis. Seine Augen strahlten und waren leicht gerötet.
James lachte und schaute in eine andere Richtung. „Ähm, Absinth.“
Ich schaute mir die Flasche genauer an. Auf dem Etikett war eine Elfe abgebildet, die ein grünes Kostüm trug. „Absinth? So wie in Moulin Rouge ? Ihr trinkt wirklich Absinth?“
Ich nahm die Flasche, während James und Alex lachten wie kleine Jungen, die mit den Händen in der Keksdose erwischt wurden und wussten, dass sie viel zu bezaubernd waren, um in Schwierigkeiten zu geraten. Ich sah den Löffel, den Zucker und das Feuerzeug, das danebenlag.
Dann schaute ich Alex an. „Ist das nicht illegal?“
„Es ist illegal, Absinth zu verkaufen“, sagte er. „Ihn zu trinken ist legal.“
„Aber … Ist nicht echter Wermut drin? Ich meine … Ist Absinth nicht giftig?“ Ich reichte Alex die Flasche, weil er die Hand danach ausstreckte.
Er gab etwas von der knallgrünen Flüssigkeit in das Glas und legte zwei Zuckerstückchen auf den Löffel. Er tauchte einen Finger in den Absinth und tropfte die Flüssigkeit auf den Zucker. Dann entzündete er das Feuerzeug und hielt die Flamme unter den Löffel. Die Flamme wurde blau und der Zucker begann zu schmelzen. Mit der freien Hand griff er nach einem Glaskrug mit Wasser und goss etwas davon über den Zucker, der sich auflöste. Die grüne Flüssigkeit im Glas wurde milchig weiß. Er rührte die Flüssigkeit um und reichte mir das Glas.
„Versuch es.“
„Sie trinkt nicht“, sagte James, obwohl ich das Glas bereits in der Hand hielt.
„Ich weiß, dass sie nicht trinkt.“ Alex lehnte sich auf der Couch zurück.
Sie beobachteten mich. James sah neugierig aus, als würde er abwarten, was passierte. Aber Alex’ Gesichtsausdruck war rätselhaft. Ich ließ die Flüssigkeit im Glas kreisen.
„Was passiert, wenn man es trinkt? Wird man davon high?“
„Die Bohemiens haben Absinth getrunken.“ Alex zündete das Ende seiner Zigarre wieder an.
„Als ich das letzte Mal nachgeschaut habe, waren wir keine Bohemiens.“ Aber ich stellte das Glas nicht beiseite. Es roch gut.
„ Vive la décadence !“, rief Alex übermütig, und James lachte.
Ich schaute meinen Mann an, der sich definitiv nicht wie er selbst verhielt. Sein Blick glitt über Alex’ Gesicht wie ein Schmetterling, der von einer köstlichen Blume kostete. Immer in Bewegung. Dann schaute er mich an und streckte die Hand nach mir aus, um mich auf die Couch neben sich zu ziehen.
Absinth schwappte über meine Hand und ich leckte ihn ab. Ich hatte erwartet, den Alkohol durchzuschmecken, aber ich schmeckte nur feinen, schwarzen Lakritz. James schlang einen Arm um meine Taille und knabberte an meiner Schulter.
„Du musst nicht trinken, wenn du nicht willst, Liebes.“
„Ich weiß.“ Ich stellte das Glas nicht weg.
Alex holte sich ein neues Glas aus dem Schrank und mixte sich einen eigenen Absinth. Diesmal fügte er mehr von der grünen Flüssigkeit hinzu. Die Flamme auf dem Zucker züngelte höher. Wie Kinder, die bei einem Feuerwerk zusehen durften, machten wir „Oh!“ und „Ah!“.
„Bist du drin oder draußen?“, fragte Alex, als er sich wieder auf das Sofa warf. „Die einsamen Buben sind die wildesten.“
„Ich bin drin“, sagte ich.
Ich dachte, der Absinth würde brennen, aber er war warm und weich, als ich ihn trank. Es war ein bisschen, als würde ich Süßigkeiten essen. Süß. Ich wollte alles trinken, und darum stellte ich das Glas nach zwei Schlucken beiseite.
Alex sah es, aber er kommentierte es nicht. Wir spielten Karten, verspielten die Pennys, die wir aus der Weinkanne kippten, in der James seit Collegetagen Münzen hortete. Wir schummelten.
„Ich bin draußen!“, meinte Alex nach einiger Zeit und warf seine Karten auf den Tisch. „Ich hab nichts.“
Wir saßen inzwischen auf dem Fußboden, den niedrigen Tisch zwischen uns.
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