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Hotel Cosmos

Hotel Cosmos

Titel: Hotel Cosmos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Burke
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entlang und erreichten den Schatten der Kantine, die nach den Stunden rauher Fröhlichkeit unglaubhaft ruhig lag. In der Nähe des Haupttores konnten sie die Stimmen der Posten vernehmen. Sie entfernten sich und folgten der Linie des Zaunes, bis sie den Punkt erreichten, den Moxham ausgewählt hatte.
    Eine kleine Vertiefung schuf einen eigenartigen Winkel in dem geladenen Zaun und ließ einen Zwischenraum frei. Moxham zog unter seiner Kleidung eine kleine Gummimatte hervor, die er aus dem Schiff mitgenommen hatte, und hob den Draht vorsichtig an, bis die Lücke groß genug war, um hindurchzukriechen.
    „Verdammt gut“, murmelte er dabei, „daß sie sich nicht damit abgeben, teure Geräte hierherzuschaffen. Ein guter Schirmgenerator könnte eine Energiebarriere um das Lager legen, die niemand imstande wäre zu durchdringen. Aber derartige Umstände halten sie nicht der Mühe oder der Kosten für wert.“
    Sie befanden sich außerhalb des Zaunes.
    In schmutzigem Grau erstreckte sich die Landschaft unter dem reflektierten Licht der Zwillingsmonde – ferne Trabanten, die gleich matten, kleinen Laternen leuchteten. Die beiden Lebewesen, das eine von der Erde, das andere von dem größten Planeten Aldebarans, entfernten sich von den schwerbewachten Gärten und strebten dem sanftgeneigten Abhang eines felsübersäten Hügels zu. Geduckt erreichten sie seine Kuppe, krochen darüber hinweg, um sich nicht gegen den Horizont abzuheben, und kletterten auf der anderen Seite hinunter. Eine farblose, gewaltige Ebene lag vor ihnen.
    Moxham streckte die Hand aus. Eine kleine Frucht lag darauf. Delmo nahm sie vorsichtig entgegen.
    „Vergiß nicht – nur ein Biß“, schärfte ihm Moxham ein. „Einige Tropfen Saft auf deiner Zunge reichen zur Genüge. Die Wirkung sollte ungefähr fünf Minuten anhalten. Aber wenn du zuviel nimmst, stehst du stundenlang unter dem Einfluß der Droge – und dann brächte ich eins nicht mehr fertig: dich zurückzuhalten.“
    „Ich werde vorsichtig sein“, versprach Delmo aufrichtig.
    Seine Klauen krümmten sich um die Frucht, und er senkte einen seiner Fänge hinein. Moxham schob eine Hand in Deimos Gürtel und umklammerte seinen freien Arm mit der anderen.
    Delmo spürte den brennenden Saft auf der Zunge. Er schnappte nach kühlender Luft, aber die Säure schien sich tiefer zu fressen. Ihr Feuer rann mit Flammenzungen in sein Gehirn und begann hinter seinen Augen zu brennen. Er zwinkerte, um die Helligkeit zu vertreiben, die seinen Blick trübte; und dann erkannte er, daß diese Helligkeit Realität war und daß sie die Eindrücke eher enthüllte als verbarg.
    Obgleich das Licht der schwachen Monde nicht stärker geworden war, lag die Landschaft weitaus klarer vor ihm als zuvor. Die fernen Hügel hoben sich scharf ab, und prächtige Farben glühten auf dem Boden. Strahlender Purpur leuchtete mit königlicher Kraft von den Hügeln herüber und schien über die Ebene hin zu pulsieren, die sich selbst zu einem Glanz erhellt hatte, welchen Delmo nicht farblich einzustufen vermochte – er gehörte nicht in das ihm gewohnte Spektrum. Die Umgebung für etwas Außergewöhnliches, etwas Wunderbares war erschaffen. Delmo wartete. In dieser herrlichen Welt mußten Geschöpfe von außergewöhnlicher Schönheit und Vollkommenheit leben. Er wartete auf ihr Erscheinen. Jede schleichende Furcht, die ihn beseelt hatte, war von ihm abgefallen.
    Er studierte die hellen Konturen der Hügel. Dann überblickte er die Ebene zu seiner Rechten und zu seiner Linken.
    Aber keine Bewegung ließ sich erkennen.
    „Nun?“ forschte Moxham ungeduldig.
    „Noch hat sich nichts gezeigt“, versetzte Delmo.
    „Nichts? Willst du damit sagen, daß du keinen Unterschied verspürst – daß sich nichts mit dir ereignet hat?“
    „Ich sehe mit bemerkenswerter Klarheit“, gab Delmo Auskunft. „Mein Wahrnehmungsvermögen ist so scharf wie nie zuvor, und ich sehe Züge in der Landschaft, die mir zuvor verborgen waren.“
    „Ja, ich weiß, ich weiß. Aber wie steht es mit ihnen? Sind sie noch nicht aufgetaucht?“
    „Noch nicht“, bestätigte Delmo bedauernd.
    „Gewöhnlich brauchen sie nicht so lange, um sich einzustellen. Bist du sicher, daß du nichts siehst – keine Lichter, die sich wie Glühwürmchen bewegen? Nichts, was auf dich zukommt; nichts, das dich in die Sümpfe ruft?“
    „Nichts.“
    Moxham stieß einen ungeduldigen Laut hervor.
    Delmo wartete, doch nichts geschah.
    Und allmählich, während als Reaktion eine

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